Radschnellweg in Löhne kommt nur im Schneckentempo voran

Löhne. Das ehrgeizige Projekt, einen Radschnellweg zwischen Bielefeld und Minden zu bauen, stirbt einen stillen Tod. Die Stadt Löhne möchte die Planung wieder an Straßen NRW übergeben. Im Inhalt einer Pressemitteilung, die Straßen NRW mit dem Landesverkehrsministerium abgestimmt hat, können auch die größten Optimisten nichts erkennen, was Hoffnung auf baldige Umsetzung macht. &bdquo;Es ist kompliziert“ mit diesen drei Worten lässt sich die wortreiche Erklärung auf den Punkt bringen, warum es nur im Schneckentempo vorwärtsgeht. Da ist dann die Rede davon, dass der Radschnellweg ja streng genommen eine Landesstraße ist, die genauso aufwendig geplant werden muss, wie eine Straße, auf der Pkw und Lkw mit Tempo 70 oder schneller fahren dürfen. Die Verkehrsexperten haben dafür ein Regelwerk erschaffen, das auf mehr als 200 Seiten genau festlegt, wie ein Radschnellweg auszusehen hat. Natürlich muss er so breit sein, dass sich zwei Fahrräder dort begegnen können. Unbedingt muss auch ein Fußweg mit einer genau festgelegten Mindestbreite neben dem Radschnellweg verlaufen. Da spielt es keine Rolle, ob auf dem Gehweg häufig Fußgänger unterwegs sind. Das Land glaubt der Stadt nicht Das ist in Löhne an der Bünder Straße der Fall. Dort ist es besonders eng, weil der Bahndamm nur wenige Meter neben der Straße verläuft. Die Stadt hatte Straßen NRW vorgeschlagen, dort einen schmaleren Gehweg zuzulassen, weil dort nicht viele Fußgänger unterwegs seien. Die Reaktion von Straßen NRW ist symptomatisch für das Problem, das wir uns mit der überbordenden Bürokratie in Deutschland eingefangen haben. Es überrascht nur äußerst naive Menschen, dass die Landesbehörde der Einschätzung der Fachleute der Stadt nicht traut. Um das zu belegen, was alle Löhner wissen, die die Strecke kennen, musste eine Verkehrszählung durchgeführt werden. Das Ergebnis bestätigte, dass an der Bünder Straße nur wenig Fußgänger unterwegs sind. Der Weg darf schmaler werden. Dass sich durch solche und viele andere Auflagen die Planungen immer mehr in die Länge ziehen, ist kein Wunder. &bdquo;Dabei ist der Radschnellweg eigentlich nur ein besserer Radweg“, diese pragmatische Erkenntnis äußerte Löhnes Baudezernent Ulrich Niemeyer vor Kurzem im Gespräch mit der NW. Das sehen die Verantwortlichen in Düsseldorf offensichtlich anders. Dazu kommt, dass sich die Bemühungen, das Projekt nach vorne zu bringen, eher in Grenzen halten. In der Stellungnahme wird zwar betont, dass man verschiedene Initiativen ergriffen habe, das Projekt zu beschleunigen. Die Stadt Löhne ist vom Effekt dieser Initiativen nicht überzeugt. Sie zieht daraus die Konsequenz und will die Planungen Straßen NRW wieder ganz überlassen. Die Stadt hat den Glauben verloren Dieser Schritt ist aus Sicht der Stadt verständlich. Er sendet aber auch ein beunruhigendes Signal aus: Die Stadt hat den Glauben daran verloren, dass es in den nächsten Jahren zu einem erfolgreichen Abschluss kommen könnte. Dabei war eigentlich der Baustart in Bad Oeynhausen für dieses Jahr vorgesehen. Die Frage, ob damit in diesem Jahr noch zu rechnen sei, wurde in der Anfrage der NW nicht beantwortet. Da gilt die alte Weisheit &bdquo;keine Antwort ist auch eine Antwort“. Der Bad Oeynhausener Bürgermeister hat neulich mit Verkehrsminister Oliver Krischer wegen der schleppenden Planung telefoniert. Das Telefonat war die Reaktion des Ministers auf einen Brandbrief des Bürgermeisters. Der befürchtet, dass der Radschnellweg überhaupt nicht gebaut wird. Die Zweifel konnten wohl nicht ausgeräumt werden. Sollte es tatsächlich zum Bau kommen, wird vielleicht Minister Krischer oder seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger zur Eröffnung ein rotes Band durchschneiden. Statt sich für die tolle Leistung des Landes zu loben, sollte er oder sie sich entschuldigen, dass das Land so hohe Erwartungen geweckt hat. Besserung geloben sollte er oder sie lieber nicht. Dass es dazu kommt, glaubt keiner mehr.

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