Steuern im Vergleich: In welcher Kommune im Kreis Herford am meisten gezahlt werden muss

Löhne. Es ist nur eine Maßnahme von vielen - dafür aber auch diejenige, die wohl am stärksten ins Gewicht fällt: Um die maroden Stadtfinanzen zu konsolidieren, hat der Rat der Stadt Löhne im Dezember eine Erhöhung der Realsteuern beschlossen. Für Steuerzahler bedeutet das eine Mehrbelastung, für die Stadtkasse eine zusätzliche Einnahme in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro. Und vielleicht auch deshalb befindet sich die Werrestadt mit ihrer Entscheidung in bester Gesellschaft. Denn auch in der näheren Umgebung heben Kommunen ihre Grund- und Gewerbesteuern an. Allerdings bewegt sich Löhne im direkten Vergleich auch im vorderen Bereich. Sparen ist die eine, mehr Geld einnehmen die andere Seite der finanziellen Medaille. Letzteres funktioniert für Städte und Gemeinden vornehmlich über die kommunalen Steuern. Insbesondere die Grundsteuern A und B sowie die Gewerbesteuern bilden oft die einzige Möglichkeit, um überhaupt Geld in die Stadtkasse fließen zu lassen. Und das im gesamten Kreis Herford und darüber hinaus. In Löhne hat man sich nun entschieden, gleich alle drei Abgaben anzuheben. Der Hebesatz für die Grundsteuer A (für Grundstücke in Land- und Forstwirtschaft) wurde von 273 auf 306 Prozentpunkte angehoben, die Grundsteuer B (für alle anderen Grundstücke) von 490 auf 575 Prozentpunkte erhöht. Auch bei der Gewerbesteuer steigt der Hebesatz von 431 auf 450 Prozentpunkte. Andere Kommunen in der Nachbarschaft erhöhen derweil nur einen Teil der Steuern. Und auch bei der Höhe selbst werden zum Teil deutliche Unterschiede fällig. Enger In gleich mehrerlei Hinsicht belegt die Widukindstadt in der näheren Umgebung die steuerliche Spitzenposition. Zwar liegt man bei der Grundsteuer A mit 259 Prozentpunkten im Kreis-Schnitt. Die Erhöhung der Grundsteuer B zum 1. Januar 2024 aber sucht ihresgleichen: Um satte 255 Prozentpunkte wurde der Hebesatz angehoben und liegt nun bei 780. Das ist einsame Spitze im kommunalen Vergleich. Der Gewerbesteuer-Hebesatz bleibt derweil unverändert bei 465 Prozent - damit aber liegt Enger auch in diesem Bereich an erster Stelle. Spenge Etwas anders sieht die Sache in Engers Nachbarstadt aus. Spenges Steuerpolitik nämlich ist auf verschiedenen Ebenen bemerkenswert. So bleiben die Hebesätze trotz angespannter Haushaltslage vorerst unverändert, was die Stadt bereits von anderen Kommunen unterscheidet. Letztmals wurden die Steuern vor vier Jahren verändert - und seinerzeit sogar deutlich gesenkt. Zum 1. Januar 2020 wurde die Grundsteuer A von 285 auf 270 nach unten korrigiert. Auch die Grundsteuer B sank von 620 auf 590 Prozentpunkte. Damit liegt Spenge in diesem Bereich noch immer an zweiter Stelle, dafür aber mit großem Abstand zu Spitzenreiter Enger. Die Gewerbesteuer liegt derweil schon seit 2015 bei 420 Prozent - der Tiefstwert im Kreis Herford. Rödinghausen Die Gemeinde Rödinghausen hat im Vergleich zu anderen Kommunen im Kreis Herford einen niedrigen Hebesatz für die Grundsteuer B. Jahrelang lag er unterhalb des fiktiven Hebesatzes, den das Land NRW zugrunde legt. Jetzt aber machen Corona-Pandemie, Energiekrise und Inflation eine Anhebung nötig: Die Gemeinde will den Satz von 443 auf 501 Prozent und damit auf das Niveau der meisten umliegenden Kommunen erhöhen. Die Gewerbesteuer bleibt derweil bei 430 Prozentpunkten. Und auch die Grundsteuer A soll nicht angetastet werden - allerdings fällt diese mit 325 Prozentpunkten auch deutlich höher aus, als in allen anderen Städten und Gemeinden des Kreises. Festgeschrieben ist das Vorgehen allerdings noch nicht. Der Haushaltsentwurf soll im Februar in den Gemeinderat eingebracht werden. Kirchlengern Auch die Gemeinde Kirchlengern korrigiert ihre Hebesätze nach oben. In der jüngsten Ratssitzung hat sich die Mehrheit für eine Anhebung der