Verwirrung um die Müllentsorgung: Tonnen-Tausch sorgt für Hochbetrieb im Löhner Rathaus

Löhne. Das Telefon in Raum 210 des Löhner Rathauses steht in diesen Tagen nicht still. Fast schon im Minutentakt suchen Bürgerinnen und Bürger das Gespräch mit Roland Wieg. &bdquo;Wenn ich auflege, habe ich meist schon wieder ein paar verpasste Anrufe im Display“, sagt der städtische Abfallberater, dessen Tätigkeit rund um den Jahreswechsel eine ungeahnte Relevanz erfahren hat. Denn bei Wieg laufen die Fäden für den großen Austausch der Löhner Mülltonnen zusammen. Und damit auch sämtliche Fragen und Probleme, mit denen sich die Haushalte derzeit konfrontiert sehen. Dass die Löhner Restmüll- und Biotonnen einem groß angelegten Austausch unterzogen werden, hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten herumgesprochen. Nötig wurde das, weil nach mehr als 30 Jahren ein neues Entsorgungsunternehmen den Zuschlag für die Abholung des Abfalls bekommen hatte. Weil der Dienstleister auch die Tonnen bereitstellen muss, geht der Wechsel daher mit einem Austausch der Behälter einher. Wann die alten Tonnen eingesammelt werden Was aber zunächst einfach klingt, entpuppt sich in der Praxis als logistische Herausforderung. Schon nachdem im November die neuen Tonnen an rund 11.000 Grundstücke ausgeliefert wurden, gingen bei der NW erste Beschwerden ein – insbesondere, weil die alten Tonnen noch bis zum Jahresende genutzt werden mussten. Auch Roland Wieg bestätigt, dass sich einige Löhnerinnen und Löhner verstimmt zeigten, weil zeitweise mehrere Abfallbehälter auf ihren Grundstücken Platz finden mussten. Auch nachdem am 1. Januar das neue Entsorgungsunternehmen seinen Dienst in Löhne aufnahm. &bdquo;Anders lässt sich die Umstellung aber leider nicht umsetzen“, sagt Wieg. &bdquo;Es können schließlich nicht alle Tonnen gleichzeitig ausgegeben und eingesammelt werden.“ Lesen Sie auch: Löhner Traditionsfirma verliert nach 30 Jahren Auftrag für Müllabfuhr Entsprechend häufig wird dem Abfallberater auch in diesen Tagen noch die Frage gestellt, wann die alten Tonnen denn endlich eingesammelt werden und vom Grundstück verschwinden. &bdquo;Tatsächlich liegt das aber gar nicht in unserer Zuständigkeit“, sagt Wieg. Für die Organisation der Abholung sei das ehemalige Entsorgungsunternehmen &bdquo;Schulten+Sohn“ verantwortlich, deren Eigentum die betroffenen Behälter noch immer sind. &bdquo;Die kümmern sich darum“, sagt Wieg. Die Firma selbst hat bereits einen Zeitplan erstellt und nach eigenen Angaben in dieser Woche mit der Einsammlung begonnen. Bis Donnerstag, 9. Januar, werden demnach die alten Tonnen im Abfuhrbezirk 2 abgeholt, anschließend ist der Bezirk 5 an der Reihe. Bezirk 1: Ab kommenden Montag, 13. Januar, wird an vier Tagen der Abfuhrbezirk 1 abgefahren, danach ist das Unternehmen in Bezirk 3 unterwegs. Am Montag 20. Januar, geht es dann zum Endspurt: Bis Donnerstag, 23. Januar, soll die Abholung in Bezirk 4 abgeschlossen sein. Geleert werden nur noch die neuen Behälter Verwirrung aber gab es offenbar nicht nur um den Austausch an sich, sondern auch um die Abfuhr. Das zumindest hat Roland Wieg aus etlichen Telefonaten mit Bürgerinnen und Bürgern entnommen. &bdquo;Teilweise wurden im Dezember schon die neuen Tonnen benutzt und zur Abholung an die Straße gestellt“, sagt der Abfallberater. Weil da aber noch das alte Entsorgungsunternehmen für die Abfuhr zuständig war, wurden diese Tonnen nicht berücksichtigt. &bdquo;Sie durften schlicht nicht geleert werden.