Mit vielen Fotos: Exklusiver Blick ins Magazin des Löhner Museums

Löhne. Im Museum der Stadt Löhne gibt es in den Ausstellungsräumen schon eine ganze Menge zu sehen. Das ist jedoch nur ein kleiner Teil der Stücke, die das Museum aufbewahrt. Was nicht gezeigt wird, muss professionell gelagert werden – und zwar so, dass es im bestmöglichen Zustand bleibt. Wir haben zusammen mit Museumsleiterin Sonja Voss einen Blick ins Magazin geworfen. Rund 25.000 Museumsstücke sind dort verborgen – von der Taufhaube bis zum Eichenschrank. Die acht Räume, in denen diese Schätze lagern, waren ursprünglich einmal eine Wohnung im Obergeschoss des Museums. Voss hat in den vergangenen Jahren das Inventar systematisch sortiert und ordentlich kategorisiert, sodass sich die Stücke deutlich einfacher finden lassen. Vom vorherigen Karteikartensystem ist die zugehörige Liste auch in eine Excel-Tabelle gewandert. Das richtige Klima Gleich im Eingangsbereich findet sich das Textillager. &bdquo;Das Klima hier ist am stabilsten“, erklärt Voss. &bdquo;Textilien sind organisches Material. Das reagiert auf Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit sehr empfindlich.“ Synthetische Fasern sind in der Geschichte der Kleidung noch recht neu, die Stücke im Museum bestehen also meist aus pflanzlichen Fasern wie Leinen oder Baumwolle oder tierischen wie Wolle oder Seide. Ein Teil der textilen Museumsstücke lagert schon so, wie Sonja Voss es als ideal bezeichnet: In offenen Regalen, eingepackt in ein spezielles Material aus Baumwolle, das keine Feuchtigkeit an das Exponat lässt, aber dafür Luft zirkulieren lässt. Andere sind in gepufferte, säurefreie Kartons verpackt. Die älteren wurden teilweise per Hand gekalkt. Neben offenen Regalen gibt es auch geschlossene Schränke, nicht optimal, meint Sonja Voss, aber bei den begrenzten Möglichkeiten in einem kleinen Museum immerhin eine Variante, die Stücke geordnet unterzubringen. Damit sich keine Feuchtigkeit ansammelt, sind Prosorb Kassetten rund um die Museumsstücke verteilt: Kleine Kügelchen aus Silika-Gel entziehen der Umgebungsluft die Feuchtigkeit. Schlafmützen für die Hochzeitsnacht Bevor sie die Exponate aus ihrer Verpackung holt, zieht sich Sonja Voss Einweg-Handschuhe an. Vorsichtig entfaltet sie das Papier. Zum Vorschein kommen zwei Hauben. &bdquo;Das sind zwei Hochzeitsmützen“, erklärt Voss. Braut und Bräutigam hätten diese im Jahr 1927 nach der Hochzeitszeremonie zur Feier getragen. Auf der Mütze für ihn ist der Klapperstorch abgebildet, die seiner damals frisch Angetrauten macht mit weißer Spitze und zwei aufgenähten Röschen einen festlichen Eindruck. Dass die Hauben der klassischen Schlafmütze sehr ähnlich sehen, sei vermutlich Absicht. &bdquo;Das ist der Hinweis: Gleich geht’s ins Bett zur Hochzeitsnacht.“ Lesen Sie auch: Löhner Museum öffnet nach Umbau mit neuen Ideen Wenn sie da schon dem Museum überlassen worden wären, hätten die Mützen ganz wunderbar zur Sonderausstellung &bdquo;Die Liebe in Löhne“ gepasst. Diese könnte aber vielleicht noch einmal eine Neuauflage bekommen. &bdquo;Die Ausstellung fiel ja mitten in die Corona-Zeit. Wir haben schon von vielen gehört, dass sie sie damals leider nicht sehen konnten“, sagt Sonja Voss. Eine Wiederholung werde aber natürlich ein wenig anders. Zum Beispiel könnten zwei niedliche Hochzeitsmützchen zu den Exponaten gehören. Sammlung zum Thema &bdquo;Puddingschule“ wächst Auf einem guten Weg, in Zukunft einmal das Thema einer Sonderausstellung zu werden, ist auch die &bdquo;Puddingschule“. Nach einem Aufruf im vergangenen Jahr habe das Museum zahlreiche Materialien erhalten, berichtet Voss. Fotos, Dokumente und sogar ein Kochbuch von 1908, das eigens für die Schülerinnen der einstigen Hauswirtschaftsschule gedacht war, sind nun im Magazin verstaut. Auch einstige Schürzen sind dort zu finden: Grau fürs Putzen, grün für den Garten, weiß fürs Kochen und Servieren und blau für den Unterricht und andere allgemeinere Tätigkeiten. Noch ist allerdings einiges zu tun, bevor das alles von den Besucherinnen und Besuchern bewundert werden kann. Sonja Voss berichtet, dass sie im Archiv des einstigen Betreibers, der evangelischen Frauenhilfe, in Soest viele Akten gesichtet und abfotografiert hat. Dieses Material wird gerade gesichtet. &bdquo;Bevor es eine Ausstellung dazu gibt, würde ich diese Auswertung abwarten.“ Und dann gibt es ganz interessante historische Stücke, die im Magazin schlummern, sich aber für die Dauerausstellung nicht eignen und für die thematischen Sonderausstellungen zu eigenartig sind. Von außen sieht der kleine, schwarze Koffer nicht nach viel aus, in ihm verbirgt sich jedoch ein Stück Löhner Firmengeschichte der besonderen Art. Historischer Heilapparat &bdquo;Hermann Grohmann, Fabrik elektrischer Apparate“, steht auf einem Metallschild in der Mitte des geöffneten Koffers. Drumherum finden sich zahlreiche eigentümlich geformte Glasgebilde, die mithilfe eines Kabels – ebenfalls im Lieferumfang – an den Strom angeschlossen werden können, zur Anwendung auf der Haut. Diese damals beliebten &bdquo;Heilgeräte“ hat die Firma Grohmann scheinbar in den 20er-Jahren verkauft, bevor sie als Schraubenhersteller bekannt wurde – bis zur Insolvenz 2014. Lesen Sie auch: So war Weihnachten in Löhne vor 100 Jahren An anderer Stelle im Obergeschoss des Museums stehen alte Grafikschränke. &bdquo;Da befinden sich Materialien drin, an denen ich gerade arbeite.“ Alte Bilder zum Beispiel und Dokumente kommen zum Vorschein. Fotografien, aber auch Papier seien sehr empfindlich, berichtet die Museumsleiterin. Darum seien in Ausstellungen, so auch in Löhne, oft nur Repliken ausgestellt, während das Original fern von Licht und Feuchtigkeit fachgerecht aufbewahrt wird. Wenn empfindliche Originale in der Dauerausstellung ihren Platz finden, dann nur mit passenden Bedingungen, einer dicht abschließenden Vitrine etwa, in der die Luftfeuchtigkeit reguliert werden kann. &bdquo;Dann funktioniert das.“ Welche Lagerbedingungen ideal sind, hänge aber vom Material ab. Die ältesten unter den Museumsstücken Besonders robust seien interessanterweise nicht selten die ältesten unter den Museumsstücken. Zahlreiche solcher archäologischen Fundstücke lagern aktuell bei Sonja Voss im Büro. Sie sind gerade erst neu kategorisiert und eingeordnet worden. Geholfen haben dabei die Archäologen vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Scherben aus der Eisenzeit und andere Funde sind in beschrifteten Kartons sortiert. Zeitlich reichen die archäologischen Fundstücke bis ins Mittelalter. Sie sollen ab dem nächsten Jahr die Dauerausstellung verstärken, unter anderem in den historischen Epochen, zu denen bislang wenige Ausstellungsstücke zu sehen sind. &bdquo;Wir haben hier noch spannendes Material gerade zum Mittelalter oder auch zum 30-jährigen Krieg“, erklärt Sonja Voss. Auch ein Teil der Sonderausstellung &bdquo;Ritter und Burgen“ könnte in Zukunft dauerhaft zu sehen sein – und somit mehr Einblicke liefern in die Geschichte der Werrestadt.

Meistgelesen