Facebook statt Wahlplakat: Die Herforder Bürgermeisterkandidaten im Social-Media-Check

Herford. Politik und Soziale Medien - ein Paar mit viel Potenzial, vor allem in der Zeit vor Wahlen. Das wissen auch die Herforder Bürgermeisterkandidatinnen und -kandidaten. Fast alle nutzen Facebook und Co. für ihren Wahlkampf zur Kommunalwahl 2025 - und schlagen sich dabei unterschiedlich gut. Dass der Politik auf den Plattformen mehr Stolpersteine im Weg liegen als anderen Branchen, weiß Mara Bloumis, Gründerin und Beraterin der Herforder Social Media Marketing Agentur &bdquo;Soul and Media“. Dafür sieht sie im Großen und Ganzen sechs Gründe. Mehr Wahlkampf auf Social Media: Wahlerfolg der Linken zeigt, wie Facebook und Co. die Demokratie beeinflussen Herausforderungen im Social-Media-Wahlkampf Authentisches Auftreten scheitert oft an einer Vielzahl von Kontrollinstanzen Komplexe Inhalte müssen in einfache Formate gepresst werden Politischer Content ist anfällig für Polarisierung und Shitstorms Community Management ist wichtig für die Wählerbindung, aber auch aufwendig Langfristige Strategien helfen dem Algorithmus und dem Vertrauen, binden aber viele Ressourcen Unterschiedliche Plattformen haben unterschiedliche Zielgruppen und brauchen unterschiedlichen Content Die Herforder Bürgermeisterkandidaten in den Sozialen Medien Alle Bürgermeisterkandidaten haben einen öffentlichen Facebook-Account. Tim Kähler (SPD), Anke Theisen (CDU) und Ricarda Heeper sind auf Instagram aktiv, letztere auch auf TikTok und YouTube. Claudio Vendramin (Grüne) nutzt die Accounts des Stadtverbandes. Udo Gieselmann (UWG) hat in einem Post seine Kandidatur verkündet und das Profil seither nicht mehr genutzt. &bdquo;Leider klappt es nicht so richtig, wie ich es gerne hätte. Allerdings gefällt mir der persönliche Kontakt immer noch am besten“, sagt er dazu. Social Media Marketing Beraterin Mara Bloumis hat für nw.de die Profile analysiert: &bdquo;Mir ist bei keinem der Kandidaten eine klar erkennbare Social-Media-Strategie aufgefallen.“ Außerdem sind fast alle Profile pünktlich zum Wahlkampf deutlich aktiver geworden. Der große Überblick: Alle Infos zur Kommunalwahl 2025 in Herford Herforder Bürgermeisterkandidat Tim Kähler (SPD) Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Tim Kähler (@timkaehler) Auch wenn die Profile von Tim Kähler Anfang des Jahres deutlich aktiver geworden sind, nutzt er sie schon viel länger. Das sei ihm wichtig, es gehe immerhin um eine Persönlichkeitswahl, sagt er. Für den Social-Media-Auftritt stünde ein &bdquo;angemessener Teil“ des Wahlkampf-Budgets zur Verfügung. Kähler zeigt viel von seiner Arbeit als amtierender Bürgermeister. Es gibt Fotos und Videos von Terminen zur Lidl-Deutschland-Tour, dem Janup und mehr. Das passt zum selbsterklärten Ziel: Er wolle zeigen, was er und sein Team bereits für die Menschen gemacht hat und was sie noch vorhaben. Die Videos auf dem Account sieht Mara Bloumis zwiegespalten. &bdquo;Bewegtbild schafft Bezug. Einige Videos wirken eher geskriptet, was manchmal Authentizität mindern kann. Planung und Vorbereitung sind wichtig – trotzdem sollte nicht eins zu eins ein Text abgelesen werden.“ Als Ausgleich gibt Kähler auch private Einblicke. Mehr Infos zum CDU-Kandidaten: Herforder Bürgermeister Tim Kähler kandidiert bei Kommunalwahl 2025 erneut Herforder Bürgermeisterkandidatin Anke Theisen (CDU) Das Facebook-Profil von Anke Theisen ist weniger persönlich. &bdquo;Ein thematischer Schwerpunkt liegt darauf, Herford als Stadt der starken Frauen zu zeigen“, identifiziert Mara Bloumis. Ein Post fällt der Content-Managerin besonders auf: Theisen erzählt, sie habe bei einem Stadtrundgang ein neues Gewürzhaus entdeckt. Zwischen vielen Leerständen sei es schön, Neues und Einzigartiges zu entdecken. Bloumis findet: &bdquo;Das vermischt persönliche Inhalte mit Wahlkampfthemen, was strategisch wirken kann.