Für 12,5 Millionen Euro: So soll der Ortskern von Kirchlengern umgestaltet werden

Kirchlengern. Wo ist eigentlich der Ortskern von Kirchlengern? Diese Frage ist nur schwer zu beantworten. Klar, es gibt die Kirche und das Rathaus. Aber Außenstehende würden wohl eher den nervigen Bahnübergang als das Zentrum bezeichnen. Daher ist es verständlich, dass die Gemeinde das schlechte Image mit einem attraktiveren und vor allem erkennbaren Ortskern dringend aufpolieren möchte. Das Problem dabei ist – wie so oft – das liebe Geld. Einen möglichen Ausweg bieten städtebauliche Fördermittel von EU, Bund oder Land. Um an diese Töpfe heranzukommen, müssen Kommunen aber ein sogenanntes integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) aufstellen. Denn dieses ist laut Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen &bdquo;Fördervoraussetzung für alle Programme der Städtebauförderung“. Das alte ISEK der Gemeinde ist mittlerweile ausfinanziert und nach einem Gespräch mit dem Bauministerium NRW und der Bezirksregierung Detmold im Juni 2024 beendet worden. Um weiter Städtebaufördermittel beantragen zu können, muss also ein neues ISEK her. Erste Ideen dafür hat das darauf spezialisierte Planungsbüro &bdquo;DSK Stadtentwicklung“ aus Bielefeld im jüngsten Ausschuss für Planung, Straßen und Verkehr vorgestellt. Welche Bereiche von Kirchlengern sollen aufgewertet werden? Das von den DSK-Planern Carsten Lottner und Leonie Kleimann vorgestellte neue ISEK konzentriert sich auf den Ortskern von Kirchlengern. Das hat vor allem förderrechtliche Gründe, sodass Stift Quernheim – zumindest im ISEK – vorerst hinten anstehen muss. Die angedachten Maßnahmen konzentrieren sich daher auf die Bereiche rund um das Rathaus. Dazu zählt ein Teil der Lübbecker Straße, der Rathausplatz sowie die Straße &bdquo;Am Rathaus“ und der Hagedorner Kirchweg zwischen Lübbecker Straße und der Einmündung &bdquo;Am Rathaus“. Zum Thema: Schranken acht Stunden am Tag geschlossen: So soll die Bahnunterführung in Kirchlengern aussehen Die Grünfläche im Kirchenumfeld ist ebenfalls im Maßnahmenplan enthalten. Genau wie die Grundschule Elseaue. Die neue Bahnunterführung an der Lübbecker Straße ist hingegen kein Teil des ISEK. Wie berichtet, ist dies ein Projekt von Straßen NRW und der Deutschen Bahn. Wie sehen die Maßnahmen im Einzelnen aus? Für die Erhöhung der Aufenthaltsqualität im Ortskern spielt die Lübbecker Straße laut den Plänen der DSK-Stadtentwicklung eine zentrale Rolle. Daher soll die Durchfahrtsstraße nach den Worten von Leonie Kleimann &bdquo;ortskerngerecht umgestaltet werden“. Dazu gehöre eine Verkehrsberuhigung, um die Straße attraktiver für Fußgänger und Radfahrer zu machen. Dies soll durch zahlreiche bauliche Maßnahmen erreicht werden. Dazu gehören breitere Gehwege, Sitzelemente, mehr Grünflächen und die Schaffung von Verweilzonen. Für das Kirchenumfeld sind ähnliche bauliche Maßnahmen angedacht. Zudem soll der Platz geöffnet werden, um so eine Verbindung zum Rathausplatz herzustellen. Neue Beleuchtung und Infotafeln sollen zudem die historische und kulturelle Bedeutung der Kirche hervorheben. Für die Grundschule Elseaue stehen mehrere Maßnahmen im Raum. Neben der Sanierung des bestehenden Gebäudes soll dieses um eine Mensa und einen Kinosaal erweitert werden. Durch eine flexible Nutzung der Räume seien neben Schulveranstaltungen auch sonstige Kulturevents der Gemeinde möglich, erläuterte Kleimann. Sie räumte allerdings ein, dass diese Planungen &bdquo;aktuell noch sehr vage sind“. Was sind die kalkulierten Kosten für die Aufwertung des Ortskerns? Das beauftragte Planungsbüro &bdquo;DSK Stadtentwicklung“ kalkuliert aktuell mit rund 12,5 Millionen Euro Gesamtkosten für die Umsetzung aller Maßnahmen. Die Gemeinde müsste davon die Hälfte selbst stemmen, der Rest könnte über Förderprogramme gedeckt werden. Die Umgestaltung der Lübbecker Straße schlägt dabei mit knapp 4,8 Millionen Euro zu Buche. Im Vergleich dazu ist die Aufwertung des Kirchenumfeldes mit rund 200.000 Euro preiswert. Den Löwenanteil mit knapp 6,7 Millionen Euro verschlingt die Sanierung und Erweiterung der Grundschule. Hinzu kommen noch weitere förderfähige Kosten wie die für Planung und Steuerung der Gesamtmaßnahme (410.000 Euro) oder für die Durchführung eines Architektenwettbewerbes (100.000 Euro). &bdquo;Ein Wettbewerb ist keine Pflicht, aber das Land wünscht sich Wettbewerbe“, gab DSK-Planer Carsten Lottner zu bedenken. Wie sieht der Zeitplan für Aufstellung und Umsetzung des neuen ISEK aus? Zunächst einmal müssen die Fraktionen beraten, ob sie ein neues ISEK überhaupt wollen und auch, ob ein Wettbewerb gewünscht ist. Sollte die Politik das mehrheitlich beschließen, soll der Architektenwettbewerb bis Anfang April 2025 durchgeführt werden. Bis Ende September 2025 müsste das neue ISEK dann vom Rat beschlossen werden, da bis zum 30. September 2025 der Städtebauförderantrag gestellt werden muss. Sollte Kirchlengern dann im Frühjahr 2026 erneut ins Städtebauförderprogramm NRW aufgenommen werden, könnten die einzelnen Baumaßnahmen in Angriff genommen werden. Die Lübbecker Straße und das Rathausumfeld wären zwischen 2027 und 2029 dran. Das Kirchenumfeld ist für 2027 geplant und die Sanierung und Erweiterung der Grundschule Elseaue ist von 2029 bis 2030 angedacht.

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