Nicht Mustang, aber Kult: Ehepaar erfüllt sich Jugendtraum mit rotem Ford Capri

Kreis Herford. Zugegeben, obwohl es gefühlt auch immer mehr Frauen gibt, die der Faszination des rollenden Kulturgutes in Form alter Automobile erliegen und die Garage dem Ponyhof vorziehen, ist das Hobby Oldtimer nach wie vor fest in männlicher Hand. Dieses Phänomen zu analysieren und zu ergründen würde den Rahmen der kommenden Zeilen sprengen und tut an sich auch nichts zur Sache, denn zu jeder Regel gibt es ja die berühmten Ausnahmen. So zum Beispiel bei Anja und Dirk Evering aus Kirchlengern, die sich mit ihrem Ford Capri nun schon seit vielen Jahren gemeinsam in der Oldtimer-Szene bewegen. &bdquo;Es hat jedoch ganz klassisch angefangen“, berichtet die gelernte Bankkauffrau und verweist damit auf ihren Mann als treibende Kraft bei der Anschaffung des gemeinsamen Lieblings aus Chrom, Lack und Kunstleder. &bdquo;Als ich auf die Welt kam, da wurde auch der Capri gerade vorgestellt“, weiß der 57-jährige Gatte zu berichten, &bdquo;Und als ich dann so alt war, dass ich Auto fahren durfte, da waren die frühen Modelle schon fast Liebhaberfahrzeuge und die letzten Exemplare verließen gerade erst das Band. Auf alle Fälle beide für mich zu teuer!“ So sollte es auch bei dem gelernten Betriebselektriker erst noch ein gutes Stück Leben dauern, bis er an die Erfüllung seines Jugendtraumes denken konnte. Für Liebhaber: Oldtimer-Treffen im Kreis Herford: Hier können Auto-Klassiker bewundert werden Welches Auto es werden sollte Als schließlich die 40. Kerze auf Dirks Geburtstagstorte in greifbare Nähe rückte, da wurde auch der Plan konkreter, sich diesen Wunsch zu erfüllen. &bdquo;Eigentlich war mir die Baureihe egal, es sollte halt nur ein Capri sein“, erinnert er sich an jene Tage im Jahr 2007. Obwohl er vermutlich jedes Modell akzeptiert hätte, ist er heute doch froh, dass es dann schließlich eines der frühen Exemplare der ersten Serie geworden ist. Nicht zuletzt kaufentscheidend war dabei, dass das interessanteste Angebot in Herford und damit dann quasi gleich um die Ecke auf einen neuen Besitzer wartete. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Und was da in der Kreisstadt angeboten wurde, konnte sich sehen lassen. Das Auto war aus zweiter Hand und bereits komplett restauriert. Die erste Besitzerin hatte sich das schmucke Coupé im zarten Alter von 60 Jahren zugelegt und war damit bis zum 87. Lebensjahr durch Osnabrück gekurvt. Ein original Vinyldach In diesen knapp drei Jahrzehnten kamen gerade einmal 59.000 Kilometer zusammen und so hielt sich der Aufwand der Instandsetzung im Jahre 1997 wohl in Grenzen. Nicht zuletzt das originale Vinyldach, ein in den 1960er und 1970er Jahren beliebtes Designelement, präsentiert sich wie an jenem Tag im Januar 1970, als der Capri in Köln vom Band lief. &bdquo;Ein sehr guter Jahrgang!“, lacht Anja Evering, die mit dem sportlichen Flitzer Geburtsjahr und -monat teilt. &bdquo;Das Schöne ist, dass wir die gesamte Geschichte anhand alter Rechnungen des originalen Briefes nachvollziehen können“, ergänzt Dirk. Was jedoch nicht original ist, ist der gewählte Farbton der ansonsten tadellosen Lackierung. &bdquo;Das Tornadorot stammt zwar aus der Farbpalette von Volkswagen, aber damit können wir gut leben“, sind sich die Everings einig, zumal den Unterschied nur wenige Puristen bemerken dürften, denn schließlich hat man schon ab Werk mindestens drei unterschiedliche Rottöne bestellen können. Nein, kein Ford Mustang &bdquo;Oft werden wir wegen des Vinyldaches gefragt, ob man das aufklappen kann.