Löhnes Partnerstadt in Polen steht zwischen Sorgen und Hilfsbereitschaft

Löhne. Löhnes Partnerstadt Mielec in Polen ist 150 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Hunderttausende Menschen bringen sich dort gerade in Sicherheit vor dem Krieg. Wie wird der nahe Konflikt dort wahrgenommen? Und vor welche Herausforderungen stellt das die Stadt mit 61.000 Einwohnern? Die Neue Westfälische hat mit dem Bürgermeister von Mielec, Jacek Wi?niewski, gesprochen.Es sei für ihn schwer, wie für alle Menschen in Europa und eigentlich der ganzen Welt, die Nachrichten aus der Ukraine zu sehen. "Für uns ist es noch schlimmer, wir sind Nachbarn", sagt er auf Polnisch. Übersetzt wird das Gespräch von Miroslaw Karsznia. Er arbeitet bei der Firma Bury, die Niederlassungen sowohl in Mielec als auch in Löhne hat und maßgeblich daran beteiligt war, dass die Städtepartnerschaft vor 20 Jahren zustande gekommen ist. "Am Anfang konnten wir gar nicht glauben, dass das wahr ist, was da gerade passiert", fährt Wi?niewski fort. "Nun wird das Ausmaß des Konflikts mit jedem Tag immer schwieriger zu ertragen." Haben die Bürger Angst, dass der Konflikt zu ihnen kommen könnte? Natürlich fühlten die Menschen in Mielec die nahe Bedrohung, doch gerade die Präsenz der Nato sorge für ein gewisses Sicherheitsgefühl. Enorme Hilfsbereitschaft Mielec ist ein Standort für die Luftfahrtproduktion, erklärt Bürgermeister Wi?niewski. Es gibt auch einen Flughafen, der als Zivil- und Fabrikflughafen dient. Bereits Mitte Februar haben Streitkräfte der Nato diesen Flughafen umstrukturiert und übernommen. Das hat in der sich zu dieser Zeit zuspitzenden Lage auch Löhnes Bürgermeister Bernd Poggemöller aufhorchen lassen. Er folgt der Partnerstadt in den sozialen Medien und hat regelmäßig Kontakt zu "unseren Freunden in Polen. Mielec ist uns schon sehr nah", sagt Poggemöller. Gesehen hat Bernd Poggemöller in den vergangenen Tagen ebenfalls die enorme Hilfsbereitschaft der Bürger der Partnerstadt, die aus der Präsenz der Stadt Mielec im Internet und den sozialen Medien deutlich wird. Davon berichtet auch Wi?niewski. Es gebe Spendensammlungen und es seien auch schon einige Flüchtlinge in der Stadt angekommen.Wie viele genau, vermag der polnische Bürgermeister aktuell noch nicht zu sagen, da die meisten bei Freunden oder Verwandten privat untergekommen seien. In Polen leben und arbeiten viele Ukrainer, Dolmetscher Karsznia berichtet, es seien etwa eine Million Menschen, die alleine für die Arbeit in Polen seien. "Wir versuchen unser Bestes, damit sich die Flüchtlinge wohl fühlen", sagt Wi?niewski. Spenden für befreundete ukrainische Städte Die meisten der Flüchtenden seien aber erst einmal an der Grenze, von dort aus verteilen sie sich weiter. Zur Grenze gehen auch viele der Sachspenden, andere finden ihren Weg in befreundete Städte in der Ukraine. Zuletzt hatte die Stadt Iwano-Frankiwsk die Stadt Mielec um Hilfe gebeten. "Gebraucht werden dort Medikamente, vor allem schmerzlindernde und entzündungshemmende, und medizinisches Gerät", berichtet Wi?niewski. Dinge, die auch für die benötigt werden, die im Krieg verwundet wurden. Die örtlichen Apotheken hätten daraufhin eine Sammlung gestartet. In zwei weitere Städte seien bereits Transporte geschickt worden mit Decken, warmer Kleidung, Konserven und haltbaren Lebensmitteln. Zudem hat Mielec selbst eine Städtepartnerschaft mit Mukatschewe. Die Stadt ist von der Grenze zu Polen ungefähr genauso weit entfernt wie Mielec von der Ukraine - also rund 150 Kilometer. "Wir haben regelmäßige Videokonferenzen", sagt Wi?niewski. Er habe dabei auch schon Hilfe angeboten. "Wir sind gerade dabei zu klären, ob Mielec Flüchtlinge von dort aufnehmen kann." Es sei wichtig, appelliert der Bürgermeister von Mielec auch an die Freunde in Löhne, nun zusammenzuhalten. "Zusammen können wir mehr erreichen. Und: Man weiß nicht, wer wann die Hilfe einmal braucht."

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