Verwirrung um EU-Richtlinie in Löhne: Wohin mit kaputten Textilien?

Löhne. Beim Gang zur Restmülltonne kommen derzeit nicht wenige Löhnerinnen und Löhner kräftig ins Grübeln. Insbesondere dann, wenn sie Textilien ausrangieren wollen. Denn was jahrzehntelang gang und gäbe war, wird seit Kurzem durch eine neue EU-Richtlinie auf die Probe gestellt. Die Frage, wie alte Kleidung, Gardinen und Co denn nun richtig entsorgt werden, schwebt dabei über allem – und ist selbst unter Experten nicht ganz einfach zu beantworten. Am Anfang steht ein bürokratisches Wortungetüm. &bdquo;Getrenntsammlungspflicht“, nennt sich der Begriff, der seit einigen Wochen die Runde macht. Gemeint ist damit eine Regelung für die Entsorgung von Altkleidern, die zum 1. Januar dieses Jahres in Kraft getreten ist. Ausrangierte Textilien sollen demnach vom üblichen Hausmüll getrennt werden – ähnlich, wie es mit Altpapier oder Altglas schon längst gehandhabt wird. Im Sinne der Nachhaltigkeit Hintergrund ist eine EU-Richtlinie, die die Textil-Industrie nachhaltiger machen soll. Nach eigenen Angaben hofft die Europäische Union, Alttextilien besser wiederverwenden oder recyceln zu können. Denn bislang passiert das nur mit etwa 1 Prozent der gesamten Kleidung in der EU. Der Rest wird häufig verbrannt und durch neue Kleidung ersetzt, deren Herstellung wertvolle Ressourcen verbraucht. Lesen Sie auch: Verwirrung um die Müllentsorgung: Tonnen-Tausch sorgt für Hochbetrieb im Löhner Rathaus In Löhne sorgte diese neue Regelung zuletzt für Verwirrung. Bislang nämlich wurde ausrangierte Kleidung meist an die Recyclingbörse abgegeben, nicht mehr brauchbare Textilien hingegen im Restmüll entsorgt. Die neue Richtlinie aber, so berichteten verschiedene Medien, mache eine solche Entsorgung unmöglich. Und auch die Bundesregierung bekräftigte auf ihrer Internetseite ein Verbot für die Entsorgung im Restmüll ab 1. Januar: &bdquo;Alte Textilien müssen dann im Altkleidercontainer entsorgt werden – auch, wenn sie kaputt oder verschlissen sind. Auch Bettwäsche, Handtücher und andere Textilien sind im Sammelcontainer zu entsorgen.“ Löhnes Abfallberater überrascht Als Claudio Vendramin von der Recyclingbörse schließlich vor wenigen Tagen verlauten ließ, dennoch nur heile, saubere und zum Weiterkauf geeignete Kleidung entgegen zu nehmen, war die Ratlosigkeit perfekt: Wohin sollen Löhner denn nun mit Kleidung, die nicht mehr brauchbar ist? Mit alten Putzlappen und zerrissenen Gardinen? Ausgedünnten Handtüchern und durchgelegenen Bettbezügen? Eine Antwort darauf liefert Löhnes Abfallberater Roland Wieg. Und zwar eine, die nicht nur überraschend ausfällt, sondern auch in krassem Widerspruch zur Aussage der Bundesregierung steht. &bdquo;Kaputte und verschmutzte Textilien dürfen auch weiterhin ohne Wenn und Aber in die Restmülltonne“, stellt Wieg klar. Mehr noch: &bdquo;Sie sollen dort sogar ausdrücklich landen.“ Erprobtes System in der Werrestadt Wieg verweist in seiner Begründung auf das sogenannte Kreislaufwirtschaftsgesetz. Das regelt das deutsche Abfallrecht und ist auch für Kommunen bei der Müllentsorgung maßgeblich. &bdquo;Dort ist auch die EU-Richtlinie berücksichtigt und eine neue Regelung für die Entsorgung von Altkleidern in Kraft eingearbeitet worden“, sagt Wieg. Die aber nehme nicht die einzelnen Verbraucher, sondern die öffentlichen Entsorger in die Pflicht. &bdquo;Im Prinzip bedeutet das lediglich, dass wir als Kommune eine Möglichkeit anzubieten haben, damit die Bürger ihre Altkleider nicht zwingend im Restmüll entsorgen müssen.“ In Löhne aber gibt es dazu bereits ein erprobtes System. Schon seit vielen Jahren etwa führt die Recyclingbörse regelmäßige Altkleidersammlungen in den Abfuhrbezirken durch, entsprechende Säcke liegen auch jedes Jahr dem Löhner Abfallkalender bei. Im Jahr 2016 wurde dieses Angebot sogar noch um die sogenannten &bdquo;Give away – Klamottenkisten“ erweitert. An mehr als 30 Standorten im gesamten Stadtgebiet stehen seither grüne Kleidercontainer bereit, in denen laut Aufschrift &bdquo;gut erhaltene Kleidung“ zugunsten sozialer Zwecke entsorgt werden kann. &bdquo;Dabei handelt es sich um eine Kooperation von Stadt, Deutschem Roten Kreuz, Recyclingbörse und Kolpingwerk“, sagt Wieg. Sorge vor unnötiger Arbeit Dem Auftrag, eine Alternative zur Restmüllentsorgung anzubieten, kommt die Stadt demnach schon lange nach. Und auch die von der EU angestrebte Nachhaltigkeit wird auf diese Weise erhöht, weil die Textilien als Secondhand-Kleidung wiederverwendet oder zu Putzlappen oder Dämmstoff verarbeitet werden. &bdquo;Von daher müssen wir auch nach der EU-Richtlinie in Löhne nichts ändern“, sagt Wieg. Kaputte Textilien dürften daher weiterhin in der Restmülltonne entsorgt werden. Auch interessant: Was in Löhne in der Altkleidersammlung landet Tatsächlich dürften Löhnerinnen und Löhner diese Praxis sogar noch etwas häufiger nutzen. Denn schon jetzt landet laut Roland Wieg allerlei unbrauchbares Material in den Containern, das nach seinen Angaben gar nicht mehr weiterverarbeitet werden kann. Zudem entsorgten manche auch Restmüll in den Klamottenkisten. &bdquo;Es muss also jetzt schon ordentlich sortiert werden“, sagt Wieg. &bdquo;Wenn jetzt noch mehr kaputte Sachen darin landen, beschert das den Beteiligten nur unnötig mehr Arbeit.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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