Die neue Pflegedirektorin am Klinikum Herford soll schon wieder gehen

Kreis Herford. Eine Personalentscheidung von größerer Bedeutung hat der Verwaltungsrat der Kreiskliniken Herford-Bünde getroffen: Die neue Pflegedirektorin am Klinikum Herford, die erst im April 2024 ihre Aufgabe am Herforder Standort des kommunalen Krankenhauses aufgenommen hat, soll gehen. Nach NW-Informationen verhandelt der Vorstand mit ihr über einen Auflösungsvertrag. Vorgeschichte Schon die Entscheidung des Verwaltungsrates im September 2023, die heute 41-Jährige einzustellen, war umstritten: Damals war das Gremium mehrheitlich einer Personalempfehlung des Klinik-Vorstands für die Besetzung der wichtigen Stelle – der Bereich Pflege ist mit rund 900 Beschäftigten der größte an den Kreiskliniken – mit einer internen Bewerberin nicht gefolgt. Im Nachgang hieß es, dass der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Wolfgang Tiekötter, die Mehrheiten gegen den Vorstand organisiert habe. Zudem war davon die Rede, dass Tiekötter aus reinem Machtinteresse agiert habe. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, der damals noch dem Verwaltungsrat angehörte, gab daraufhin seinen Sitz in dem Gremium auf. Die Personalentscheidung gegen den Klinik-Vorstand soll mitursächlich dafür gewesen sein, dass der damalige Vorstandssprecher, Peter Hutmacher, seinen Vertrag mit den Kreiskliniken, über den er bereits mit Landrat Jürgen Müller in Verhandlungen stand, nicht verlängerte. Im Januar 2024 wurde bekannt, dass Hutmacher neuer Geschäftsführer des Uni-Klinikums in Dortmund wird. Einige Monate später bat auch Mitvorständin Maren Thäter um die Auflösung ihres Vertrages. Thäters Vertrauen zum Gremium habe seit den Machtspielen Tiekötters möglicherweise sowieso schon einen Knacks gehabt, so zwei Verwaltungsratsmitglieder im April 2024 sinngemäß. Daher habe sie sich sicherlich genau angesehen, wie der Verwaltungsrat und sein Vorsitzender, Landrat Jürgen Müller, mit ihr umgingen, nachdem Hutmacher seinen Weggang angekündigt hatte. Aktuelle Entwicklung Nach NW-Informationen hat das Gremium den neuen Vorstand, Thomas Breidenbach, auf dessen Wunsch am 12. Mai beauftragt, das Vertragsverhältnis mit der Pflegedirektorin am Klinikum Herford zu beenden. Die Pflegedirektorin des Bünder Standorts der Kreiskliniken, Martina Waldeyer, soll in Zukunft für beide Standorte zuständig sein. Bisher wurde der Pflegedienst, einschließlich Pflegekonzepten und -philosophie, an beiden Standorten getrennt geführt. Waldeyer hat sich am Lukas-Krankenhaus fachlich und menschlich ausgezeichnet, heißt es in der schriftlichen Erklärung des Vorstands der Kreiskliniken für den Verwaltungsrat. Sie liegt der NW vor. Waldeyers Führungsstil sei wertschätzend, konfliktlösend und von Empathie getragen. Die Pflege in Bünde stimme quantitativ und qualitativ. Sie komme ohne Honorarkräfte aus. Die Abläufe seien klar strukturiert. Zudem habe Waldeyer ein Lean-Management-Konzept auf den Stationen eingeführt, das überzeuge. Dabei handelt es sich um ein Konzept, das darauf abzielt, Ausgaben zu minimieren und gleichzeitig den Wert für die Patienten zu maximieren. Das dürfte im Konsolidierungsprozess der Kreiskliniken eine wichtige Rolle spielen. Hinzu kommt, dass auch das Beratungsunternehmen, das in den vergangenen Wochen Einsparpotenziale an den Kreiskliniken finden sollte, nach NW-Informationen eine Zusammenlegung der Pflegedirektoren-Stellen nahelegt. Breidenbach äußert sich nicht zu Personalien, wie er jetzt gegenüber der NW erklärte. Seine Pressestelle bestätigt aber, dass Waldeyer Pflegedirektorin an beiden Standorten werden soll. Sie habe in den vergangenen zehn Jahren als Pflegedirektorin im Lukas-Krankenhaus &bdquo;umfangreiche Erfahrungen gesammelt und den Fusionsprozess beider Krankenhäuser mit vielen Impulsen begleitet“. Einschätzungen Die Noch-Pflegedirektorin hat ihre Aufgabe in Herford in Zeiten des Umbruchs aufgenommen: Sie kam am 1. April. Hutmacher und Thäter waren nur noch bis September im Amt, hatten beide aber auch noch Urlaub. Am 1. September 2024 kam Interimsgeschäftsführer Armin Sülberg, am 1. Oktober 2024 der heutige Vorstandssprecher Breidenbach. Die Probezeit der Pflegedirektorin endete am 31. Oktober. Sülberg und Breidenbach hätten sie zunächst als fachlich versiert und strategisch gut strukturiert wahrgenommen, heißt es in der Erklärung für den Verwaltungsrat, später hätten sie sich korrigieren müssen. Von &bdquo;wenig Substanz“ ist in dem Bericht die Rede. Unter anderem soll die 41-Jährige ein Pflegekonzept vorgelegt haben, dass die Kreiskliniken eine Million Euro mehr gekostet hätte. Auch im Umgang mit Vorstandsinformationen und nachgeordneten Führungskräften habe es Schwierigkeiten gegeben. Es sei zu Beschwerden gekommen. Der Bericht listet das im Einzelnen auf. Dem Schreiben zufolge soll das alles mehrfach Thema in Gesprächen mit der Pflegedirektorin gewesen sein. Schließlich habe der Vorstand der 41-Jährigen zweimal nahegelegt, sich beruflich umzuorientieren. Das habe sie jedoch abgelehnt. Zu den Vorwürfen konnte die NW sie selbst nicht befragen: Sie war nicht erreichbar. Nach NW-Informationen ist die Entscheidung, dass sich das Klinikum von ihr trennt, aber nicht einstimmig, sondern mit deutlicher Kritik der Gegner gefallen. Der Antrag auf Absetzung des Themas von der Tagesordnung fand jedoch keine Mehrheit. Die Führungskraft hätte demnach zunächst selbst zum Sachverhalt gehört werden müssen. Das Gremium kenne nur die Version des Vorstands. Auch von einem möglichen Mobbing war die Rede. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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