Verschollen: Hiddenhauser Oldtimer-Fan gibt Suche nach 50 Jahre altem DKW Cabriolet nicht auf

Kreis Herford. &bdquo;DKW, das kleine Wunder, fährt den Berg hinauf, wie andere runter!“, lautete einst ein verkaufsfördernder Slogan für die agilen Zweitakt-Automobile der Marke DKW. Was von der Werbeabteilung des Herstellers Auto-Union seinerzeit als vorteilhaftes Antriebskonzept gepriesen wurde, erwies sich schließlich als größtes Manko der Fahrzeuge mit dem Vier-Ringe-Emblem am Kühlergrill und der blauen &bdquo;Öl-Fahne“ hinter dem Auspuffrohr. Erst nachdem 1965 der letzten DKW-Neuentwicklung mit Namen F 102 ein &bdquo;Viertakt-Herz“ implantiert und diese dann auf den Namen Audi getauft wurde, begann die steile Karriere der heutigen Premiummarke. Dass die vier Ringe im Markenzeichen der heutigen Audi AG jeweils für einen einstmals eigenständigen Automobil- und Motorradproduzenten stehen, wissen wohl nur noch wenige. Im Jahre 1932 – unter dem Druck der Nachwehen der Weltwirtschaftskrise – gewissermaßen als Staatskonzern entstanden, vereinte das als Auto-Union bezeichnete Unternehmen fortan die zuvor eigenständigen, sächsischen Herstellerfirmen Audi, DKW, Horch und Wanderer. Verwaltungssitz wurde Chemnitz. Der sich bald einstellende Erfolg beruhte auf einem Produktportfolio, das vom kleinen DKW-Einzylinder-Motorrad bis hin zur prestigeträchtigen Horch-Staatskarosse mit Achtzylindermotor das ganze Spektrum des Fahrzeugangebotes jener Jahre umfasste. Auto Union: Zwischen Ost und West Doch ab 1939 wurden auch die Produktionseinrichtungen der Auto-Union auf Rüstungsgüter umgestellt. Und nach dem verlustreichen Ende des vom Deutschen Reich angezettelten Zweiten Weltkriegs, lagen alle Standorte des Unternehmens nun hinter dem &bdquo;Eisernen Vorhang“, in den von den Sowjets besetzten Teilen Deutschland, der DDR. Dennoch wurde auch im Westen – zunächst zur Sicherung der Ersatzteilversorgung – ein Nachfolgeunternehmen gegründet, das zwar keinen Zugriff auf die alten Fertigungseinrichtungen und Entwicklungen mehr hatte, sich aber rechtzeitig die Namensrechte sicherte. So entstand im Jahre 1949 die Auto Union GmbH mit Sitz in Ingolstadt. Lesen Sie auch: Oldtimer-Treffen im Kreis Herford: Hier können Auto-Klassiker bewundert werden In Ost wie West stand zunächst die Fortführung der Produktion der Vorkriegsmodelle im Vordergrund. Zwar hatte die ehemalige Auto-Union mit dem Modell F9 bereits 1940 ein für damalige Verhältnisse hochmodernes Fahrzeug mit Stromlinienkarosserie, Frontantrieb und Dreizylinder-Zweitakt-Reihenmotor bis zur Serienreife entwickelt, doch fehlte den Ingolstädtern sowohl der Zugriff auf die Konstruktionsunterlagen, als auch auf die knapp zwei Dutzend gebauten Prototypen. Und während im ehemaligen Audi-Werk in Zwickau der F9 unter dem Markennamen IFA nahezu unverändert in Serie ging, mussten die westdeutschen &bdquo;Erben“ zunächst einige Zugeständnisse machen. DKW F89 Meisterklasse: Ein Kom promiss So kam in der jungen Bundesrepublik 1950 der DKW F89 Meisterklasse auf den Markt, der zwar größtenteils dem F9 entsprach, jedoch noch mit dem Zweizylinder-Zweitakt-Motor des Vorläufers F8 bestückt war. Erst 1953 konnte auch die Auto-Union GmbH den ursprünglich vorgesehenen Dreizylinder verbauen, was sich in der Bezeichnung 3=6 Sonderklasse (mit der internen Bezeichnung F91) niederschlug. Doch auch jetzt schien es, als liefe der – sich selbst als überlegenes System der sozialen Marktwirtschaft rühmende – Westen dem Osten hinterher. Denn während im Westen Weiterentwicklungen des F9 noch bis in die 1960er-Jahre produziert wurden, löste bereits 1956 der Wartburg 311 das ostdeutsche Pendant ab. Und nun kommt Hans Schneider aus Hiddenhausen ins Spiel. Als er sich in den frühen 1970er Jahren einen solchen DKW der Baureihe F91 zulegte, wollte nicht nur in der BRD kaum jemand etwas von einem Zweitakt-Automobil wissen. Dennoch kam der passionierte Oldtimerfreund nicht umhin, sich des 34 Pferdestärken mobilisierenden Dreizylinders anzunehmen. Allerdings weniger wegen der Motorisierung, als der Karosserie. Das von ihm erworbene Fahrzeug war eines der seltenen, weil teuersten Modelle, die es von diesem Typ gab, es war ein zweisitziges Cabriolet. Dieses erblickte nicht – wie damals für die Personenwagen des Ingolstädters Unternehmens üblich – in Düsseldorf das Licht der Welt, sondern entstand bei dem auf Cabriolets spezialisierten Karosseriebauer Karmann in Osnabrück. DKW Cabriolet: Ein Luxusmodell Wie auch beim Volkswagenkonzern, zu dem die Auto-Union ab Mitte der 1960er