Oldtimer-Traum im Kreis Herford: 78-Jähriger fährt stolz seinen 1965er-Porsche

Kreis Herford. Als Wolfgang Anger im Jahre 1947 das viel zitierte Licht der Welt erblickte, da stand seine Wiege weit abseits des Ravensberger Landes. Schon beim ersten Satz verrät sein &bdquo;rollendes R“, dass er nicht in Westfalen, sondern Bayern geboren wurde. Bevor er jedoch in Stift Quernheim sesshaft wurde, sollte es viele Stationen in seinem Leben geben. Die größte Distanz war dabei vermutlich Rio de Janeiro, wo es ihn als Kind hin verschlug. Da sein Vater Bau-Ingenieur war und dieser im Auftrag des Bayer-Konzerns eine Fabrik in Brasilien aufbauen sollte, verbrachte der junge Wolfgang viele Jahre im Schatten des Zuckerhuts. Zurück in Deutschland folgte dann eine ihn prägende Zeit in Füssen, wohin er auch heute noch Kontakte pflegt und von wo aus er eine Ausbildung zum Kälteanlagenmechaniker in Kaufbeuren absolvierte. Sechs Jahre Bundeswehr machten dann ebenfalls einen Ortswechsel erforderlich und für das Maschinenbaustudium wurde Aachen zum temporären Wohnort. Schließlich folgte noch eine Reihe weiterer Umzüge, die dem jeweiligen Arbeitgeber geschuldet waren. So kam der heute 78-Jährige auch berufsbedingt nach Ostwestfalen, wo er sich dann – während seine &bdquo;Altersgenossen“ bereits über Vorruhestand nachdachten – mit 56 Jahren noch selbstständig machte. Für Liebhaber: Oldtimer-Treffen im Kreis Herford: Hier können Auto-Klassiker bewundert werden Neustart mit 56 – Spät, aber voller Tatendrang &bdquo;Damit begannen meine besten Jahre.“ schmunzelt der zweifache Vater. &bdquo;Obwohl ich dadurch auch viel unterwegs war und wenig Zeit für die Familie blieb.“ berichtet er weiter. Dass seine mittlerweile verstorbene Frau, obwohl selbst beruflich sehr erfolgreich, ihn nach Möglichkeit unterstützte, versteht sich von selbst. &bdquo;Sonst hätten wir es ja gar nicht so lange miteinander ausgehalten!“ lacht Anger. Auch als der ehemalige Hobby-Pilot sich einem weit bodenständigeren Hobby widmen wollte, konnte er mit der Unterstützung durch seine &bdquo;bessere Hälfte“ rechnen. Genau genommen vermittelte sie ihrem Gatten sogar nach einem Friseurbesuch den Einstieg in die &bdquo;Oldtimerei“. Wie bei vielen Menschen, blieben auch bei Wolfgang Anger die ersten Autos bis heute im Gedächtnis. Nach einem Lloyd Alexander war dies insbesondere ein in den 1950er Jahren gebauter Volkswagen, der aufgrund der Form seiner Heckscheibe heute auch als &bdquo;Ovali“ bekannt ist. Wenn er nochmal solch ein Modell bekommen könnte, dann würde ich er sich dem annehmen wollen, so der Plan. Wobei er auch vor einer Restaurierung nicht zurückschrecken würde, schließlich hatte er schon mit seinem Vater – einem leidenschaftlichen &bdquo;Auto-Schrauber“ – unter so mancher Karosse gelegen und auch schwierigen Fällen wieder Leben eingehaucht. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Der &bdquo;Ovali“ lässt Erinnerungen aufleben Es war schlussendlich ein befreundeter Friseur, der in der alten Heimat Füssen seinen Salon betrieb, bei dem genau ein solches Fahrzeug auf einen neuen Eigentümer wartete. Obwohl diesem Exemplar das große Faltschiebedach, das einst sein ehemaliges Auto zum Frischluftvergnügen gemacht hatte, fehlte, schlug Wolfgang sofort zu. Es folgte eine mehrjährige Restaurierung, die eigenhändig in der heimischen Garage von statten ging, um dem betagten Käfer wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Mit Erfolg, denn schließlich konnte das Schmuckstück zu zahlreichen Veranstaltungen chauffiert werden, bei denen der kontaktfreudige Anger mit vielen Gleichgesinnten ins Gespräch kam. So auch bei einer Rallye in Bünde, die wiederum sein automobiles Leben verändern sollte. Während der Volkswagen die Erinnerungen an eigene Fahrerlebnisse in jungen Jahren wiederbelebt hatte, weckten diverse alte Porschemodelle bei solchen Veranstaltungen die Erinnerung daran, dass ein Fahrzeug aus Zuffenhausener Produktion für Wolfgang lange Zeit unerreichbar war. Die Betonung liegt hier auf &bdquo;war“! Denn während er in Bünde mit einem Porsche-356-Besitzer ins Gespräch kam, war seine Kaufabsicht zwar noch etwas abstrakt, dennoch bat er den neuen Bekannten ihn zu informieren, wenn er einmal von einer Verkaufsofferte hören würde. Die Wartezeit auf eine Reaktion war überschaubar, denn kaum zwei Wochen später klingelte das Telefon. Ein Coupé aus Brooklyn Das Gegenüber berichtete dem kaufwilligen Stift Quernheimer von einem Porsche 356 C, Baujahr 1965, der zu einem annehmbaren Preis auf einen neuen Besitzer warten würde. Allerdings in Darmstadt! Doch auch das war für Wolfgang Anger kein Problem. Mitsamt des Porsche-erfahrenen Bünders ging es dann ins südliche Hessen, wo sich ein ganz passables Coupé präsentierte. Und da der Preis verlockend war, wurde man sich schnell handelseinig und das Auto trat auf eigener Achse – allerdings ohne funktionierende Heizung – die Überführung in den Kreis Herford an. Dass die fehlende Klimatisierung nur einen der Mängel darstellte, sollte sich erst später zeigen. .