Grundsteuer A von bisher 223 auf den vom Land festgesetzten fiktiven Hebesatz von 259 Prozent entschieden. Auch die Grundsteuer B für Grundstücke wird von bisher 443 Prozent auf den fiktiven Hebesatz von 501 Prozent angehoben. Die Gewerbesteuer bleibt zwar unverändert, ist mit einem Hebesatz von 442 Prozentpunkten aber auch die dritthöchste im Tableau hinter Enger und Löhne. Bünde Um &bdquo;ein Zeichen für die Bürgerinnen und Bürger“ zu setzen, hatte sich die Stadt Bünde im vergangenen Jahr noch gegen eine Steuererhöhung in Krisenzeiten entschieden. In diesem Jahr aber steigen die Sätze nun zumindest bei den Grundsteuern. Für land- und forstwirtschaftliche Flächen wird die Steuer von 247 auf 259 Prozentpunkte angehoben, für alle anderen Grundstücke werden 501 Prozentpunkte fällig. Beide Werte sind eine fiktive Vorgabe des Landes NRW. Die Gewerbesteuer hingegen wird in der Tabakstadt nicht angetastet - trotz des kreisweit schon jetzt niedrigsten Wertes von 420 Prozentpunkten. Hiddenhausen Auch in Hiddenhausen orientiert man sich seit Beginn des Jahres an den fiktiven Hebesätzen des Landes NRW. Die Grundsteuer A wurde zum 1. Januar von 254 auf 259 Prozent erhöht, die Grundsteuer B von 493 auf 501 Prozent. Die Gewerbesteuer bleibt dagegen bei 435 Prozent. Zwar befindet sich die Großgemeinde mit diesen Werten in bester Gesellschaft - allerdings handelt es sich auch bereits um die dritte Steuererhöhung in Folge. Die Grundsteuer A etwa lag 2021 noch bei 221 Prozentpunkten und stieg in den Folgejahren zunächst auf 247, dann auf 254 Prozent. Bei der Grundsteuer B erhöhte sich der Hebesatz von 450 Prozent im Jahr 2021 erst auf 479, anschließend auf 493 Prozent. Herford Die Stadtverwaltung denkt daher darüber nach, die Grundsteuer B, die derzeit bei niedrigen 440 Punkten liegt, 2024 zu erhöhen. Allerdings sieht die Überlegung vor, den bisherigen fiktiven Hebesatz des Landes von 493 anzupeilen - und damit als einzige Kreiskommune unter dem neuen Wert von 501 zu bleiben. Die Gewerbesteuer soll hingegen erst im kommenden Jahr von 430 auf 440 Punkte folgen. Vlotho Bereits im Oktober hatte Bürgermeister Rocco Wilken auf die &bdquo;die finanzielle Schieflage“ Vlothos hingewiesen und eine Erhöhung der Realsteuern angekündigt. Diese wurden nun größtenteils zum 1. Januar auf die fiktiven Hebesätze des Landes angehoben: Die Grundsteuer A stieg von 254 auf 259, die Grundsteuer B von 493 auf 501 Prozentpunkte. Der Hebesatz der Gewerbesteuer bleibt unverändert bei 430 Punkten. Damit sollen nach Angaben Wilkens vor allem Nachteile im Länderfinanzausgleich vermieden werden. Denn Kommunen, die unterhalb der fiktiven Hebesätze bleiben, gelten bei der Landesregierung als reich - und erhalten entsprechend weniger Schlüsselzuweisungen. Bad Oeynhausen In seinem Etat-Entwurf für 2024 schlägt Kämmerer Marco Kindler vor, den Hebesatz für die Grundsteuer A von 240 auf 276 Prozentpunkte anzuheben und die Grundsteuer B von 480 auf 552 Prozentpunkte zu erhöhen. Damit läge die Kurstadt zwar deutlich über den fiktiven Hebesätzen des Landes, aber immer noch unter den Werten der Nachbarstadt Löhne. Die höhere Grundsteuer B soll der Stadt rund 1,5 Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen bescheren, die dann auf 11,6 Millionen Euro steigen werden. Beschlossen ist das aber noch nicht. Geplant ist, dass der Haushaltsplan in der Ratssitzung am 28. Februar verabschiedet wird. Hüllhorst In Löhnes Nachbargemeinde wurde schon im vergangenen Jahr ein Doppelhaushalt verabschiedet, der auch für dieses Jahr gilt. Darin wurden die Hebesätze auf die damals aktuellen fiktiven Werte des Landes erhöht: Die Grundsteuer A stieg um 31 auf 254 Punkte, die Grundsteuer B um 50 auf 493 Punkte. Der Vorschlag, im Gegenzug die Gewerbesteuer abzusenken, fand hingegen keine Mehrheit im Rat, sie bleibt bei 418 Punkten.

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