Jahre gehören sollte, wurden zunächst die Zweisitzer in Wülfrath beim Karossier Josef Hebmüller Söhne gefertigt. Nachdem dieser jedoch 1952 den Betrieb eingestellt hatte, übernahm Karmann den von Designer Werner Lützenkirchen gezeichneten Entwurf des DKW und produzierte diesen noch bis 1956 – zuletzt allerdings auf Basis des leicht modifizierten Nachfolgers vom Typ F93 – weiter. Dass der Absatz jedoch stetig zurückging, hängt wohl nicht nur mit dem Zweitaktmotor zusammen. Mit 8.800 D-Mark war das zweisitzige Luxuscabriolet doppelt so teuer wie eine Volkswagen-Limousine und damit in etwa preisgleich mit einem, allerdings ebenfalls geschlossenen, 180er Ponton-Mercedes in Basisausstattung. Lesen Sie auch: Käfer-Auto Treffen in Herford: Zwischen Auto-Kult und High-Tech Zwar gehen die Angaben über die gebaute Stückzahl auseinander, aber es dürfte kaum mehr als 500 Exemplare des Topmodells dieser DKW-Baureihe gegeben haben. Grund genug für Oldtimerfreund Schneider, das Auto von einem Bekannten aus Verl zu erwerben, der das Fahrzeug wiederum vom Sohn eines Tierarztes aus Salzkotten übernommen hatte. Da in dieser Artikelserie jedoch Fahrzeuge aus dem Kreis Herford und ihre (hier ehemaligen) Besitzer im Mittelpunkt stehen sollen, könnte bei genauer Betrachtung die Geschichte jetzt auch schon zu Ende sein. Doch Hans Schneider wurde während einer Spritztour mit dem roten Zweisitzer von einem Spenger angesprochen, dass er genau dieses Auto zuvor einmal besessen hatte. Es hätte kaum einen besseren Beweis für diese Behauptung geben können, als ein Satz Schlüssel, der exakt zu dem DKW passte und den Schneider mitsamt einiger weiterer Ersatzteile in Empfang nehmen durfte. Leider lässt sich heute nicht mehr feststellen, wer der freundliche Herr gewesen war. Und auch über die weitere Geschichte des Autos sind die Angaben spärlich. Ob es vielleicht sogar jener DKW F91 war, der als Neuwagen in Bünde vom Autohaus Engelbrecht & Harig an der Bahnhofstraße an einen gewissen Walter Meyer ausgeliefert wurde? Zwar war das Auto des Rechtsanwaltes aus der Eschstraße in einem &bdquo;Eierschalenweiß“ lackiert, doch nicht nur die Farbe wechselte bei einem Gebrauchtwagen ja häufig mehr als nur einmal. Auf der Suche nach dem DKW Cabriolet Auch die Wege von Hans Schneider und seiner Sonderklasse trennten sich alsbald schon wieder. Ein Mercedes-Benz-Vertreter aus Bielefeld entdeckte das Auto, das auf dem Bauernhof eines Bekannten in Bad Salzuflen abgestellt war und kaufte es vom Fleck weg. Denn, obwohl DKW – wie auch zum Beispiel Borgward – als &bdquo;untergegangene“ Automarke galt und darüber hinaus wegen des Zweitakters keine Massen mehr begeistern konnte, gab es schon damals Liebhaber für diese Fahrzeuge. So auch in Minden, wo ein gewisser Walter Wickert noch heute lebt und sich seit mehr als fünf Jahrzehnten den Zweitaktern der Marke DKW verschrieben hat. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Wickert hatte seinerzeit ebenfalls Schneiders DKW 3=6 auf dem Bauernhof stehen sehen, an dem er regelmäßig auf dem Weg zum Studium in Bielefeld vorbeikam. Und sogar Fotos davon gemacht, wie die beiden Oldtimer-Freunde – die sich erst vor Kurzem bei einem Treffen am Kleinbahnhof in Enger kennenlernten – feststellten. Eine Frage, die sich – nicht nur den beiden – sofort aufdrängte, was ist aus dem Auto geworden? Walter Wickert ist der Verbleib des Fahrzeugs jedenfalls aktuell nicht bekannt, obwohl er selbst gleich mehrere dieser seltenen Zweisitzer besitzt und noch weitere in seinem Bekanntenkreis gefahren werden. Doch vielleicht weiß ja ein Leser mehr? Da Hans Schneider außer einem einzelnen Foto keinerlei Unterlagen mehr zu seinem &bdquo;kleinen Wunder“ besitzt, wäre es bereits hilfreich, wenn geklärt werden könnte, wer seinerzeit der freundliche Vorbesitzer aus Spenge war? Hat vielleicht jemand Erinnerungen daran, wo so ein Fahrzeug einstmals zu Hause war? Ob in Rot oder eventuell auch hell lackiert, ist dabei zweitrangig. Der ehemalige Besitzer und der Autor dieser Zeilen würden sich über Hinweise unter 05223 6530230 sehr freuen. Weitere Oldtimer-Geschichten: 50 PS und 1,1-Liter-Motor: Ein Bünder und sein Opel Kadett aus den 1970ern Kunterbunter VW Käfer: 21-Jährige belebt Oldtimer-Szene im Kreis Herford Vom Wirtschaftswunder zum Sammlerstück: Bünder restauriert Mercedes &bdquo;Ponton“ Hiddenhauser erweckt Kult-Oldtimer nach 31 Jahren wieder zum Leben: Ford-Modell &bdquo;P4-Taunus“ sollte die Kölner Antwort auf den VW-Käfer werden

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