Schulministerium verdient Gesamtnote "Ungenügend"

Löhne. Spott, Hohn, auch reichlich Kritik hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer in den vergangenen Monaten einstecken müssen. Wobei es nicht nur um ihre zuweilen wankelmütigen Entscheidungen im Umgang mit der Corona-Pandemie an Bildungseinrichtungen ging. Viel mehr war es ihre mitunter fragwürdige Kommunikation, die ins Fadenkreuz von politischen Gegnern, unzähligen Eltern und nahezu allen Pädagogen des Landes geriet. Mit dem Vorgang rund um die Einrichtung von Bündelungsgymnasien aber hat die FDP-Politikerin es tatsächlich geschafft, einen neuen Tiefpunkt zu erreichen. Und das nicht nur inhaltlich, sondern auch kommunikativ. Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Das Schulministerien informiert in einem Brief über die Einrichtung von Bündelungsgymnasien. Zusätzlich verweist sie auf eine Liste mit (Zitat) "einer Übersicht aller landesweit ausgewählten Bündelungsgymnasien". Selbige trägt die Überschrift "Übersichtsliste Bündelungsgymnasien". Mittendrin: Das Städtische Gymnasium Löhne. Und drei Monate später wundert man sich in Düsseldorf über die entstandene Unruhe in der Werrestadt - und ist sogar der Meinung, man habe eindeutig kommuniziert, dass das SGL eben kein Bündelungsgymnasium sei. Eine Erklärung, was diese Eindeutigkeit ausmachen soll, liefert das Ministerium indes gleich mit. Eine Fußnote scheint aus Sicht von Gebauer und Kollegen ausreichend, um eine Unmissverständlichkeit zu erzeugen. Dass in dieser zwar die Rede vom SGL als G9-Schulversuchsgymnasium ist, stimmt zwar. Was das aber in einer Auflistung von Bündelungsgymnasien konkret bedeuten soll erklärt sich aus den Angaben in keinster Weise. Fußnoten sind keine klare Kommunikation Eine Fußnote ohne Erläuterung inmitten anders lautender Informationen als klare Kommunikation - darauf muss man erst einmal kommen. In Löhne jedenfalls hatte man einen solch abwegigen Einfall nicht. Und das ist nur allzu verständlich. Ebenso wie die Tatsache, dass stattdessen die Alarmglocken in Rathaus und Schule lauter schrillten als die Pausenglocke. Denn natürlich mussten die Beteiligten davon ausgehen, nun doch für die Einrichtung eines Bündelungsgymnasiums auserkoren worden zu sein - gegen den ausdrücklichen Willen von Schule und Schulträger, die beide starke Bedenken gegen ein solches Vorhaben äußern. Und das aus gutem Grund. Denn die Kapazitäten am SGL dürften bei weitem nicht ausreichen, um den tatsächlichen Bedarf für eine Einführungsphase zur Oberstufe zu decken. Gerade weil die Schule längst wieder zu G9 zurück gekehrt ist, sind etliche Plätze in der EF schließlich schon regulär besetzt. Realschüler mit Qualifikationsvermerk nimmt man natürlich dennoch auf. Als Bündelungsgymnasium aber kämen auch noch Schüler aus Vlotho und Spenge, aus Rödinghausen und Enger, aus Herford und Hiddenhausen, aus Kirchlengern und Bünde dazu. Und vermutlich auch noch Interessenten aus den Nachbarkommunen Bad Oeynhausen und Hüllhorst, die ansonsten weite Fahrwege nach Minden antreten müssten. Um festzustellen, dass das weder räumlich noch personell zu stemmen ist, braucht man nicht einmal ein Mathe-Abitur. Die Quittung gab's am Wahlsonntag Das Ministerium indes beschwichtigt. Man habe den Eltern und Schülern mit der Aufnahme des SGL in die offizielle Liste lediglich ein Angebot unterbreiten wollen, weil sich bislang noch kein Bündelungsgymnasium im Kreis Herford gefunden habe. Um diesen Vorgang in seiner Gesamtheit zu bewerten, bleiben zwei Möglichkeiten. Entweder hat Gebauer tatsächlich keinen blassen Schimmer gehabt, dass ihre Form der Kommunikation Verwirrung stiften könnte. Oder aber es steckte ein durchdachtes Kalkül dahinter: Weil man selbst nicht in der Lage war, im Kreis Herford ein Bündelungsgymnasium einzurichten, wurden mit der Aufnahme des SGL in die offizielle Liste einfach Tatsachen geschaffen. Abwegig erscheint dieser Gedanke jedenfalls nicht, dürfte die Veröffentlichung doch ebenso für eine hohe Nachfrage am SGL sorgen wie die nicht vorhandenen Alternativen. In beiden Fällen aber steht unterm Strich eine katastrophale Außendarstellung. Dazu auch noch ein ungelöstes Problem und reichlich erzeugter Ärger. Wieder einmal hat Yvonne Gebauer ganze Arbeit geleistet. Wäre ihre Politik nicht schon bei der Wahl am vergangenen Sonntag mit Pauken und Trompeten abgewatscht worden - in Löhne hätte man spätestens jetzt genug Gründe dafür.

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