“ Das sollten Sie wissen: Anke Theisen ist Bürgermeisterkandidatin der CDU in Herford Herforder Bürgermeisterkandidat Claudio Vendramin (Bündnis 90/Die Grünen) Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Stadtverband Gruene-Herford (@stadtverbandgruenehf) Claudio Vendramin bestreitet den Wahlkampf &bdquo;nicht so personenbezogen“, sagt er. Deswegen nutze er auch bewusst die Accounts des Stadtverbandes mit. Hier wolle er neue Wählergruppen erreichen. Hier gibt es viel Video-Content mit vielen Protagonisten, nur manchmal ist Vendramin dabei. Die Inhalte sind oft locker, greifen Social-Media-Trends auf und zeigen auch mal eine sprechende Plüsch-Pflanze. &bdquo;Wir wollen bewusst viel Humor nutzen. Es gibt zwar auch ernstere Beiträge, aber es gibt genug Mahnungen.“ Zur Person: Grüner Bürgermeister-Kandidat in Herford erklärt: &bdquo;Klimaschutz ist Bürgerschutz“ Herforder Bürgermeisterkandidatin Ricarda Heeper (FDP) Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Ricarda Heeper (@lopo_ricarda_heeper) Auch Ricarda Heeper legt den Fokus mehr auf ihre Partei als auf ihre Person. Deswegen sticht ein Post heraus: &bdquo;Es gibt ein Fotokarussell ’5x über mich aus dem Fotoalbum’. Das wirkt sehr authentisch“, ordnet Mara Bloumis ein. Hier spricht Heeper über ihre Familie, ihre frühere Arbeit bei Douglas, Tennis, Lippenstift und Pinguine. Positiv fällt auf, dass Heeper einen Tiktok-Account betreibt. Ein Wermutstropfen: Hier wird lediglich der Inhalt des Instagram-Profils zweitverwertet. Die Fotos und Grafiken werden mit Musik hinterlegt und zusammengeschnitten. Ricarda Heeper sagt: &bdquo;Social Media ist im Wahlkampf längst nicht mehr &bdquo;nice to have“, sondern einer der wichtigsten Kanäle, um Menschen direkt zu erreichen.“ Deswegen investiere sie bewusst Zeit dafür und arbeite mit einem kleinen Team zusammen. Alle Inhalte entstünden in engem persönlichen Austausch, &bdquo;authentisch und ohne große Distanz“. Die Details zu Ricarda Heeper: Diese Kandidatin schickt die FDP ins Rennen für das Herforder Bürgermeisteramt Herforder Bürgermeisterkandidatin Zübeyde Polat (Die Linke) Die Bürgermeisterkandidatin der Linken nutzt eine öffentliche Facebook-Gruppe. Dort postet sie von einem privaten Profil, das ansonsten nur sehr selten aktiv ist. &bdquo;Der Auftritt erinnert inhaltlich an Parteikommunikation, was ohne den Gruppennamen nicht sofort ersichtlich wäre“, findet Bloumis. In der Gruppe finden sich fast ausschließlich Grafiken und informative Beiträge. Es wirkt, wie das digitale Äquivalent einer Reihe Straßenlaternen mit Wahlplakaten. Herforder Bürgermeisterkandidat Stefan Kannegießer (Die Partei) Kannegießers Auftritt in den Sozialen Medien bricht mit den Erwartungen von Mara Bloumis. Er teilt fast ausschließlich Beiträge von anderen Seiten - und das sehr häufig. Oft kommentiert er sie nicht einmal. &bdquo;Statement-Marketing“ nennt Mara Bloumis das. Sie ist nicht überzeugt: &bdquo;Wenn Nutzern immer wieder das Gleiche präsentiert wird, besteht die Gefahr, dass sie gedanklich abschalten.“ Weitere Beispiele aus dem Kreis Herford : So nutzen die Bürgermeisterkandidaten aus Bünde die Sozialen Medien Anm. der Red.: Auch Anke Theisen, Zübeyde Polat und Stefan Kannegießer haben eine Anfrage zu ihrem Social-Media-Auftritt bekommen. Bis zum Redaktionsschluss lag keine Antwort vor.

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