Weniger als 20 von 128 Plätzen belegt: Holpriger Start für Fahrradparkhaus in Kirchlengern

Kirchlengern. Anfang Juni ist die neue Mobilstation am Bahnhof in Kirchlengern feierlich eröffnet worden. Fast sechs Jahre, nachdem die politischen Gremien das Projekt auf den Weg gebracht hatten. Kostenpunkt: Rund eine Million Euro. Vor allem von Fahrradfahrern wird das Angebot bislang allerdings nur spärlich angenommen. &bdquo;Wir haben viel Luft nach oben“, lautete das Zwischenfazit von Michael Doemke bei der Präsentation der Fahrradnutzerzahlen im zuständigen Verkehrsausschuss. Der Fachbereichsleiter Planen, Bauen und Technische Dienste bei der Gemeinde Kirchlengern berichtete von elf belegten Plätzen im Juni, von neun im Juli und von zehn im August. Laut dem Buchungssystem Radbox.nrw sind aktuell (Stand 24. Oktober) 17 Plätze belegt. Bei einer angegebenen Kapazität von 128 verfügbaren Plätzen in der Fahrradgarage entspricht das einer Auslastung von gut 13 Prozent. Radstation in Bünde hat eine Auslastung von gut 73 Prozent Zum Vergleich: Die Radstation am Bünder Bahnhof mit doppelt so vielen Stellplätzen ist laut Radbox.nrw aktuell zu gut 73 Prozent ausgelastet. Allerdings gibt es die Anlage bereits seit 25 Jahren und ihre Nutzung ist kostenlos. Das führt dazu, dass Plätze offenbar auf Verdacht gebucht, aber nicht oder zumindest nicht regelmäßig genutzt werden. Zum Thema: Die Bünder Radstation ist oft ausgebucht – und trotzdem leer Auch wenn der Vergleich mit Bünde also hinkt, ist man in Kirchlengern mit der Auslastung bislang noch nicht zufrieden. Bei rund 1.200 Pendlern, die täglich am Bahnhof ein- und aussteigen, &bdquo;von denen geschätzt 50 bis 70 regelmäßig ihr Fahrrad nutzen, ist mit einer hälftigen Auslastung gerechnet worden, die sich entwickeln soll“, teilt Gemeindesprecherin Martina Stallmann bezüglich der bei der Planung kalkulierten Nutzerzahlen mit. Als vermutete Gründe für den holprigen Start werden die Sommerferien, die kurz nach der Eröffnung der Mobilstation begonnen hatten, sowie die nun beginnende kalte Jahreszeit angegeben. Außerdem benötige die Entwicklung einer solchen Anlage Zeit. Mobilstation erfordert geändertes Mobilitätsverhalten &bdquo;Viele Menschen in Kirchlengern wissen (noch) nicht, was eine Mobilstation ist. Das Nutzen der Angebote erfordert bei vielen ein geändertes Mobilitätsverhalten, zum Beispiel das letzte Stück vom Bahnhof zur Firma mit dem Rad fahren. Das zu realisieren und umzusetzen, braucht Zeit“, teilt Stallmann mit. Daher hat die Gemeinde jetzt eine Kampagne gestartet, um die Nutzerzahlen mittel- und langfristig zu erhöhen. Dazu zählen regelmäßige Berichte in der Gemeindezeitschrift &bdquo;Elsestifte“ genauso wie Infoplakate am Bahnhof. Michael Doemke berichtete im Ausschuss außerdem von einer &bdquo;persönlichen Ansprache bei den großen Arbeitgebern wie Hettich und denen im interkommunalen Gewerbegebiet. Bei der Eröffnung der neuen Schnellladestation für E-Autos auf dem Gelände des Automobilwerks nutzte Bürgermeister Rüdiger Meier beispielsweise die Gelegenheit, um auf die Angebote der Mobilstation aufmerksam zu machen. Zum Thema: Neue Schnell-Ladestation für E-Autos im Gewerbegebiet Kirchlengern und Hiddenhausen Mobilstation verknüpft Bus-, Bahn-, Rad- und Autoverkehr Neben dem Fahrradparkhaus in der Nähe zum Bahnhof und zu Bushaltestellen bietet diese auch noch rund 250 Park-and-Ride-Parkplätze für Autofahrer. Eine Doppel-Schnellladesäule für E-Autos ist genauso vorhanden wie ein Radverleih und ein Carsharing-Angebot. Denn seit Beginn der Planungen Ende 2018 ist das erklärte Ziel der Mobilstation die Verknüpfung des Bus-, Bahn-, Rad- und Autoverkehrs. Und dafür hat die Gemeinde schließlich keine Kosten gescheut. Zum Thema: Wie die neue Mobilstation in Kirchlengern den Personenverkehr verknüpfen soll Ursprünglich sollte die gesamte Anlage auf dem 2.000 Quadratmeter großen, gemeindeeigenen Grundstück direkt gegenüber des Bahnhofs knapp 672.000 Euro kosten. Im Jahr 2018 wurde dabei mit einer 90-prozentigen Förderquote gerechnet, sodass von Kosten für die Gemeinde in Höhe von etwa 90.000 Euro ausgegangen wurde. Verzögerungen beim Bau haben die Kosten steigen lassen Durch Verzögerungen beim Bau und den in diesem Zeitraum entstandenen Kostensteigerungen ist das ganze Projekt jedoch deutlich teurer geworden. Nach Angaben der Gemeinde kostete der Bau letztlich etwas über eine Million Euro. 210.000 Euro entfielen auf die Park-and-Ride-Parkplätze und 800.000 Euro auf den Hochbau. Gefördert wurden davon 690.000 Euro durch den Zweckverband Nahverkehr Westfalen Lippe und den Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe, sodass für die Gemeinde Kosten in Höhe von rund 320.000 Euro angefallen sind.

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