Tauchgang mit Happy End: Daumen hoch fürs Löhner Lehrschwimmbecken

Löhne. Wer genau hinriecht, der kann die Zukunft im Lehrschwimmbecken Melbergen schon erahnen. Das signifikante Odeur von gechlortem Wasser, feuchter Wärme und überspülter Fliesen, das sich an tristen Tagen zu einer unverkennbaren Melange vermengt und Hallenbädern quer durch die Republik ihren charakteristischen Duft verleiht – es liegt schon in der Luft. Noch überlagert zwar der Atem frisch gestrichener Wände die Empfindung. Und auch im Wasser selbst tummeln sich derzeit keine Kinder, sondern Spezialtaucher. Und dennoch: Die Arbeiten stehen kurz vor dem Abschluss. Und das Bad selbst wird schon bald seine Pforten öffnen. Nein, es sind keine Löhner, die das kühle Nass in Melbergen als Erste betreten dürfen. Aus den Niederlanden sind Tom und Jente angereist, um sich in die Fluten zu stürzen. Allerdings ohne Badehose und Schwimmring, dafür mit Neoprenanzug und Sauerstoffflasche. Als Spezialtaucher der Firma &bdquo;Orka“ aus Eersel bei Eindhoven, die sich auf Inspektion und Reparaturen von Schwimmbädern spezialisiert hat, überprüfen sie das neue Edelstahlbecken auf undichte Stellen und bringen dabei auch gleich den Hubboden in die richtige Position. Erst wenn Tom und Jente ihr Okay geben, kann das Bad genutzt werden. Es fehlt nicht viel zum großen Ziel Nach Angaben der Stadtverwaltung wird das schon bald so weit sein. &bdquo;Wir sind fast fertig“, sagt Stadtsprecherin Ursula Nolting und zählt auf: Die Technik ist installiert, der Boden gefliest, das Becken eingebaut, die Fensterfront steht. Selbst die obligatorische Warnung vor Sprüngen vom Beckenrand ist per angebrachtem Schild schon manifestiert. Und auch die Maler haben ihre Arbeit im Hauptraum beendet. &bdquo;Die sind jetzt nur noch in den Umkleidekabinen beschäftigt.“ Vier Räume wird es künftig zum An- und Entkleiden geben, um Wartezeiten zu entzerren. Die Duschen sind angebracht und startklar. &bdquo;Es fehlt also nicht mehr viel“, sagt Nolting. Tom und Jente können dem indes nur bedingt zustimmen. &bdquo;Nicht mehr viel“ bedeutet für sie nämlich noch einmal reichlich Arbeit und ein Tagewerk in weitgehender Dunkelheit. Lampen haben sie zwar dabei, als sie ins kühle Nass des Schwimmbeckens hinabtauchen. Doch wird das Wasser dabei noch vollständig vom Hubboden bedeckt, der wie ein starrer Teppich aus weißem Kunststoff auf den sanften Wogen ruht. Nur durch zwei kleine Luken, die den beiden Tauchern als Zugang dienen, fällt etwas Licht in die Tiefe. &bdquo;Der Boden wird derzeit noch durch Stützen stabilisiert, die müssen die beiden jetzt entfernen“, sagt Bart, der die Arbeit seiner Orka-Kollegen von außen begleitet. &bdquo;Und justieren müssen sie ihn auch, damit er später auch hoch und runtergefahren werden kann.“ Das fünfjährige Warten hat ein Ende Genau daran hatte es im alten Lehrschwimmbecken zuletzt gehapert. Gut 30 Jahre lang hatte der Hubboden dort seinen Dienst verrichtet, bevor er den Geist 2020 schließlich vollends aufgab. Ein Austausch musste seinerzeit auf Eis gelegt werden, weil bei den Reparaturarbeiten das alte Betonbecken absackte. In der Folge wurde das Lehrschwimmbecken schließlich komplett geschlossen. Fünf Jahre sind seither vergangen, in denen intensiv um ein Sanierungskonzept gerungen wurde. Am Ende entschieden sich Verwaltung und Politik für eine Generalsanierung, die im Januar 2024 mit dem Abriss des alten Gebäudes begann. Knapp zwei Jahre und einige Rückschläge später – unter anderem musste das neue Edelstahlbecken wegen gestiegener Preise neu ausgeschrieben werden – stehen die Arbeiten nun kurz vor dem Abschluss. Lesen Sie auch: Stillstand oder Fortschritt? So steht es um das Lehrschwimmbecken in Löhne Taucher Tom scheint das mittlerweile ähnlich zu sehen. Begleitet von einer rauschenden Klangkulisse bahnt er sich seinen Weg vom Grund zur Oberfläche, zwängt seinen Oberkörper durch einen schmalen Spalt zwischen Beckenrand und Hubboden. Ein Schwall Wasser ergießt sich über die Ablaufkante, als Tom mit einem breiten Grinsen unter der Taucherbrille zunächst einen im Becken vergessenen Zollstock, dann auch noch eine angerostete Zange zutage fördert. &bdquo;Alles okay“, sagt er schließlich, reckt seinen Daumen in die Höhe – und gibt das damit das Signal, auf das alle Beteiligten gewartet haben: &bdquo;Es kann losgehen“. Wasser und Geld können fließen Eine gute Nachricht ist das auf gleich mehreren Ebenen. Allen voran für die vielen Kinder, denen nun nach vielen Jahren wieder eine zusätzliche Option zum Schwimmenlernen in Löhne zur Verfügung steht. Ebenso für die Schulen und den SC Aquarius, die ihren Schwimmunterricht nun wieder ausweiten können – was wiederum der Sicherheit etlicher Menschen zugutekommt. Und auch in der Stadtverwaltung dürfte man gleich doppelt aufatmen: Einerseits, weil der angestrebte Abriss von Frei- und Hallenbad durch das Lehrschwimmbecken nun etwas abgefangen werden kann. Aber auch weil durch die Fertigstellung vor Jahresende die Fördergelder nicht verloren gehen. Anders als von manchen Beobachtern befürchtet, fließen die rund 3 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm &bdquo;Sanierung kommunaler Einrichtungen“ nun sicher in die Generalsanierung. Hinab ins kühle Nass Und auch das Wasser fließt in Melbergen. Mittlerweile nämlich hat Mark von der &bdquo;Vario-Group“ seine Arbeit aufgenommen. Die ebenfalls niederländische Firma hat den Hubboden für das Lehrschwimmbecken angefertigt, der nach der Freigabe durch Taucher Tom nun einsatzbereit ist. &bdquo;Jetzt muss er nur noch runter“, sagt Mark. Und nach einem Knopfdruck auf der bereitgelegten Schaltkonsole gleitet der Kunststoff langsam in die Tiefe, verdrängt einige Kubikmeter Wasser über den Beckenrand, bis er schließlich an seiner finalen Position angekommen ist. Künftig kann er – je nach Nutzer – auf eine Wassertiefe zwischen 0 und 1,80 Meter eingestellt werden. Auch interessant: Das Becken ist da: Öffnung des kleinen Löhner Schwimmbads rückt näher Getaucht wird dann vermutlich nicht mehr mit Neoprenanzügen und Sauerstoffflasche, sondern nur noch mit Tauchtieren und Ringen. Tom und Jente kann das nur recht sein: Auch dank ihrer Arbeit steht einem Schwimmvergnügen in Melbergen nicht mehr viel im Weg. &bdquo;Nach den Weihnachtsferien“, so sagt Ursula Nolting, &bdquo;wird das Lehrschwimmbecken dann richtig genutzt.“

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