Mit Fuchsschwanz und Wackeldackel: Herforder lebt den „Manta, Manta“-Traum

Obwohl schon seit Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Namen Opel Kraftfahrzeuge angeboten wurden, zählten die Produkte des in Rüsselsheim ansässigen Familienunternehmens nicht unbedingt zu den sportlichsten Vertretern ihrer Art. Zwar wurden in den 1920er Jahren durch Fritz von Opel, einem Enkel des Gründers, sogar mit Raketenantrieben versehene Autos auf diversen Rennstrecken zum Einsatz gebracht, doch hatten diese werbewirksamen Versuche auf die technische Ausrichtung der Produktpalette keinerlei Auswirkungen. Spätestens mit der Übernahme durch den amerikanischen General Motors Konzern im Jahre 1929 hieß das Ziel dann auch eher Masse, statt sportlicher Klasse. Nicht zuletzt dank Einführung von Fließbändern und damit verbundener, rationeller Fertigung war Opel so zeitweise der größte Fahrzeughersteller im damaligen Deutschen Reich und auch in der jungen Bundesrepublik noch auf den vorderen Rängen der Zulassungsstatistiken zu finden. Dabei stand der Slogan &bdquo;Opel – der Zuverlässige“, wie es lange Zeit in der Werbung hieß, synonym für grundsolide &bdquo;Brot & Butter“-Automobile. Wenig anfällig seitens der Technik, aber auch wenig spektakulär in Leistung und Design. Erst mit wachsendem Wohlstand nahmen auch die Rüsselsheimer Ingenieure in den 1960er Jahren Coupé-Varianten ihrer Erfolgsmodelle Rekord und Kadett ins Standardprogramm auf. US-Markt wird Blaupause für deutsche Wagen Wie so oft waren die Einflüsse des US-Marktes auch im bundesdeutschen Automobilsektor der Wirtschaftswunderjahre mehr als deutlich zu spüren. Nicht zuletzt wegen der amerikanischen Mutterkonzerne bei den Volumenherstellern Ford und Opel, wurde das sogenannte &bdquo;Pony-Car“ auch in &bdquo;Good-Old-Germany“ zur Blaupause einer gänzlich neuen Fahrzeuggattung. Ausgehend vom Ford Mustang, dessen Pony-Logo namensgebend für diese neue Spezies war, basierten die Konstruktionen auf Großserientechnik und sprachen, trotz sportlicher Formgebung, mit bodenständigen Preisen ein eher junges Publikum an. Für Liebhaber: Oldtimer-Treffen im Kreis Herford: Hier können Auto-Klassiker bewundert werden .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 142.86%; } } Ford präsentierte 1968 mit dem – auf dem englischen Modell Cortina basierenden – Capri ein erstes dieser Fahrzeuge für den europäischen Markt und setzte damit den deutschen General Motors Ableger unter Zugzwang. Die Hessen hatten mit dem Opel GT zwar mittlerweile schon etwas sehr Sportliches in ihrem Produktportfolio, doch war der Nutzwert dieses kofferraumlosen, reinen Zweisitzers doch sehr begrenzt. So manch junger GT-Besitzer wurde von der Lebensrealität überrollt und tauschte seinen Sportwagen recht schnell gegen eine &bdquo;Familienkutsche“ ein, in dem dann der &bdquo;Sportwagen“ des Nachwuchses transportiert werden konnte. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Das &bdquo;Pony Car“ aus Rüsselsheim Als Bindeglied zwischen dem Kadett als Kleinwagen und der mittlerweile zur gehobenen Mittelklasse avancierten Rekord-Baureihe wurde im November 1970 der Opel Ascona präsentiert. Basierend auf dessen Plattform und ebenfalls mit den im Konzern verfügbaren Motoren bestückt, erblickte jedoch schon zwei Monate zuvor eine Coupé-Version das Licht der Welt. Und dieses Rüsselsheimer Pony-Car traf dann den Geschmack der Zeit, hatte es doch vier bis fünf Sitzplätze, ein vollwertiges Gepäckabteil und ein bildhübsches Blechkleid. In zwei Baureihen blieb dieses Modell nahezu zwanzig Jahre im Programm, ehe seine Gene für knapp ein Jahrzehnt noch als Calibra weiterlebten. Während die Bezeichnung Calibra jedoch ein Produkt aus der Feder eines &bdquo;Markennamen-Entwicklers“ war, hatte man sich Ende der 1960er Jahre im Hause Opel noch an der Natur orientiert. Dabei liegt es allerdings mehr als nahe, dass sich die Hessen am amerikanischen Mutterkonzern orientierten. Denn die seit 1953 angebotene Chevrolet Corvette wurde ab 1969 auch als &bdquo;Stingray“ vermarktet, was im Deutschen so viel wie &bdquo;Stachelrochen“ bedeutet. Und da es mehr als 600 Arten von Rochen gibt, war es nur noch eine Fleißarbeit die richtige Bezeichnung daraus auszuwählen. Schließlich traf es einen Teufelsrochen mit dem Namen &bdquo;Manta“. Herforder liebt alte Opel So zielstrebig man diesen Namen vermutlich ausgewählt hatte, so zufällig kam Alexander Hollmann zu seiner Leidenschaft für die Automobile mit dem Blitz im Markenzeichen. Während