Krätze im Kreis Herford auf dem Vormarsch: Schutz gegen die Parasiten kaum möglich

Kreis Herford. Sie ist maximal 0,5 Millimeter groß und auf der Haut so gut wie nicht sichtbar: die Skabiesmilbe, auch Krätzmilbe genannt. Mit ihren Mundwerkzeugen bohren sich die Parasiten spielend leicht durch die oberste Hautschicht des Menschen, bauen sich sogenannte Milbengänge auf und legen dort ihre Eier ab. Innerhalb weniger Tage schlüpfen daraus Larven, die an die Hautoberfläche ausschwärmen und an dunklen und warmen Orten zu geschlechtsreifen Milben heranwachsen. Dann geht alles von vorne los. Die Hautkrankheit Krätze ist im Kreis Herford wieder auf dem Vormarsch. Nach aktuellen Zahlen der Krankenkasse AOK haben sich im Jahr 2023 rund acht Prozent mehr Menschen mit den Parasiten infiziert, als noch 2022. Die Krankheit verbreitet sich oftmals unbemerkt, rasend schnell und Betroffene haben oft lange mit Krätze zu kämpfen. Was Infizierte wissen müssen und wie man sich schützen kann. Die wichtigsten Fragen und Antworten: Wie viele Krätze-Fälle gibt es aktuell im Kreis Herford? 794 Fälle verzeichnet die AOK für das Jahr 2023 – 2022 waren es noch 734 Krätze-Fälle. Es ist der erste Anstieg seit Jahren, seit 2019 gingen die Zahlen kontinuierlich zurück. Damals gab es noch mehr als 1.000 Krätze-Fälle. &bdquo;Dieser Abwärtstrend ist beendet“, sagt Matthias Wehmhöner von der AOK. &bdquo;Damit war aber zu rechnen. Denn die Infektion geschieht meist durch engen Hautkontakt mit Erkrankten. Während der Corona-Pandemie war es durch die Kontaktbeschränkungen zu einem Rückgang gekommen.“ Auch NRW-weit steigen die Zahlen aktuell wieder an. So hat die Barmer-Krankenkasse 2023 rund 76.000 Krätze-Fälle registriert, das ist ein Anstieg um knapp sechs Prozent zum Vorjahr. Bereits zwischen 2010 und 2018 gab es einen kräftigen Anstieg. Von rund 17.000 Fällen, auf etwas weniger als 165.000 Fälle im Jahr 2018. &bdquo;Warum die Zahlen mittlerweile höher liegen als noch in den Jahren 2010 bis 2015, darüber kann man nur mutmaßen.“, so die Krankenkasse auf Nachfrage. Eine Idee sei, dass das Bewusstsein für die Erkrankung gestiegen ist, sowohl bei den Betroffenen als auch bei den Ärzten. .responsive23-GeNhifKXDJwy9jOf-bar-vertical-kraetzefaelle-nrw { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-GeNhifKXDJwy9jOf-bar-vertical-kraetzefaelle-nrw { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-GeNhifKXDJwy9jOf-bar-vertical-kraetzefaelle-nrw { padding-top: 142.86%; } } Welche Symptome haben Betroffene bei Krätze? Zu den typischen Symptomen der Hautkrankheit Krätze zählen: Starker Juckreiz (vor allem in der Nacht, weil es dann unter der Bettdecke besonders warm ist und die Parasiten aktiver sind) Eine brennende Haut (ausgelöst durch starkes Kratzen) Eine schuppig-krustige Haut, vor allem nach dem Platzen der Bläschen Stecknadelgroße Hautbläschen, Pusteln und Knötchen Eiter Hautausschlag Sichtbare Milbengänge (feine, unregelmäßige, oft bräunlich-rot oder weißlich-grau erscheinende Linien), die an einem Ende ein Knötchen (Verdickung der Haut) haben Interessant: Die Milbe sondert kein Gift aus, wie etwa Wespen, und der Juckreiz oder die Rötungen werden auch nicht durch sie direkt verursacht. Vielmehr entstehen die Beschwerden durch eine Immunreaktion des Körpers auf den Parasiten. Und so werden vom Körper selbst Botenstoffe ausgeschüttet, die die Entzündungen verursachen. Zudem gilt: Der Körper bildet keine Immunität auf. Betroffene können sich jederzeit erneut anstecken. Oft ist der Befall dann aber bereits deutlich früher erkennbar. Lesen Sie auch: Pilzerkrankung nach Barber-Shop-Besuch in