Bünde soll mehr Kosten tragen: Kirche droht mittelfristig mit Kita-Schließung

Bünde. Der Kirchenkreis Herford steht finanziell offensichtlich auf wackeligen Füßen. Sinkende Kirchensteuer und steigende Personalkosten bringen den Träger zahlreicher Kindertagesstätten im Kreis Herford dazu, mehr Geld von den Kommunen zu verlangen. In Bünde betreibt der Kirchenkreis zwölf Kindertageseinrichtungen. Und die Forderung ist im Bünder Haushalt durchaus spürbar. Bündes Erster Beigeordneter Daniel Müller kündigte dem Jugendhilfeausschuss in der Juni-Sitzung bereits an, dass man sich mit der Forderung des Kirchenkreises bald werde befassen müssen. Konkret geht es um den Anteil der Träger an den Betriebskosten. Trägeranteile sind ein wichtiger Bestandteil bei der Finanzierung der Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen und werden von den einzelnen Kita-Anbietern übernommen, den Rest zahlen laut Kinderbildungsgesetz (KiBiz) Land und Kommune. Auch die Höhe der Trägeranteile ist gesetzlich vorgeschrieben: Kirchliche Träger wie der Kirchenkreis Herford übernehmen demnach grundsätzlich 10,3 Prozent der Kosten, Organisationen der freien Jugendhilfe wie beispielsweise die AWO zahlen 7,8 Prozent, für Vereine und Elterninitiativen liegt der Anteil bei 3,4 Prozent. Die Hälfte des kirchlichen Anteils tragen die Kommunen jetzt schon Der Kirchenkreis hat die Kommunen im Kreis Herford im April angeschrieben und beantragt, dass diese sich wiederum finanziell stärker am Trägeranteil der Kirche beteiligen – allerdings tun sie das ohnehin schon. Denn von den eigentlich 10,3 Prozent, die die Kirche tragen müsste, übernimmt die Stadt Bünde – ebenso wie andere Kommunen – die Hälfte. Also 5,15 Prozent der Gesamtkosten. Lesen Sie auch: &bdquo;Im Regen stehen gelassen“ – Land kürzt – Stadt Herford rettet Kita mit eigenen Mitteln In drei Schritten soll die Stadt Bünde nun mehr vom kirchlichen Anteil übernehmen, so dass bis zum 1. August aus der aktuell 50-prozentigen Übernahme 75 Prozent werden. &bdquo;Für die Stadt Bünde wären das ab 2028 Mehrkosten von 200.000 bis 250.000 Euro“, sagte Beigeordneter Daniel Müller. Im September muss der Jugendhilfeausschuss darüber beraten, aber so wie es aussieht, führt kein Weg daran vorbei, wenn man nicht will, dass der Kirchenkreis auf längere Sicht Kita-Gruppen schließen müsste. Der Kirchenkreis macht keinen Hehl daraus und schreibt, dass eine &bdquo;gleichbleibende Belastung durch den Trägeranteil perspektivisch zu einer Unterfinanzierung der Gemeinden und des Kirchenkreises führen“ würde. Das hätte &bdquo;mittelfristig die Schließung von Kindertageseinrichtungen zur Folge“. Die Stadt Löhne hat diesen Schritt bereits hinter sich. Dort beschloss der Jugendhilfeausschuss Ende Juni, dass Löhne die Mehrkosten für die acht kirchlichen Kitas schultern soll. Für Löhne bedeutet das eine Mehrbelastung von 225.000 Euro ab dem Jahr 2029. Kirchensteuereinnahmen sinken in zwei Jahren um 1,5 Millionen Euro Der Kirchenkreis führt in seinem Schreiben an die Kommunen auch Details zu seiner finanziellen Situation auf. So sinke das zur Verfügung stehende Finanzvolumen mit sinkender Gemeindegliederzahl. Während der Kirchenkreis Herford 2023 noch 16,50 Millionen Euro an Kirchensteuern eingenommen hat, waren es im Jahr darauf noch 15,76 Millionen Euro. Für 2025 prognostiziert er Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 15 Millionen Euro. Auch in den kommenden Jahren rechnet der Kirchenkreis mit einem weiteren Rückgang der Steuereinnahmen um 3 bis 3,5 Prozent. Hintergrund: OWL-Kitas von Kürzungen überrumpelt: Personalkrise wird noch dramatischer In dem Schreiben an die Stadt Löhne schrieb der Kirchenkreis, dass bereits zum 1. August 2020 eine Senkung des kirchlichen Trägeranteils gegeben habe. Jedoch habe dieser &bdquo;keine nominellen Auswirkungen“ gehabt, &bdquo;da die Kindspauschalen im gleichen Zuge stark erhöht wurden“, schreibt der Kirchenkreis Herford. Die Personalkosten allein im Kitabereich seien für die Evangelische Kirche in NRW um etwa 123 Millionen Euro gestiegen – um elf Prozent. Der Jugendhilfeausschuss in Bünde tagt erst nach den Sommerferien wieder am Dienstag, 9. September, um 19 Uhr im Rathaus. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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