“ Doch so etwas hatte Ford damals gar nicht im Programm. Allenfalls ein paar Karosseriebauer lieferten solch offene Exemplare des Capri I, deren Stückzahlen sich jedoch maximal im mittleren zweistelligen Bereich bewegt haben dürften. Bei allein einer Dreiviertelmillion gebauter Exemplare der Baureihe I fallen diese allerdings gar nicht ins Gewicht. So blieb den Kunden nur das Faux-Cabriolet (frz.: falsches Cabriolet), wie bereits in den 1930er Jahren die in Mode gewesenen Coupés mit einem textil- oder kunstlederbezogenen Dach genannt wurden. Einem weiteren Irrtum erliegen ebenfalls viele interessierte Passanten, wenn Everings ihr Schmuckstück parken. &bdquo;Ist das ein Ford Mustang?“ lautet dann eine oft gestellte Frage. Und auch wenn die Antwort eindeutig &bdquo;Nein“ lautet, gibt es doch Gemeinsamkeiten beider Modelle. Um dies zu erläutern, muss jedoch zunächst ein Blick auf den amerikanischen Mutterkonzern in Dearborn getan werden, wo der Mustang erdacht und ab Frühjahr 1964 produziert wurde. Wie der Ford Capri entstand Da sich das Konzept eines auf Großserientechnik basierenden, sportlichen Coupés mit vier Sitzplätzen dort so gut verkaufte, sollte auch Ford in Europa ein entsprechendes Fahrzeug entwickeln. Gesagt, getan. Auf der Basis des englischen Ford Cortina entstand unter dem Entwicklungsnamen Colt (engl. für Fohlen) das europäische Pendant. Zwar war dieser Name recht passend gewählt, denn das amerikanische Vorbild hat anhand seines Pferdebezuges der gesamten Fahrzeuggattung die Bezeichnung des &bdquo;Pony-Cars“ eingebracht, doch nutzte der asiatische Hersteller Mitsubishi diesen Begriff bereits für einen eigenen Kleinwagen. Bei der Suche nach einer Alternative erinnerten sich die Ford-Mannen dann an eine, vor der Westküste Italiens gelegene Insel, deren Name &bdquo;Capri“ schon mehrfach für eigene Modelle genutzt worden war. .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 142.86%; } } Capri mit V4-Motor Auch wenn das Fohlen nun Capri hieß, so erfüllte es zwar die Kriterien eines Pony-Cars, war in Bezug auf die Motorisierung im Vergleich zu den amerikanischen Vorbildern aber wirklich nur eine verkleinerte Kopie. Denn während der Ford Mustang von einem Achtzylinder-Aggregat angetrieben wurde, so mussten sich die europäischen Capri-Fahrer mit weit kleineren &bdquo;Motörchen“ zufriedengeben. Everings Auto begnügt sich gar mit dem aus dem Taunus 12 M bekannten V4, der aus 1300 ccm gerade einmal 50 Pferdestärken mobilisiert. Doch das stört Dirk nicht, wenn er bei schönem Wetter die Kläranlage in Enger damit ansteuert, um seiner Erwerbstätigkeit nachzugehen. Auch Gattin Anja ist mit den Fahrleistungen vollkommen zufrieden, denn sie genießt eher das genüssliche Dahingleiten, als irgendwelche Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen, wenn sie bei einer der im Durchschnitt drei Rallyes pro Jahr hinter dem Steuerrad Platz nimmt. Viel wichtiger ist den Everings die Zuverlässigkeit ihres kleinen Pony-Cars. Seit dem Kauf vor nunmehr 18 Jahren haben sie respektable 36.000 Kilometer damit zurückgelegt. Nahezu pannenfrei, denn einmal riss das Kupplungsseil. Glücklicherweise kurz vor ihrer Kirchlengeraner Heimat. Und so kam der rote &bdquo;Maurerporsche“, wie der Capri zeitweise auch scherzhaft genannt wurde, mit seinen beiden sympathischen Besitzern auch diesmal sicher in die heimische Garage zurück. 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