Unternehmen aus Löhne ist nach 148 Jahren nicht mehr im Familienbesitz

Löhne. Die Werkstatt atmet Geschichte. Alte Maschinen stehen dort, an denen schon mehrere Generationen der Familie Remmert gearbeitet haben. Ein paar Meter weiter eine moderne Säge. Im Raum mit den Werkzeugen wird deutlich, was einen Teil des Erfolgs der Firma Remmert Holzbau in den 148 Jahren ihres Bestehens ausgemacht hat. Es gelang immer wieder, sich den veränderten Marktbedingungen anzupassen. Das Familienunternehmen wird es Ende des Jahres nicht mehr geben. Dirk Remmert übergibt sein Unternehmen an seinen langjährigen Mitarbeiter Benjamin Czop. Dirk Remmert hat das Unternehmen im Jahr 1988 von seinem Vater Erwin übernommen. &bdquo;Kurz vorher hatte ich die Meisterprüfung als Zimmerer bestanden“, sagt er. Seine Ausbildung hat Dirk Remmert als Zimmerer bei der Firma Poppensieker Holzleimbau gemacht. &bdquo;Das war damals ein großer Laden. Die hatten mehr als 100 Mitarbeiter, es gibt sie aber leider schon lange nicht mehr“, sagt der 60-Jährige. Schon ziemlich früh stand für Dirk Remmert fest, dass er in das Unternehmen seines Vaters einsteigen würde. &bdquo;Seit meinem achten Lebensjahr bin ich auf Baustellen unterwegs“, sagt er. Mit dem Rad sei er zu den Baustellen gefahren, habe sich immer für Kran, Aufzug und Lkw begeistert. &bdquo;Zu meinem Vater hatte ich immer einen guten Draht, der war für mich auch noch viele Jahre nach seinem Ausscheiden aus der Firma ein guter Ratgeber“, sagt Remmert. Das Holz noch direkt aus dem Wald geholt Mit Dirk Remmert übernahm die vierte Generation der Remmerts das Traditionsunternehmen. &bdquo;Mein Urgroßvater Zacharias hat die Firma am 1. Oktober 1876 gegründet.“ Alles, was mit Holz zu tun hatte, war sein Metier. &bdquo;Damals wurde noch Holz direkt aus dem Wald geholt. Die haben es zugeschnitten und Fachwerkhäuser in der Gegend gebaut. Es ist schon erstaunlich, wie damals mit aus heutiger Sicht einfachen Mitteln sehr gute Arbeit geleistet wurde“, sagt der Zimmermeister. Gearbeitet hat sein Urgroßvater auch als Spengler, hat also Metall bearbeitet und es verbaut. Zu seinem Angebot gehörten auch die Herstellung von Fässern und der Bau von Rädern für Kutschen. &bdquo;Der hat die Räder auch repariert. Und wenn mal eine Schranktür klemmte, dann hat man ihn auch gerufen“, sagt Dirk Remmert. Seit dem Jahr 1905 hat die Firma Remmert ihren Standort an der kleinen Straße &bdquo;Im Grünen Land“ auf dem Bischofshagen. &bdquo;Die Werkstatt befand sich im alten Heuerlingshaus.“ Fünf Mitarbeiter beschäftigte Zacharias Remmert Anfang des letzten Jahrhunderts. Das Unternehmen entwickelte sich gut, litt jedoch wie die gesamte Wirtschaft unter dem Ersten Weltkrieg und dessen Folgen. Bestattungen gehörten auch dazu In den 1920er-Jahren hatte Zacharias Remmert das richtige Gespür für ein neues Geschäftsfeld. Der Fachwerkbau verlor an Bedeutung. Die Häuser wurden mehr und mehr gemauert. &bdquo;Er setzte dann verstärkt auf die Tischlerei, baute unter anderem Fenster und Türen“, sagt Dirk Remmert. Ein weiteres Standbein, wie viele Jahrzehnte bei Tischlern üblich, weil sie auch Särge bauten, waren Bestattungen. &bdquo;Die wurden von meinem Vater noch bis ins Jahr 1970 gemacht.“ Großvater Wilhelm Remmert übernahm den Betrieb von seinem Vater im Jahr 1932. Unter ihm kam endlich Strom in die Tischlerei. &bdquo;An dieser abgelegenen Straße war das ein ziemlicher Akt.