Mit vielen Fotos: Gäste aus ganz Deutschland – Wie das Casino Royale Löhne prägte

Löhne. Willi Küppers wird im April 85 Jahre alt. Der gebürtige Bückeburger gehört zu denjenigen, die Löhne in den 70ern und 80ern entscheidend geprägt haben. Denn als Besitzer des &bdquo;Casino Royale“, einer hoch angesehenen und noblen Diskothek, hat er bei zahlreichen Löhnerinnen und Löhnern für feuchtfröhliche Nächte gesorgt. Auch wenn das Lokal später schließen musste, blickt Küppers heute zufrieden zurück. Das Abenteuer des 85-Jährigen beginnt in Petzen, einem Ortsteil von Bückeburg. Dort kommt er 1940 auf die Welt und hat schon als Kind ein Gespür für Musik: &bdquo;Mit elf oder zwölf Jahren habe ich abends immer das Radio mit ins Bett genommen und zugehört.“ Sein Vater wollte damals, dass er Beamter wird. Eine Idee, mit der Küppers nichts anfangen konnte, sodass er sich für eine Lehre als Industriekaufmann entschied. Auch das schien ihn aber nicht vollständig zu begeistern. Villa Meyer als Standort So kommt es, dass er einem Freund 1965 in Minden erzählt, dass er gastronomisch tätig werden wolle. Sein Freund wollte zu dem Zeitpunkt ein Lokal in Löhne eröffnen. Da er wegen der ungeklärten Abwassersituation keine Schankerlaubnis bekommt, lässt er Küppers die Räume übernehmen. 6.000 D-Mark erhält sein Freund dafür, sollte es zur Eröffnung kommen. Es handelt sich um das Erdgeschoss der Villa Meyer, 1884 erbaut für den Zigarrenfabrikanten Georg Meyer. &bdquo;Damals wohnten im ersten Stock noch Gastarbeiter“, erinnert Küppers sich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Villa als Treffpunkt britischer Offiziere genutzt: &bdquo;Als ich das übernommen habe, war noch das Schild ’London House’ angebracht.“ Heute befindet sich im Gebäude an der Oeynhausener Straße gegenüber des Rathauses das Standesamt. Willi Küppers ist zu dem Zeitpunkt erst 25 Jahre alt und kann auf keine großen Ersparnisse zurückgreifen. Also beginnt er mit einigen Freunden, im Innenraum den Originalzustand wiederherzustellen. &bdquo;Wir haben die nachträglichen Holzverkleidungen herausgerissen und die schönen Stuckarbeiten zum Vorschein kommen lassen“, erzählt er. Erklärung fürs Ordnungsamt Die Villa wird in der Zwischenzeit an einen Architekten verkauft. 1966 kommt es zum Durchbruch in der Abwasserfrage. Denn aus Zufall entdeckt Küppers die Klärgrube, kurz bevor an der Oeynhausener Straße die Kanalisation verlegt wird: &bdquo;Dann musste einfach nur noch der Anschluss gelegt werden.“ Für eine Diskothek braucht es selbstverständlich auch Möbel: &bdquo;Ich bin dann zu Löpoma und TKT gefahren und habe für Stühle und Tische angefragt.“ Nur einige Wochen vor Eröffnung im Dezember 1967 ein mutiger Zeitplan. Die Wände sollen Stoffbespannungen von Wülker erhalten, die Theke stammt von einem Löhner Tischler. Er kann alle Firmen von seiner Idee überzeugen und so nimmt das Projekt langsam Gestalt an. Derweil muss sich der junge Bückeburger auch um die Schankerlaubnis kümmern: &bdquo;Als ich zum Ordnungsamt gegangen bin, wussten die gar nicht, was eine Diskothek überhaupt ist.“ Er habe es dann mit einer Bibliothek verglichen, in die man gehe, um ein Buch zu lesen. In eine Diskothek gehe man, um Musik zu hören und dazu zu tanzen. Eröffnung Mitte Dezember 1967 ist es dann so weit und das &bdquo;Casino Royale“ öffnet das erste Mal seine Türen für etwa 60 bis 70 geladene Gäste. &bdquo;Der Grund für den Namen ist der damalige James Bond Film“, sagt Küppers. Die Eröffnung hätte allerdings fast ohne Tische stattgefunden, da die Möbelfabrik die Produktion dieser vergessen hatte. Als der zuständige Mitarbeiter dann an der Diskothek vorbeigefahren ist und die Menschen gesehen hat, hat er kurzerhand noch ein paar Tische als Ersatz besorgt. &bdquo;Das war schon eine Leistung, das zu eröffnen. Ich hatte ja überhaupt kein Kapital, sondern nur meine Überzeugungskraft“, resümiert Küppers. In der Umgebung sei eine Diskothek damals ziemlich einzigartig gewesen. Die Gäste seien aus Holland, Hannover, Minden und Herford gekommen: &bdquo;Aus Löhne kamen erst nur wenige, die dachten, das wär ein Puff.“ Autos stehen bis nach Gohfeld Mit der Zeit ist das Gerücht aber verschwunden und spätestens als der erste Stadtdirektor mit seiner Tochter regelmäßig die Diskothek besucht, ist das Thema erledigt. Im &bdquo;Casino Royale“ herrscht damals Krawattenpflicht, um Jugendliche mit Drogen fernzuhalten. Aufgrund der Nähe zur Stadtverwaltung war stets besondere Vorsicht geboten. Am Montag und Dienstag ruht das Lokal, mittwochs gibt es für Clubmitglieder etwa Käsebuffets. Donnerstags findet die internationale Hitparade statt, die mit regelmäßig neuen Songs aufwartet und für großes Besucheraufkommen sorgt. Die bis nach Gohfeld stehenden Autos sorgen für einige Probleme mit der Stadt. Freitags gibt es ältere Musik aus den 50ern und 60ern. Für Familien ist der Samstag reserviert. Die Woche endet mit Jazz-Bands, die am Sonntag für Stimmung sorgen. &bdquo;So ist das Leben“ Gegen 1970 wird Willi Küppers angeboten, die Villa zu kaufen. Das macht er mit Unterstützung seiner Bank auch und renoviert in den Folgejahren immer wieder. In den 80ern eröffnen dann die ersten Großraumdiskotheken. Und das &bdquo;Casino Royale“ in der Villa Meyer, in der im zweiten Stock seit 1979 eine Augenarztpraxis arbeitet, bewegt sich seinem Ende entgegen. Denn 1986 steht eine erneute Renovierung an. Die Stadt stoppt die allerdings aufgrund des Denkmalschutzes, unter das das Gebäude in dem Jahr gestellt wird. Nach einem Rechtsstreit und monatelanger Schließung mit ungewissem Ausgang kann das Casino Royale wieder eröffnen. &bdquo;Ich habe dann aber keine Besucher mehr bekommen können“, erzählt Küppers. 1988 muss die Diskothek ihre Türen schließen, die Stadt kauft die Villa im Anschluss. Küppers arbeitet einige Zeit befristet und erhält schließlich noch eine Festanstellung bei der Stadt. Mit 55 Jahren bekommt er 1995 noch einmal Zwillinge, um die er sich nach gesundheitlichen Problemen bei seiner Frau alleine kümmern muss. &bdquo;Das war die schönste Zeit meines Lebens, als ich meine Kinder großziehen konnte“, sagt Küppers. Bei der Stadt arbeitet er noch, bis er 65 Jahre alt ist. Heute bedauert er seine Entscheidungen nicht. &bdquo;So ist das Leben“, sagt er. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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