seiner Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer suchte er einen, mit seinem Lehrlingssalär finanzierbaren Kleinwagen, der sich in Gestalt eines 1987 gebauten Corsa A auch recht schnell finden ließ. Obwohl ihn dieses Auto schon von dem Ruf des &bdquo;Zuverlässigen“ überzeugen konnte, wechselte der Azubi schnell zu einem Kadett E, für den er – dank des bereits verbauten Katalysators – nur rund ein Drittel der Steuern des kleineren Corsa berappen musste. Mit seinem zweiten Opel war Alex dann ebenfalls wieder sehr zufrieden und da er sich neben der beruflich verordneten Liebe zur Natur, auch für Technik und Kraftfahrzeuge begeistern konnte, begann er schon bald mit der Suche nach einem Liebhaberfahrzeug. Dabei stach ihm gleich der ab 1975 angebotene Manta B ins Auge, der zum einen seinem Budget entsprach, zum anderen aber – nicht zuletzt durch die Filmkomödien und der eingangs erwähnten Witzkultur – großer Beliebtheit erfreute. Manta steht am Straßenrand 2009 erstand der damals 20-Jährige dann seinen ersten Teufelsrochen, den er fortan für gemütliche Ausfahrten nutzte und dabei zu so manchem Oldtimer-Treffen steuerte. Auf einer dieser Fahrten kam der junge Opel-Liebhaber in Minden an einem geparkten Manta B vorbei, der schon von Weitem durch seinen augenscheinlich guten Zustand bestach. Schnell gebremst und angehalten, um sich auch aus der der Nähe von den Qualitäten des knapp zwanzig Jahre alten Rüsselsheimers zu überzeugen, blieb sein Interesse auch der Besitzerin des Fundstückes nicht verborgen. Es entwickelte sich ein Gespräch und ein bis heute gepflegter Kontakt, denn die Eignerin dieses Manta entpuppte sich ebenfalls als Opel-Fan und hatte gleich drei ältere Modelle in ihrem Bestand. Obwohl die Dame also quantitativ und auch qualitativ mit Fahrzeugen gut ausgestattet war, konnte Alex sie nicht direkt überzeugen, sich von ihrem Manta zu trennen. Doch der Herforder blieb hartnäckig. Ganze drei Jahre später war es dann soweit, der 1982 bereits nach dem &bdquo;Facelift“ gebaute Manta B wechselte in die Hand des 3. Besitzers. Obwohl das weißgold-metallic-farbige Schmuckstück zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als zwei Jahrzehnte auf dem Buckel hatte, wies der Wegstreckenmesser gerade einmal 62.000 originale Kilometer aus, was vom Allgemeinzustand des Autos noch unterstrichen wurde. Eine ungeschweißte Karosserie, erster Lack und vor allen Dingen keine sogenannten &bdquo;optischen Tuningmaßnahmen“ zeichneten den Neuerwerb aus. Rückbau ist aufwendig Viele Manta sind durch solche, vermeintliche Verschönerungen wie Kunststoffverbreiterungen, Spoiler und Sonderlackierungen zwar dem damaligen Zeitgeschmack angepasst worden, wurden dadurch aber ihrer Originalität beraubt und lassen sich heute nur durch umfangreiche Restaurierungen wieder in ihren alten Glanz zurückversetzen. Dies alles blieb dem Herforder GaLa-Bauer jedoch erspart. Velourssitze, Vierspeichenlenkrad und 13 Zoll messende Serien-Aluminiumfelgen mit 185er Bereifung entsprechen dem Auslieferungszustand des &bdquo;Berlinetta“ genannten Ausstattungspaketes. Selbst der 1,3 Liter große Motor der Leistungsstufe &bdquo;S“ schnurrt wie am ersten Tag. Dass dabei die 75 über die Hinterräder auf den Asphalt gebrachten Pferdestärken aus dem etwa eine Tonne schweren Coupé keine Rakete machen, stört den 35-Jährigen indes nicht. Großer Fan von &bdquo;Manta Manta“ Er sieht sich selbst nicht als &bdquo;Rennfahrer“, sondern liebt es – wie die meisten Oldtimerbesitzer – gemütlich mit seinem Oldie dahinzugleiten. So sind bis heute gerade einmal 78.000 Kilometer zusammengekommen, was die schonende Behandlung durch den Besitzer eindrücklich dokumentiert. Nur ein einziges Mal gab es mit dem &bdquo;Zuverlässigen“ dabei Probleme. Das Schaltgestänge hatte sich verstellt und so konnte man im wahrsten Sinne des Wortes &bdquo;nicht in die Gänge kommen“, wie Alex schmunzelnd berichtet. Überhaupt zeigt sich der sympathische Herforder sehr humorvoll im Umgang mit seinem Schmuckstück. Selbstverständlich hat er alle Manta-Filme gesehen und ebenso selbstverständlich flattert ein Fuchsschwanz an der Antenne seines hier vorgestellten B-Modells. &bdquo;Es ist aber nur die XS-Version “ wie er beteuert, denn &bdquo; die größeren Ausführungen saugen sich bei Regen voll und bringen dann die Antenne zum Abbrechen.“. Dennoch, dieses Accessoire gehört genau wie die umhäkelte Toilettenpapierrolle und der Wackeldackel auf der Hutablage zu einem richtigen Manta. Und das ganz ohne Witz! 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