“ Noch häufiger passierte der umgekehrte Fall: Viele Löhner haben noch einmal die alte Biotonne gefüllt und im Januar zur Abholung bereitgestellt. Entleert aber wurden die ebenfalls nicht, weil der neue Entsorger dazu nicht berechtigt ist. Für Unmut sorgte das vor allem in Teilen von Löhne-Ort. &bdquo;Wann welche Tonne von welchem Entsorger geleert wird und wann eine Tonne nicht mehr gefüllt werden soll, ist bei uns nicht eindeutig angekommen“, schreibt etwa ein verstimmter NW-Leser, der am Steinsieker Weg wohnt. Auch interessant: Neue Mülltonnen für alle Löhner Haushalte: Das müssen Bürger für den Wechsel wissen Den Ärger kann Wieg zwar durchaus nachvollziehen. Er verweist aber auch auf Informationsschreiben, die an alle Löhner Haushalte verschickt wurden. Auch auf Flugblättern an den neuen Mülltonnen wurden die Bürger über die richtige Vorgehensweise unterrichtet. &bdquo;Daraus geht hervor, dass bis zum 31. Dezember die alten Tonnen geleert wurden, ab 1. Januar die neuen“, sagt Wieg. Ratsam sei es aus seiner Sicht nun, den Abfall aus den alten Tonnen in die neuen umzufüllen. &bdquo;Die können dann bei der nächsten Abfuhr entleert werden.“ Zudem müssten die alten Tonnen ohnehin leer sein, wenn sie vom vorherigen Entsorger eingesammelt werden. Hohe Nachfrage nach neuen Größen Die meisten Anrufe aber registriert der Abfallberater aus einem ganz anderen Grund. &bdquo;Unheimlich viele Bürger wollen plötzlich das Volumen ihrer Tonne ändern“, sagt Wieg. Für die Zeit des Austausches hatte die Stadtverwaltung diese Möglichkeit ausgesetzt, um die Prozedur nicht unnötig zu erschweren. Seit 1. Januar aber sind Änderungen der Behältergrößen wieder möglich. &bdquo;Da hat sich ein erstaunlich hoher Stau gebildet“, sagt Wieg. &bdquo;Offenbar haben beim Austausch einige gemerkt, dass sie mit ihrer Tonne nicht auskommen.“ Über die Gründe kann der Abfallberater derweil nur mutmaßen. Tatsächlich habe nämlich jeder Haushalt die Größe zugestellt bekommen, die er bislang bezahlt hatte. Wenn die nun nicht mehr ausreiche, könnte das ein Indiz für Schummeleien in der Vergangenheit sein. &bdquo;Zum Beispiel könnten Tonnen genutzt worden sein, die im Internet bestellt wurden oder von woanders mitgebracht wurden.“ Ein Ende des Betrugs Selten sind derartige Betrugsfälle nicht. In etwa 5 bis 10 Prozent der Abholungen werden sich laut Abfallberater deutschlandweit Leistungen erschlichen. In Löhne ist das nun deutlich schwieriger geworden, da die neuen Mülltonnen mit einem Chip ausgestattet sind. Damit einher geht die Einführung eines sogenannten &bdquo;Ident-Systems“. Das könnte Sie auch interessieren: In welche Richtung gehören die neuen Löhner Mülltonnen an die Straßen? Das ermöglicht der Stadt eine genaue Zuordnung der Behälter zu den jeweiligen Grundstücken. &bdquo;So werden nur Tonnen geleert, die auch tatsächlich dran sind.“ Bislang kam es nach Angaben des Abfallberaters häufiger vor, dass etwa Tonnen an Eckgrundstücken zweimal zur Abholung rausgestellt wurden. Auch wurden nicht abgeholte Tonnen reklamiert, die in Wahrheit nach der Leerung noch einmal befüllt worden waren. &bdquo;All das wird durch das neue System unterbunden“, sagt Wieg.

Meistgelesen