Von Frühgeschichte bis Blutwiesenschlacht: Löhner Museum öffnet nach Umbau mit neuen Ideen

Löhne. Der Schriftzug &bdquo;Heimatmuseum“ prangt noch in großen Lettern an der Fassade. Und das, obwohl das Gebäude am Alten Postweg mit der Bezeichnung &bdquo;Museum der Stadt Löhne“ längst einen neuen Namen trägt. Und auch im Inneren präsentiert sich die Einrichtung seit Kurzem in einem neuen Gewand: Mehrere Themenräume sind umgezogen, andere wurden neu konzipiert und auch baulich hat sich einiges geändert. Aus gutem Grund, wie Museumsleiterin Sonja Voss sagt. Denn mit dem ersten großen Umbau seit mehr als zehn Jahren wird die Historie der Stadt Löhne nun deutlich greifbarer - und vor allem chronologischer dargestellt. Wenn sich die Pforten des Museums am kommenden Samstag erstmals nach der Winterpause wieder öffnen, erwartet die Besucher eine völlig neue Dauerausstellung. Zwar sind dort noch immer die &bdquo;Löhner Geschichte(n)“ zusehen. Deren Entwicklung aber folgt mittlerweile einer realistischeren Abfolge - von den ersten Besiedlungen 4.000 vor Christus, über die Episode als Eisenbahnermetropole bis zum Ausbau der Löhner Möbelindustrie. Stolperfallen sind beseitigt &bdquo;Eine Neusortierung schwebt mir schon lange vor“, sagt die Museumsleiterin. &bdquo;Jetzt haben wir die Wochen rund um Weihnachten endlich dafür genutzt.“ Zuvor nämlich habe es in der Ausstellung schon die ein oder andere Stolperfalle gegeben, wie Voss sagt. &bdquo;Da ging es von der Frühgeschichte direkt zur Industrialisierung und dann wieder zurück in die Zeit der Webstühle.“ Auch die Gewichtung habe nicht immer der Realität entsprochen. &bdquo;Der Raum für Flachs und Garn etwa erinnerte an einen Großbetrieb, den es in Löhne aber zu dieser Zeit noch gar nicht gab“, sagt Voss. Geschuldet war dieser Umstand auch den örtlichen Gegebenheiten im Löhner Museum. Etliche fest verankerte Podeste, Sockel und andere Einbauten erschwerten die Gestaltung nachhaltig. Die wurden nun zum größten Teil entfernt, um mehr Platz zu schaffen und eine neue Anordnung zu ermöglichen. &bdquo;Wir wollen schließlich aufzeigen, wie sich die Stadt Löhne von der ersten Besiedlung und der Entstehung der traditionell örtlichen Gemeinden bis zur Stadtgründung entwickelt hat“, sagt Voss. Roter Faden durch die Stadtgeschichte Mit aufeinander aufbauenden Themenräumen wird dieses Ziel nun verwirklicht. Die Frühgeschichte bis zur Blutwiesenschlacht hat weiterhin einen eigenen Raum, in dem noch immer die Nachbildung eines Mammutkopfes aus der Eiszeit über der Tür hängt. Für die weitere Entwicklung müssen Besucher einmal das Foyer durchqueren, um schließlich die ersten einfachen Gewerke zu erleben. Zunächst geben Flachs und Garn einen Eindruck vom einst dörflichen Leben in den heutigen Ortsteilen. &bdquo;Die Verarbeitung zu Leinen geschah hier im 18. Jahrhundert vornehmlich zu Hause“, sagt Voss, &bdquo;deswegen haben wir diesen Part etwas verkleinert und in einer kleinen Webstube untergebracht.