Zum Gruseln: Schaurige Legenden und wahre Begebenheiten aus Löhne

Löhne. Düster geht es zu im ausklingenden Oktober. Die Dunkelheit hält Einzug in den Alltag, die Tage werden grauer, die Stimmung melancholischer. Und dann steht am heutigen Donnerstag auch noch Halloween im Kalender, das Fest der Gruselgestalten und des Schreckens. Höchste Zeit also für einige schaurig schöne Geschichten aus Löhne. Trotz ihres Furcht einflößenden Charakters haben sie sich tatsächlich zugetragen. Noch heute schlummern sie im Museum der Stadt Löhne - und damit auch im Gedächtnis von Museumsleiterin Sonja Voss. Die unsichtbare Gefahr Reihenweise siechen sie dahin. Männer und Frauen, Alte und Kinder - kaum ein Bewohner im Raum Löhne scheint vor der mysteriösen Gefahr sicher zu sein. Unerklärlich. Unheimlich. Unheilvoll. Gelblicher Schleim schießt aus Mündern und Nasen, röchelnder Husten erfüllt die Ortschaften mit einer abscheulichen Klangkulisse, Menschen mäandern schweißgebadet und abgeschlagen durch die Gassen. Eine neue Seuche? Ein Fluch? Ein böses Omen? Oder gar eine übernatürliche Bewandtnis? Ganz sicher ist man sich in Mennighüffen, Obernbeck und Co. Mitte des 19. Jahrhunderts nicht. Zu rätselhaft erscheinen die verheerenden Symptome, von denen vor allem Arbeiter heimgesucht werden. Es ist ein immenser Rückschlag für eine Bevölkerung, die gerade erst wieder dabei ist, sich zu erholen – vom Niedergang des Flachsgewerbes, von den Folgen der Industrialisierung, von einer massiven Auswanderungswelle. Nach Jahren der Verelendung haben der Bau des Löhner Bahnhofs 1847 und das Aufkommen der Zigarrenindustrie einen kleinen Hoffnungsschimmer an die Werre gesendet, der nun schon wieder zu erlöschen droht. Tatsächlich ist es der vermeintliche Heilsbringer selbst, der für die plötzlichen Leiden verantwortlich ist. Denn dort, wo sich die wenigen verbliebenen Bürger ihr täglich Brot verdienen, in Zigarrenfabriken und an Drehbänken in den zahlreichen Heimstätten, sind die Menschen dem Phänomen oft schutzlos ausgeliefert. Der fermentierte Tabak und die entstehenden Stäube und Ausdünstungen greifen die Lungen an, Enge, Staub und Feuchtigkeit begünstigen die bis dato noch fast unbekannte Krankheit. Erst 1882 verkündet Robert Koch die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers, der auf Löhner Boden für etliche Berufsunfähigkeiten und Todesfälle verantwortlich ist. Mehr Gruseltipps: Alle Halloween-Veranstaltungen im Kreis Herford Der Fund im Fischteich Regen prasselte vom wolkenverhangenen Himmel auf die schlammigen Felder Mennighüffens, etwas wilder als sonst plätscherte der Mühlenbach in seinen mäandernden Bahnen durch den Ort. Eine unwirkliche Kulisse, angesichts der vergleichsweise warmen 23 Grad, die das Thermometer an jenem 9. September des Jahres 1970 zeigte. Unbehagen machte sich breit unter den Arbeitern, sie sich soeben mit Schaufeln und Eimern auf den Weg zum Hof Worminghausen begeben hatten. Schon lange lag dort der Fischteich im trüben Morast, eine Reinigung war unaufschiebbar. Und doch schien das jämmerliche Erscheinungsbild des stillen Gewässers mit dem feuchten Wetter und der mulmigen Vorahnung eine düstere Symbiose einzugehen. Die Vorzeichen standen auf Schauder. Still war es, als sich die Männer an die Arbeit machten. Nur die Schaufeln hinterließen schmatzende Geräusche, wenn ihr Metall den feuchten Boden spaltete und den Schlick Schippe für Schippe dem Loch enthob. Umgeben vom Takt der Schufterei rann der Schweiß in Bächen, als der Aufprall auf etwas Hartem die