SPD klebt, CDU klickt: Wie Instagram und Co. den Herforder Wahlkampf geprägt haben

Herford. Zum ersten Mal fand der Kommunalwahlkampf nicht nur auf der Straße oder in der Zeitung statt – auch Instagram und Facebook mischten kräftig mit. Zwar ist wissenschaftlich noch offen, wie stark Social Media das Wahlverhalten wirklich beeinflusst. Doch in Herford zeigt sich klar: Der Erfolg der CDU, in Stadt wie Kreis, hat seine Wurzeln im Netz. Sowohl Anke Theisen als auch Mirco Schmidt legten mit Beginn der heißen Wahlkampfphase ihre Amateur-Accounts ab und setzen seither auf Profi-Auftritte: Hochglanzbilder, knackige Videos mit schnellen Schnitten, klare Botschaften und ein durchgängiges Design – vorbei die Zeiten von verwackelten Selfies, Haarsträhnen die abstehen und wild zusammengewürfeltem Inhalt. Nichts wurde im Wahlkampf mehr dem Zufall überlassen. Dafür nahm die Partei sogar Geld in die Hand und bewarb ihre Beiträge. Und das mit Erfolg: Ihre kurzen Clips knackten anschließend regelmäßig die Marke von mehreren 10.000, manchmal sogar über 100.000 Aufrufen. Ein Beispiel: Kurz vor der Stichwahl veröffentlichte Anke Theisen ein Video, in dem sie mit der Botschaft &bdquo;Wechsel statt ’Weiter so’“ am Rathaus entlangläuft – und noch einmal eindringlich um die Stimme der Wähler warb. 113.000 Nutzer sahen das Video im Netz, Hunderte kommentierten. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Anke Theisen (@anketheisen) Amtsinhaber Tim Kähler (SPD) setzt auf eine altbewährte Strategie Die SPD und Tim Kähler setzten im Wahlkampf dagegen zunächst auf Altbewährtes: Plakate, Plakate, Plakate – am Ende wurden es gleich drei große Kampagnen. Forscher sehen im Plakatwahlkampf vor allem ein Mittel, Kandidaten bekannt zu machen. Kähler dürfte den meisten Herfordern jedoch längst vertraut sein – immerhin ist er seit 2014 Bürgermeister. Rückblickend dürfte der Effekt der teuren Plakatkampagnen also eher überschaubar gewesen sein. Und Social Media? Kaum der Rede wert. Ab und zu ein Bild auf Kählers inzwischen nicht mehr aufrufbarem Accounts, meist aber eher über laufende Projekte oder einberufene Pressetermine, statt echtem Wahlkampf. Lesen Sie auch: Herfords Bürgermeister irritiert mit Wahlslogan Auch auf dem Hauptkanal der SPD Herford war von einem Wettstreit, um das Bürgermeisteramt so gut wie nichts zu sehen. Während man bei der CDU Herford an Theisen und auch Schmidt bereits seit Monaten nicht mehr vorbeikam, tauchte Kähler auf dem SPD-Account erst ab der Stichwahl vermehrt auf. Ansonsten ging er in der Vielzahl der anderen Beiträge förmlich unter. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von SPD Herford (@spd.herford) Weckruf nach dem ersten Wahlgang Der erste Wahlgang – Kähler lag nur 105 Stimmen vor Theisen – wirkte dann offenbar wie ein Weckruf für ihn und seine Partei. Und so gab es auf beiden Kanälen schließlich auch Hochglanzvideos statt Schnappschüsse vom Amtsinhaber zu sehen. Doch am Ende blieb es bei einer Handvoll Clips – weit entfernt von der digitalen Schlagzahl der CDU. Spannend auch, welche Unterstützer Theisen und Schmidt mobilisieren konnten. Prominente CDU-Größen wie NRW-Innenminister Herbert Reul oder NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst standen an ihrer Seite, dazu die unterlegenen Bürgermeisterkandidaten von FDP und BfH – sie alle machten, auch im Netz, aktiv Wahlkampf für die CDU-Kandidaten. Kählers größter digitaler Coup: ein Unterstützungsvideo von Verteidigungsminister Boris Pistorius. Doch das verpuffte, hatte im Vergleich mit der CDU kaum Aufrufzahlen. Auch spannend: Facebook statt Wahlplakat: Die Herforder Bürgermeisterkandidaten im Social-Media-Check Union für Herford macht mehr Wahlwerbung als die SPD Generell wirkte Tim Kähler im Wahlkampf oft wie ein Einzelkämpfer. Gemeinsame Auftritte, auch mit dem SPD-Landratskandidaten gab es zwar, nur eben nicht medienwirksam inszeniert. Zwischenzeitlich entstand das Gefühl, dass selbst die Union für Herford als Unterstützer Kählers zeitweise mehr Werbung für den 57-Jährigen machte als seine eigene Partei. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Union für Herford (@union_fuer_herford) Überhaupt verfestigte sich in den vergangenen Wochen der Eindruck, dass Kähler und seine SPD oft nicht als Team agierten. Das zeigt sich auch daran, dass der 57-Jährige eigentlich auch gerne noch für den Rat kandidieren wollte, seine Partei ihn aber abgelehnt hat. Das komme nicht gut an, habe einen &bdquo;seltsamen Beigeschmack“, so das Argument. Dass Kähler nun auch nicht bei der Aufarbeitung der Wahlniederlage behilflich sein will, so kündigte er es zumindest am vergangenen Wahlabend gegenüber der NW an, spricht ebenfalls Bände. Bei der CDU dagegen lief es wie aus einem Guss. Mit einem großen, geschlossenen Team trieb sie den Wahlkampf voran. Jeder packte für jeden mit an. Beispiel: Andreas Hüttemann aus Hiddenhausen. Obwohl er selbst die Bürgermeisterwahl dort deutlich verloren hatte, stürzte er sich anschließend mit voller Energie in den Kampf um das Herforder Rathaus und den Landratsposten – und wurde so zu einem der sichtbarsten Unterstützer im Stichwahl-Wahlkampf. Hintergrund: Vom knappen Rückstand, zum Triumph: So wurde Anke Theisen Bürgermeisterin in Herford Schon im Bundestagswahlkampf setzt die CDU der SPD einen vor Zurück in die digitale Welt: Auch bei Bundestagswahl im Februar war die CDU der SPD im Social-Media-Wahlkampf weit voraus. Das Ergebnis ist bekannt: Christdemokrat Joachim Ebmeyer setzte sich durch. Und auch bei den nächsten Wahlen wird der Auftritt der Kandidaten im Netz wieder mitentscheidend sein. Das Argument, kleine Parteien könnten sich das finanziell nicht leisten, zieht nicht – die eigentliche Frage muss lauten: Wofür will eine Partei im Wahlkampf noch Geld ausgeben – für Plakate oder digitalen Content? 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW im Kreis Herford

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