Herford. Die Herforder Bürgermeisterwahl geht in die Verlängerung: Amtsinhaber Tim Kähler (SPD) und seine stärkste Herausforderin Anke Theisen (CDU) liefern sich den ganzen Abend über ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Ende trennen die beiden gerade einmal 105 Stimmen – mit dem aktuell besseren Ende für Tim Kähler.
Somit müssen die Bürgerinnen und Bürger in gut zwei Wochen, also am 28. September, noch einmal zu den Wahlurnen schreiten, um zu bestimmen, wer in der kommenden Legislaturperiode auf dem Chefsessel im Rathaus der Hansestadt sitzen wird.
Sowohl Kähler als auch Theisen kommen auf rund 37 Prozent der Stimmen und haben den Wahlabend überwiegend abseits der Öffentlichkeit verbracht. Während Theisen im Kreishaus zugegen war und im Fraktionsbüro unter anderem zusammen mit dem CDU-Landratskandidaten Mirco Schmidt die Auszählung verfolgte, hat Kähler den Abend zu Hause verbracht. Erst spät kamen beide für eine kurze Stippvisite ins Rathaus.
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Kähler rechnete von Beginn an mit einer Stichwahl
„Mir war klar, dass ich keine 52,5 Prozent mehr bekommen werde“, sagt Kähler mit Blick auf seine direkte Wahl vor fünf Jahren. „Ich habe immer gesagt, dass es diesmal wieder eine Stichwahl geben wird und dort werden die Karten nun neu gemischt.“ Unter normalen Wahlbedingungen sei es heutzutage so gut wie unmöglich, eine absolute Mehrheit zu erlangen, vor allem bei der großen Anzahl an Gegenkandidaten. In Herford kandidierten sieben Bewerber um das Amt des Bürgermeisters. „Ich gehe hoffnungsfroh in die Stichwahl und kämpfe nun im Endspurt darum, die Mehrheit zu erreichen“, so Kähler weiter.
Tim Kähler (SPD) im NW-Interview
Theisen zeigt sich ebenfalls durchaus zufrieden. „Der Abend zeigt, dass die Menschen den Wechsel wollen“, so die 55-Jährige gegenüber der NW. Sie sei gerührt über den großen Zuspruch, den sie nicht nur an der Wahlurne, sondern auch in den Gesprächen während des Wahlkampfes erhalten habe. Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Jörg Haferkorn sagt: „Der Politikwechsel ist eingeläutet.“
Anke Theisen (CDU) im NW-Interview
Um 21.41 Uhr waren alle 22 Wahlbezirke ausgezählt. Amtsinhaber Tim Kähler kommt demnach auf 37,11 Prozent. Knapp dahinter landet Theisen mit 36,71 Prozent. Udo Gieselmann von den Bürgern für Herford belegt den dritten Platz und kommt auf 9,13 Prozent. „Mich hat leider nicht die Mehrheit der Bürger gewählt. Viele haben nur aus Tradition wie immer gewählt. Mich haben aber, davon bin ich überzeugt, die sympathischsten und liebevollsten Wählerinnen und Wähler unterstützt“, so Bürgermeisterkandidat Gieselmann.
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Bürger für Herford unterstützt Theisen in Stichwahl
Die BfH werde im anstehenden Stichwahl-Wahlkampf die CDU und somit Anke Theisen unterstützen. „Wir haben das noch am Sonntag per Abstimmung festgelegt“, so Gieselmann im NW-Gespräch. In den kommenden Tagen möchte man nun mit der CDU in Kontakt treten.
Die Linke werde dagegen keine Wahlempfehlung aussprechen, so Zübeyde Polat. Die Bürgermeisterkandidatin konnte 4,58 Prozent der Stimmen sammeln und sagt: „Wir denken, dass die Wähler selber im Stande sind, ihre Schlüsse zu fassen und die richtige Stimme abzugeben.“
Dass es bei der Entscheidung dieses Mal deutlich knapper zugehen würde als noch bei der „Corona-Kommunalwahl“ 2020, dürfte für die meisten Politik-Interessierten in Herford keine allzu große Überraschung sein. Dazu kommt: Im Vergleich zu Vorjahren war es an vielen Stellen im Wahlkampf deutlich ruppiger zugegangen, der Ton war rauer geworden. Zu nennen wäre hier beispielsweise der vermeintliche Wahlkampf-Eklat um Anke Theisen, die nach einer Podiumsdiskussion von SPD, UfH und Grünen wegen angeblicher Aussagen zur AfD scharf angegangen worden war.
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Kähler musste schon 2014 in die Stichwahl
Für das amtierende Stadtoberhaupt Tim Kähler ist es nach 2014 das zweite Mal, dass er in eine Stichwahl muss. Damals hatte sich der heute 57-Jährige erst im zweiten Wahlgang gegen seinen CDU-Kontrahenten Klaus Oehler durchgesetzt. 53,6 Prozent der abgegebenen Stimmen waren auf den gebürtigen Bremer entfallen.
Sechs Jahre später lief es für den Sozialdemokraten dann deutlich besser. Seinerzeit hatten – wie jetzt auch – sieben Bewerber ihren Hut im Kampf um das Bürgermeisteramt in den Ring geworfen. Schon damals hieß Kählers aussichtsreichste Gegenkandidatin Anke Theisen (55). Für die Leiterin der Herforder Kriminalwache stimmten nur 29,2 Prozent der damaligen Wahlgänger, Kähler kam hingegen auf knapp 53 Prozent, war somit wiedergewählt.
Mit dabei beim Ringen um den höchsten Posten in der Stadtverwaltung war auch schon 2020 Die-Partei-Bewerber Stefan Kannegießer, der mit rund 2,84 Prozent der Wählerstimmen jedoch chancenlos war. Auch diesmal liegt er abgeschlagen hinten. Und trotzdem: „Wir werden mit einem Sitz im Rat vertreten sein. Das ist ein toller Erfolg“, so Kannegießer.
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