Städtische Kitas in Löhne, warum eigentlich nicht?

Ein wichtiger Kita-Träger in Löhne ist finanziell unter Druck und möchte, dass die Stadt Löhne hier in die Bresche springt und den Trägeranteil zu 100 Prozent übernimmt. Das ist zum einen ein weiteres Symptom der chronischen Unterfinanzierung der sozialen Bereiche, zum anderen aber auch ein Signal und eine Chance für die Stadt, die Kita-Landschaft in Zukunft stärker mitzugestalten. Vorab: Den Trägern der Kindergärten kommt eine wichtige Rolle zu. Freie Träger wie Kirchen, Vereine oder Elterninitiativen prägen die jeweilige Ausrichtung der Einrichtungen. Damit sie ihrer Aufgabe überhaupt nachkommen können, bekommen die Träger unterstützend öffentliche Gelder zur Finanzierung ihrer Einrichtung. Träger unter Druck In den vergangenen Jahren sind die gesetzlichen Anforderungen an Kindertageseinrichtungen immer wieder gestiegen, Kita-Träger klagen darum nicht erst seit gestern darüber, dass es finanziell immer enger für sie wird, und der bürokratische Aufwand gleichzeitig steigt. Elterninitiativen gleichen das zum Teil mit viel Eigenarbeit und höheren Beiträgen aus. Ansonsten werden gerade kleinere Träger seltener, im kirchlichen Bereich bündeln etwa Kita-Verbände oder Kirchenkreise darum seit Jahren immer mehr Kitas der Gemeinden – so auch in den Kirchenkreisen Herford und Vlotho. Das Land will nun mit der geplanten Kibiz-Reform zwar neue Regeln auch für die Finanzierung schaffen, wann die aber kommen, ist noch unklar. Der Kita-Verband im evangelischen Kirchenkreis Vlotho, zu dem bald mit der Übernahme der AWO-Kita &bdquo;In den Tannen“ fünf Kitas in Gohfeld gehören, möchte aber sofort, dass die Stadt den kompletten Trägeranteil für diese Kitas übernimmt. Sonst könne es zu Schließungen kommen. Dass eine solche Aussage in Zeiten, in denen immer noch und perspektivisch Kita-Plätze fehlen, von der Politik durchaus als Drohung aufgefasst wird, wundert nicht. Nur auf freie Träger zu setzen, wäre fatal Es stößt aber auch eine Diskussion an, der sich die Werrestadt ohnehin perspektivisch stellen muss. Denn sich beim gesetzlich vorgeschriebenen Ausbau der Kita-Plätze allein auf freie Träger zu verlassen, wäre fatal. Das zeigt die aktuelle Forderung des Kita-Verbands, aber auch die Insolvenz der AWO OWL mit all ihren Folgen. Statt bei der nächsten Hiobsbotschaft unvorbereitet dazustehen, ist die Stadt Löhne gut beraten, sich darauf vorzubereiten, selbst als Träger einzuspringen. Erfahrung gibt es ja schon im Offenen Ganztag. Wenn also die Stadt schon 100 Prozent Trägeranteil übernimmt, warum dann nicht auch die Kitas selbst gestalten? Ein Grund für die Forderung des Kita-Verbands im Kirchenkreis Vlotho ist, dass durch die schrumpfende Anzahl an Mitgliedern auch die Kirchensteuereinnahmen sinken würden. Und die Stadt soll nun diese Diskrepanz ersetzen, während die Kitas inhaltlich weiter evangelisch bleiben. Kein Abbild der Gesellschaft Allerdings ist mehr als ein Viertel der Bevölkerung gar nicht gläubig, mehr als ein Drittel gehört zumindest keiner Religionsgemeinschaft an, Tendenz steigend, was sich ja auch in den zunehmenden Kirchenaustritten widerspiegelt. Weitere Menschen gehören anderen Religionen als dem Christentum an. Beides dürfte auch für die Werrestadt gelten. In Löhne aber sind 12, bald 13, von insgesamt 19 Kitas in evangelischer Trägerschaft. Wenn es vielleicht in Zukunft mehr Gelegenheiten geben könnte, das eigene Kind in eine weltanschaulich neutrale Kita zu schicken, dürfte das also nicht wenige Löhner Eltern sogar freuen. Und alle freuen würde sicherlich, wenn es überhaupt genug Kita-Plätze gibt – ohne die Gefahr, dass der nächste Träger pleite geht. Dafür aber ist das Land zuständig.

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