Darum stellt Löhne überraschend die Hilfe für Condegas Straßenkinder ein

Löhne. Ausgerechnet kurz vor Weihnachten verweigert der Löhner Stadtrat dem Straßenkinder-Projekt in Condega erstmals die finanzielle Unterstützung. Bürgermeister Bernd Poggemöller zählte bei der Abstimmung 20 Stimmen für und 20 gegen den Antrag des Condega-Vereins. Bei Stimmengleichheit gilt der Antrag laut Gemeindeordnung NRW als abgelehnt. Der Förderverein der Kreispartnerschaft Condega-Herford beantragt jedes Jahr einen Zuschuss für das Straßenkinderprojekt. Das waren mal 10.000 Euro, seit einigen Jahren sind es noch 8.000 Euro, die aus den Erträgen der Sparkasse in den Haushalt fließen. Trotz knapper Kassen, Sparplänen und Stärkungspakt hat der Stadtrat in den letzten Jahren stets mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linken zugestimmt. Vergangenen Mittwoch kam es anders. Fünf Unterstützer im Rat fehlten Weil zwei rote und drei grüne Ratsmitglieder entschuldigt fehlten, konnte Bürgermeister Bernd Poggemöller schon zu Beginn der Sitzung keine Mehrheit für den aktuellen Sparplan seiner Kämmerin organisieren. Etwa eine Stunde später rief er dann den Antrag des Condega-Vereins auf. Darin bittet der Verein um die 8.000 Euro, um die Arbeit des Straßenkinder-Projekts in der nicaraguanischen Partnerstadt des Kreises Herford fortsetzen zu können. SPD-Fraktionschef Wolfgang Böhm signalisierte knapp: "Wir bleiben dabei." Ulrich Adler (Linke) nannte die Spende aus Löhne ein "gutes Signal für Gerechtigkeit in der Welt". Und Jörg Prätorius kündigte an: "Wir Grünen sind uns einig, das zu unterstützen." FDP will seit vielen Jahren die Spende abschmelzen CDU-Fraktionschef Florian Dowe dagegen forderte, den Zuschuss "in Gesprächen mit dem Verein sukzessive auf Null" zu senken. Ähnlich argumentierte Uwe Neuhaus (FDP), der nach eigenem Bekunden seit über 20 Jahren Mitglied des Condega-Vereins ist. Er habe jedoch bereits vor über einem Jahrzehnt gefordert, den Betrag nach und nach "auf Null" abzuschmelzen. Neuhaus: "Es bleibt den Ratsmitgliedern unbenommen, den Betrag aus dem eigenen Portemonnaie zu zahlen." Hermann Ottensmeier (LBA) nannte die Spende an die Straßenkinder dagegen "ein Fass ohne Boden" und erklärte, dass "Fernreisen im Zeitalter der Klimadiskussion" nach Nicaragua nicht angemessen seien. Damit legte er nahe, das Geld würde in Flugreisen gesteckt. Ottensmeier: "Ich habe nichts dagegen, wenn klimaneutral mit dem Segelboot gefahren wird." Das Geld aus Löhne fließt in Nachhilfeunterricht Das Geld der Stadt Löhne deckt nur einen Teil des Bedarfs des Straßenkinderprojekts in Condega. Nach Auskunft des Fördervereins müssen Kinder in Condega zum Lebensunterhalt der Familien beitragen - und arbeiten. Deshalb ist ein regelmäßiger Schulbesuch nicht möglich. Das Straßenkinderprojekt bietet Nachhilfeunterricht, stellt Schuluniformen oder hilft beim Kauf von Schulmaterialien. Um das Projekt zuverlässig fortzusetzen, sind jedes Jahr etwa 20.000 US-Dollar nötig. Den Großteil dieser Summe bringt der Condega-Verein durch private Spenden auf. Die 8.000 Euro, die Löhne an den Condega-Verein zahlt, kommen ausschließlich den Straßenkindern zugute. Reisen von Jugendlichen aus Löhne nach Condega sind beispielsweise durch das Projekt "weltwärts" gefördert worden, das Geld vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit bekommt. Zuletzt waren solche Reisen wegen der unklaren Sicherheitslage in Nicaragua jedoch nicht möglich. Kein Sparen auf Kosten der Ärmsten der Armen - in Löhne Kurz zuvor hatte Bürgermeister Bernd Poggemöller dem Stadtrat vorgeschlagen, die Vergünstigungen für den Wittekindpass zu kürzen. Kämmerin Andrea Linnemann erhoffte sich davon Mehreinnahmen von 5.160 Euro zur Haushaltssanierung. Der Plan sah vor, dass Bedürftige künftig nicht mehr volle Vergünstigungen, sondern nur noch 75 Prozent Ermäßigung bei der Volkshochschule, der Bücherei, der Musikschule, dem Kulturbüro oder Kinder- und Jugendeinrichtung zu erhalten. SPD, Grüne, Linke, FDP und selbst die LBA lehnten diesen Vorschlag des Bürgermeisters ab, der sich selbst der Stimme enthielt. LBA-Fraktionschef Hermann Ottensmeier nannte den Sparvorschlag "Sparen auf Kosten der Ärmsten der Armen". Die CDU war für die Kürzungen, konnte sich aber nicht durchsetzen.

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