Herford. Es sind wohl Tausende Kunden im Kreis Herford und weit darüber hinaus, die Volkswagen und Audis aus seinem Unternehmen fahren oder fuhren: Unternehmer Günter Schnieder leitete die Geschicke der heutigen Schnieder-Gruppe mit ihren Autohäusern in Herford, Vlotho und Enger über Jahrzehnte. Wie jetzt bekannt wurde, ist der Seniorchef des Unternehmens im Alter von 96 Jahren am 27. Januar verstorben.
„Ursprünglich wollte mein Vater Förster werden“, berichtet Tochter Birgit Schnieder, die die Gruppe heute mit ihrem Ehemann Claus Schleicher-Schnieder führt. Günter Schnieders Spitzname in der Schule war, wie er einmal berichtet, „Hermann Löns“, angelehnt an den Jäger und Jagdschriftsteller. „Die Liebe zur Natur hat er an uns weitergegeben“, sagt Birgit Schnieder.
Nach seiner Zeit als Luftwaffenhelfer im Zweiten Weltkrieg begann der damals 17-Jährige allerdings noch im Mai 1945 eine Lehre bei Firmengründer Fritz Schnieder. Die Werkstatt, gegründet 1930, mit Tankstelle an der Engerstraße, war ab 1948 Volkswagen-Partner und versorgte damals auch die britischen Streitkräfte.
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Schieders erstes Auto war ein VW-Käfer
„Wir haben teilweise Tag und Nacht gearbeitet, das war eine relativ wilde Zeit“, erinnerte sich einst Günter Schnieder an den Ausbau schwerer Motoren im Schnee. Ein Vorteil bei der Arbeit mit den britischen Auftraggebern: „Ich hatte auf der Mittelschule zum Glück passables Englisch gelernt.“ Schnieders erster Wagen war – wie sollte es anders sein – ein weißer VW-Käfer, den er sich mit 19 Jahren zulegte. Davor fuhr er Motorrad.

1955 heiratete er Ruth Schnieder, die nach der Schule ins Unternehmen ihrer Eltern eingetreten war. 65 Jahre sollten die beiden verheiratet sein. 1958 und 1962 kommen die beiden Töchter zur Welt. Das Paar entwickelte das Familienunternehmen erfolgreich weiter. „Meine Eltern waren ein eingeschworenes Team“, so Birgit Schnieder. Ein Team, das sich im positiven Sinn ergänzte: „Mein Vater war der Gasgeber, meine Mutter bremste.“
NSU-Standort schon 1967
1958 gab es den Filialbetrieb, eine VW-Vertragswerkstatt in Vlotho, 1964 war die Belegschaft auf 70 angewachsen. Günter Schnieder wurde zum Komplementär und Geschäftsführer. 1967 hatte er an einem früheren Standort an der Salzufler Straße den Vertrieb von NSU übernommen. Der Autobauer fusionierte später mit Audi, 1973 erhielt der Schnieder-Betrieb in Vlotho die Vertriebsrechte für Audi. Inzwischen präsentiert sich Audi an der Salzufler Straße in Herford. Ein vierter Betrieb wurde mit dem Autohaus Widukind in Enger errichtet.
Tiere und Natur waren Günter Schnieder wichtig. Er liebte Tiere, züchtete Schäferhunde, brachte, wie Tochter Birgit berichtet, immer wieder Tiere mit nach Hause. Und er liebte, wie seine Frau Ruth, die Jagd. Weit mehr als sechs Jahrzehnte war er Mitglied der Kreisjägerschaft Herford, engagierte sich unter anderem beim Bau des Schießstandes und für den Naturschutz. Darüber hinaus war er auch er für den Reitsport aktiv, den seine beiden Töchter ausübten. Er selbst ritt nicht. Mehr als fünf Jahrzehnte war Günter Schnieder Mitglied des Herforder Reitvereins von Lützow.
Und er war stolzer Großvater und Urgroßvater mit sechs Enkeln und neun Urenkeln. Der jüngste Spross der Familie wurde vor Kurzem erst geboren.
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