“ Auf den Niedergang des Leinengewerbes folgte ein neues Zeitalter, das in Löhne insbesondere durch den Bau der Köln-Mindener Eisenbahn 1846/47 geprägt war. Der Aufstieg des Bahnhofs zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt brachte völlig neue Möglichkeiten für die Industrialisierung an die Werre. &bdquo;Damit war die Bahn auch grundlegend für die weiteren Entwicklungen und hatte damit deutlich mehr Platz als bislang verdient“, sagt Sonja Voss. Die Eisenbahn bekommt mehr Platz Den größte Raum der Ausstellung zieren nun nicht nur Originalschilder vom jüngsten Bahnhofsumbau oder Original-Utensilien aus der heimischen Eisenbahngeschichte - auch ein Modell des Rangierbahnhofs findet dort Platz. Und selbst der &bdquo;kleine Bruder“ der Eisenbahn, die Wallücker Kleinbahn, wurde berücksichtigt. Die erste Industrie, die sich dank des Bahnhofs in Löhne etablieren konnte, war die Zigarrenindustrie. Sie wird in zweierlei Maß in einem Themenraum dargestellt: Zum einen mit kleineren Gerätschaften und Rollbrettern in einer Heimarbeiterküche, zum anderen mit etwas größeren Industrieanlagen. Über Zigarrenkisten wird schließlich ein Bogen zum nächsten Raum gespannt, in dem der bis heute vorherrschende Wirtschaftszweig gezeigt wird. &bdquo;Die Produktion von Zigarrenkisten setzte ein gewisses Know-how bei der Holzverarbeitung voraus“, erklärt Sonja Voss. Als die Zigarrenindustrie zu Ende ging, schwenkten daher viele Unternehmen auf die Möbelherstellung um. &bdquo;So wurde Löhne zur Weltstadt der Küchen“, sagt Voss und zeigt im Themenraum auf ein entsprechendes Schild, das noch vor wenigen Jahren die Löhner Ortseingänge zierte. Der Traum von der Barrierefreiheit Einen Monat hat die Umgestaltung der Dauerausstellung in Beschlag genommen. In dieser Zeit wurde auf dem Wittel eifrig gesägt, geschleppt und umgebaut. In Eigenregie wohlgemerkt. Denn außer Voss selbst stand mit Mitarbeiter Jörg Ellermann lediglich ein Helfer zur Verfügung. Gekostet habe das Ganze zwar nur Nerven und einige Ausflüge in den Baumarkt, anstrengend aber war es laut Voss trotzdem. Gelohnt haben sich die Mühen jedoch allemal, findet die Museumsleiterin. &bdquo;Einerseits ist es zwar blöd, dass man hier alles selbst machen muss. Andererseits ist es aber auch toll, dass das hier möglich ist, denn so bekommt man genau die Struktur, die man haben möchte.“ Lediglich ein Wunsch konnte bislang noch nicht erfüllt werden. &bdquo;Seit fünf Jahren hoffe ich auf einen barrierefreien Zugang zum Obergeschoss“, sagt Sonja Voss. Bislang nämlich komme man lediglich über eine Treppe in die Sonderausstellungen. Bis es so weit ist, arbeitet die Museumsleiterin dennoch an einem stetigen Rückbau vorhandener Barrieren. &bdquo;Durch die wegfallenden Podeste haben wir in der Dauerausstellung in dieser Hinsicht schon eine Menge erreicht.“ Termine für Neugierige Einen Eindruck von der neu gestalteten Dauerausstellung können sich Besucher ab Samstag, 20. Januar, zu den gewohnten Öffnungszeiten verschaffen: Samstags ist von 15 bis 18 Uhr geöffnet, sonntags von 10 bis 12.30 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Darüber hinaus stehen schon einige besondere Termine fest: Sonntag, 21. Januar, 14 Uhr: Öffentliche Führung &bdquo;Von Burgen und Bahnen“ Sonntag, 28. Januar, 18 Uhr: Lichterrundgang &bdquo;Zur Geschichte der Beleuchtung“ durch das abgedunkelte Museum Sonntag, 11. Februar, 15 Uhr: Museumswerkstatt zu Karneval - &bdquo;Kostümprobe durch die Jahrhunderte“ Sonntag, 18. Februar, 16 Uhr: Museumswerkstatt für Familien - Schattentheater bauen Sonntag, 25. Februar, 14 Uhr: Öffentliche Führung &bdquo;Von Burgen und Bahnen“

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