Grabung jäh unterbrach. Irgendetwas steckte dort im Boden, was da nicht hingehörte, so viel war klar. Gleichsam neugierig wie vorsichtig befreite der Finder den Gegenstand vom Schmutz, nahm ihn in Augenschein – und erstarrte. Unvermittelt durchschnitt ein schriller Schrei die Ruhe, ließ die übrigen Arbeiter erschrocken aufblicken und schließlich erschaudern: In den Händen hielt ihr Kumpan einen menschlichen Schädel. So ähnlich muss es sich zugetragen haben, glaubt man den Erzählungen aus dieser Zeit. Fakt ist indes, dass die Polizei nach dem grausigen Fund zunächst eine Bluttat vermutete. Und das im beschaulichen Löhne. Sofort wurde der vermeintliche Tatort abgesperrt und begutachtet. Der aber war, wie sich alsbald herausstellte, weniger ein Fall für Kriminaltechniker als viel mehr für Archäologen. Denn die dunkle Verfärbung des Schädels ließ auf eine lange Liegezeit im Schlamm schließen. Zwei Grabungen später gab es schließlich Gewissheit. Und die war nicht minder spektakulär als die ursprüngliche Vermutung. Tatsächlich handelte es sich bei dem Fund um einen Siedlungsplatz, der von der jüngeren Bronzezeit bis in die römische Kaiserzeit genutzt worden war. Lanzenspitzen, verschiedene Gewandnadeln und Gefäßscherben tauchten auf - und lieferten völlig neue Erkenntnisse zur Geschichte des Schauplatzes. Der Schädel aber sorgte noch weiter für Aufsehen. Als schauriges Ausstellungsstück wurde er dem Museum der Stadt Löhne zur Verfügung gestellt. Noch heute erinnert er dort an das erschreckende Erlebnis vor mehr als 50 Jahren - und hinterlässt Gänsehaut bei manchem Betrachter. Ein Werkzeug als Waffe In wilder Wut drischt er auf ihn. Immer und immer wieder. Die Arme seines Widersachers hat er mit den Knien am Boden fixiert, das letzte Aufbäumen weiß er zu verhindern: Den Schieferhaken fest umschlossen schlägt er zu, mit brachialer Gewalt bohrt sich das Metall durch die Schädeldecke. Augenblicke später sackt der leblose Körper von Hinrich Nagel zusammen – und der Bischofshagen wird endgültig zum Schauplatz einer schaurigen Gewalttat. Szenen wie diese sind keine Seltenheit im Löhne der 1630er Jahre. Längst haben etliche Gesetze ihre Bedeutung verloren. In Europa tobt der Dreißigjährige Krieg, die Pest wütet und hinterlässt Tausende Todesopfer, unschuldige Frauen fallen der Hexenverfolgung zum Opfer, Hungersnöte und Armut prägen das Landleben. Das bisschen, was zum Leben bleibt, wird meist durch die Verarbeitung von Flachs verdient. Dabei hantieren die Menschen mit scharfem Gerät: Forke und Beil, Messer und Axt, Haken und Spieß, Stein und Stock gehören zur Grundausstattung. Werkzeuge zwar. Im Zweifel aber auch mehr als taugliche Waffen. Zum Einsatz kommen sie zu beiden Zwecken. In ihrer Not weiden Menschen auf fremdem Grund, brechen die Sonntagsruhe oder nehmen sich, was sie brauchen. Meist dauert es nicht lange, bis das Treiben in handfeste Auseinandersetzungen und Handgreiflichkeiten mündet. Und nicht selten eskaliert die Situation bis hin zu Schwerstverletzten und Leichen. Heute zeugen Einträge im sogenannten Brüchtenregister des Amtes Hausberge, zu dem mit der Vogtei Gohfeld auch das Gebiet der heutigen Stadt Löhne gehörte, von solchen Fällen. Vermerkt ist dort auch, dass Hinrich Nagel die Gewalttat auf dem Bischofshagen letztlich überlebte. Lediglich von einer Verwundung im Haupt ist dort die Rede. Die Rechtssprechung in diesem Fall aber lässt tief blicken: Der Angreifer kommt mit einer Geldstrafe von 18 Groschen davon.

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