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 142.86%; } } Wie zuvor bereits erwähnt, hatte der formschöne 1600er auch schon einige Kilometer zurückgelegt. Nicht nur auf eigener Achse, denn wie die Porsche GmbH im Jahre 2004 in einer sogenannten &bdquo;Geburtsurkunde“ bestätigt, sind nicht nur Motor, Getriebe und Karosserie seit der Erstzulassung miteinander unterwegs, sondern ist das Fahrzeug als Neuwagen an einen &bdquo;Doktor in Brooklyn, New York“ ausgeliefert worden. Leider ist der weitere Werdegang der Sportwagenlegende zwar nicht dokumentiert, doch bestätigt der alte Kraftfahrzeugbrief den &bdquo;Reimport“ im Jahre 1996. 75 PS und jede Menge Fahrspaß Also sechs Jahre bevor sich unser Protagonist seinen automobilen Traum damit erfüllen konnte. Mit einem Schmunzeln erinnert sich der inzwischen siebenfache Großvater an die Jungfernfahrt, zu der er selbstverständlich seine Ehefrau eingeladen hatte. Nach nur wenigen hundert Metern Wegstrecke schaute diese in Richtung des Fahrersitzes und fragte sichtlich enttäuscht: &bdquo;Ist das etwa ein Volkswagen?“. Zu präsent war auch in ihren Erinnerungen noch das Geräusch des gebläsegekühlten Vierzylinder-Boxermotors, der einst im familieneigenen Käfer seinen Dienst verrichtete und der auch im ersten Serienmodell, das den Namen der legendären Automobildynastie tragen durfte, für Vortrieb sorgte. Obwohl zwischen dem 1949 erstmals offiziell präsentierten Porsche 356 und Angers C-Modell rund 15 Jahre Weiterentwicklung liegen, sind einige der grundlegende Konstruktionsmerkmale über den gesamten Produktionszeitraum der Baureihe beibehalten worden. Neben dem Motor zum Beispiel der Heckantrieb, bei dem Getriebe vor und der Motor hinter der Antriebsachse angeordnet war. Oder auch die Drehstabfederung, die schon beim legendären, von Porsches Büro entwickelten Auto-Union-Rennwagen zum Einsatz kam. Dennoch hat der hier vorgestellte Porsche mit einem Volkswagen kaum mehr etwas gemein, was sich schon am Preis ablesen lässt. Unterwegs auf alten und neuen Straßen Laut Liste waren für das Porsche 356 1600 C Coupé, wie das Modell laut Werksbescheinigung offiziell benannt wurde, im Jahre 1965 ganze 14.950 DM zu berappen. Zu diesem Preis wären rein rechnerisch 3,3 Volkswagen Standard-Limousinen erhältlich gewesen. Doch dafür gab es natürlich auch ein deutliches mehr an Fahrvergnügen. Der Porsche hatte eine Leistung von 75 PS, kam damit in 14 Sekunden von 0 auf 100 und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 175 km/h. Der zum Vergleich herangezogene, zeitgleich lieferbare VW 1200 mobilisierte dagegen nur 34 Pferdestärken, brauchte für die Beschleunigung auf 100 km/h rund 33 Sekunden und setze dem Beschleunigungsrausch bereits bei 122 Stundenkilometern ein Ende. Zweite Restaurierung für die Zukunft Also war der Porsche gut gerüstet, um auch im modernen Straßenverkehr recht flott bewegt zu werden. Und dies taten Angers dann auch. Ob in die alte Heimat Allgäu oder zu ausgiebigen Urlaubsfahrten an die Ostsee, der 356er hat bei seinem jetzigen Besitzer bestimmt schon mehr als 100.000 km absolviert. Doch allmählich nagte der Zahn der Zeit an der von Karmann in Osnabrück gefertigten Karosserie. Zwar hatten die Zuffenhausener bei der Komplettierung nach bekannt hohen Maßstäben gearbeitet, allerdings rächten sich nun zahlreiche, unsachgemäße Reparaturen aus der amerikanischen Lebensphase des Autos. Daher ließ Wolfgang Anger Karosserie und Innenraum in den Jahren 2008 und 2009 bei einem Fachmann in der Region komplett restaurieren, die Revision von Motor und Getriebe folgte knappe 10 Jahre später dann bei einem Experten in Norddeutschland. &bdquo;Nun ist der Wagen für mindestens weitere 100.000 km wieder gut!“ ist sich Anger sicher. Dass er die auch innerhalb der Familie gefahren wird, dafür ist gesorgt. Sowohl die Tochter, die in Süddeutschland lebt und mittlerweile dem &bdquo;Ovali“ ein adäquates Zuhause gegeben hat, als auch der Sohn, sind vom &bdquo;Oldtimer-Bazillus“ befallen. &bdquo;Und einer meiner Enkel hat sich von seinem Konfirmationsgeld selbst schon eine alte Zündapp zugelegt.“ freut sich der sichtlich stolze Opa am Steuer seines Porsche. 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