Herford: Mutter erhebt schwere Vorwürfe Wie groß ist die Ansteckungsgefahr der Hautkrankheit Krätze? Da die ersten Symptome häufig erst nach zwei bis fünf Wochen auftreten, übertragen Betroffene die Krankheit oftmals unbemerkt. Schon eine einzige Milbe reiche aus, um Krätze zu verursachen, sagt Wehmhöner. Schutzmaßnahmen sind demnach kaum möglich. Aber, so der AOK-Serviceregionsleiter: &bdquo;Direkt von Mensch zu Mensch ist die gewöhnliche Krätze nur dann ansteckend, wenn ein enger, großflächiger Haut-zu-Haut-Kontakt über einen Zeitraum von mindestens fünf bis zehn Minuten besteht.“ Heißt: Hände schütteln oder Umarmungen stellen kein Risiko dar, Kuscheln oder Sex dagegen schon. Auch wenn Kinder, etwa im Kindergarten, länger miteinander spielen, oder Pflegekräfte Patienten behandeln, kann es zu einer Übertragung kommen. Und auch eine indirekte Übertragung über Kleidung, Handtücher oder Bettwäsche ist möglich, allerdings eher selten, da Milben nur rund 48 Stunden abseits des Körpers überleben können. Klar ist auch, so Wehmhöner, Krätze habe nicht unbedingt etwas mit mangelnder Hygiene zu tun. An welchen Körperstellen bauen die Kratzmilben ihre Milbengänge? Besonders häufig bauen die Parasiten, die übrigens zu den Spinnentieren gehören, ihre Milbengänge dort, wo es warm ist und die Hornschicht dünn. Zwischen den Fingern und Zehen Achselhöhle Brustwarzen Bauchnabel Genitalbereich Bei Säuglingen und Kleinkindern sind häufig auch die Kopfhaut, das Gesicht und die Fußsohlen betroffen Wie lässt sich die Hautkrankheit Krätze behandeln? Um Krätze schnell wieder loszuwerden, ist eine Behandlung mit Salben mit den Wirkstoffen Permethrin, Benzylbenzoat oder Crotamiton notwendig. Diese zielen vor allem darauf ab, die Milben mitsamt Larve und Eiern abzutöten. Wichtig dabei: Der Körper muss flächendeckend eingecremt werden. Auch Tabletten mit dem Wirkstoff Ivermectin helfen. &bdquo;Hygiene und ein gestärktes Immunsystem spielen für den Verlauf eine große Rolle“, sagt Wehmhöner. Häufiges Duschen oder Baden und ein guter Immunstatus erschweren die Vermehrung der Milben. Sinnvoll ist es, auch, Kleidung, Handtücher und Bettwäsche täglich zu wechseln, und bei 60 Grad zu waschen. Geht dies bei bestimmter Kleidung nicht, dann kann diese für mindestens zwei Stunden im Gefrierschrank bei mindestens Minus 25 Grad aufbewahrt werden. Nicht waschbares Spielzeug sollte zwei Wochen lang luftdicht verpackt werden. Außerdem sollten Polstermöbel und Matratzen täglich abgesaugt werden. Was hat es mit der Borkenkrätze auf sich? Bei der Borkenkrätze (Scabies crustosa) kommt es zu einem extrem starken Milbenbefall. Grund dafür ist ein krankheits- oder altersbedingt geschwächtes Immunsystem. In diesen Fällen leben mehrere Tausend, in manchen Fällen auch Millionen Milben gleichzeitig auf dem Körper der betroffenen Person. Das Ansteckungsrisiko ist deutlich erhöht, selbst bei kurzem Körperkontakt ist eine Übertragung möglich. Der klassische Juckreiz bleibt häufig aus. Zur Themenseite: Aktuelle News und Wissenswertes rund um das Thema Gesundheit Ist Krätze meldepflichtig? Krätze fällt unter die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes, es besteht jedoch keine generelle Meldepflicht zur Ansteckung und Ausbreitung von der Krankheit in Deutschland, so die AOK. Etwas anders verhält es sich in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kitas und Pflegeheimen. Hier gilt eine indirekte Meldepflicht. Häufen sich hier die Krätze-Fälle muss eine Meldung an das zuständige Gesundheitsamt erfolgen. Interessanter Rückblick: Drei Fälle von Krätze an Rödinghauser Grundschule

Meistgelesen