“ Auch er habe immer wieder nach Nischen gesucht. Eine davon sei der Möbelbau gewesen, auf den er sich nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend konzentrierte. Besonders der Start nach 1945 war nicht einfach. &bdquo;Da ging es mal wieder darum, wie man in Krisenzeiten aus dem Loch kommt“, sagt Dirk Remmert. Neu erfinden musste sich das Unternehmen in den 1960er-Jahren. In dieser Phase leitete Dirk Remmerts Vater Erwin Remmert das Unternehmen, das der Tischlermeister im Jahr 1956 von seinem Vater Wilhelm übernommen hatte. &bdquo;Damals machten einige Möbelhersteller den großen Sprung in die Massenproduktion“, sagt er. Die Möbelproduktion lief bei den Remmerts aus. &bdquo;Wir haben dann vom Bauboom profitiert und die Zimmerei weiter vorangetrieben. Bis in die 1980er-Jahre haben wir auch noch Fenster und Türen gebaut“, sagt Dirk Remmert. Das gesamte Dachprogramm Mit dem Einstieg von Dirk Remmert kam 1988 die vierte Generation ans Ruder. Er hatte wegen der veränderten Marktbedingungen keine Tischlerausbildung, sondern eine Lehre als Zimmerer gemacht und sich später zum Meister fortgebildet. Unter seiner Führung konzentrierte sich Remmert auf Dachstühle und den Innenausbau. Später kamen die gesamten Dacharbeiten dazu. &bdquo;Das war durch die Novellierung eines Gesetzes ab dem Jahr möglich.“ Es sei nur konsequent, den Zimmereien auch das Decken der Dächer zu erlauben. &bdquo;Wenn die Lattung nicht passt, dann kann man auch keine Ziegel drauf legen.“ Mit vier Mitarbeitern ist das Unternehmen heute aktiv. &bdquo;Unser Kerngeschäft ist die Altbausanierung. Da spielt die energetische Sanierung natürlich immer eine wichtige Rolle“, sagt Dirk Remmert. Dazu komme auch die Montage von Solarpaneelen auf den Dächern. Im Winter, wenn das Arbeiten auf den Dächern wegen des Wetters nicht möglich ist, sorgt der Innenausbau für Aufträge. &bdquo;Dazu kommt auch, dass wir hier mit Arbeitszeitkonten arbeiten.“ So würden die Überstunden aus dem Sommer im Winter abgebaut. &bdquo;Hier hat noch nie jemand Schlechtwettergeld kassiert“, sagt er. Die Söhne haben andere Interessen Schon seit einigen Jahren steht fest, dass Dirk Remmert, der Letzte aus seiner Familie sein würde, der das Unternehmen führt. &bdquo;Meine Söhne haben sich anders orientiert. Mein älterer Sohn ist IT-Experte bei der Polizei. Mein jüngerer Sohn studiert noch.“ Frühzeitig habe er die Nachfolge regeln wollen. Aus seiner Sicht eine sich Mitarbeiter Benjamin Czop gut. &bdquo;Ich bin mir sicher, dass er das schaffen kann“, sagt Dirk Remmert. Der 44-Jährige ist seit 2010 im Unternehmen. Er habe nach dem Angebot nicht lange nachdenken müssen. &bdquo;Ich bin schon sehr lange hier und konnte viel Erfahrung sammeln“, sagt er. Es sei auch ein großer Vorteil, dass seine Kollegen ebenfalls schon viele Jahre bei Remmert arbeiten. Dirk Remmert wird sich am 31. Dezember nicht ganz zurückziehen. &bdquo;Ein Jahr bin ich noch begleitend dabei und unterstütze Benjamin Czop beim Papierkram. Als Selbstständiger muss man nicht nur ein guter Handwerker, sondern auch ein guter Verkäufer und ein guter Kaufmann sein.“ Remmert ist zufrieden mit seinem Berufsleben. &bdquo;In den 36 Jahren haben meine Leute immer ihr Geld bekommen.“ Jetzt will Remmert, der seit Jahrzehnten bei der Feuerwehr Löhne-Ort aktiv ist, seine gewonnene Zeit für gemeinsame Reisen mit seiner Frau nutzen. &bdquo;Wir haben ein Wohnmobil und wollen mehr von Deutschland sehen. Hier gibt es viele schöne Ecken.“

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