Warum ein 60-Millionen-Euro-Neubau der Feuerwache Herford dringend nötig ist

Herford. Es ist einiges los an diesem Vormittag in der Herforder Feuerwache an der Werrestraße 103a. Vier Rettungs- und ein Krankenwagen sind gleichzeitig zu Einsätzen ausgerückt. Zudem sind Kräfte der Feuerwehr mit einer routinemäßigen Begehung des Stadttheaters beschäftigt. Für Lutz Kölling, Leiter der Feuer- und Rettungswache und stellvertretender Leiter der Feuerwehr, ist dies ein normaler Arbeitstag. Seit 1966 ist die Wache hier an der Werrestraße angesiedelt und damit fast 60 Jahre alt. Eine Zeitspanne, die man dem Gebäude ansieht, das in seiner Anfangsphase die Leitstelle des Kreises Herford war. Deshalb hat die Politik jüngst entschieden, dass eine neue Wache gebaut werden soll. Rund 60 Millionen Euro will man dafür investieren, wie mehrfach berichtet wurde. Die Stadt fädelte jüngst den Kauf für ein Grundstück am Schnatweg nahe der B239 ein, wo der Komplex entstehen soll. Doch warum ist diese Großinvestition notwendig, wollte die Neue Westfälische von Kölling wissen. Lesen Sie auch: Herford: Standort für neue Feuerwache gefunden Bevor Kölling auf diese Frage eingeht, betont der Chef der Feuerwache, dass die Stadt Herford in den vergangenen Jahrzehnten viel Geld in die Hand genommen habe, um das bisherige Gebäude in Schuss zu halten. &bdquo;Es wurde bis jetzt immer wieder in die Feuerwehr investiert.“ Kölling nennt als Beispiele die Ausrüstung der Gebäude mit neuer LED-Beleuchtung oder neue Garagentore, moderne TV-Anlagen und auch eine komplett neue Telefonanlage. 40 Fahrzeuge müssen in der Halle untergebracht werden Allerdings stelle sich nun die Frage, ob es Sinn ergebe, in den jetzigen Bau nach vorsichtigen Schätzungen noch einmal rund 30 Millionen Euro für eine grundlegende Modernisierung zu stecken. Kölling hält diesen Weg nicht für zielführend. &bdquo;Wir haben Handlungsbedarf. Die Wache genügt nicht mehr den Unfallverhütungsvorschriften.“ Rund 40 Fahrzeuge der Feuerwehr und des Rettungsdienstes sind in der Wache untergebracht. Doch gerade bei den Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr habe sich seit dem Jahr 1966 eine immense Weiterentwicklung abgespielt. Seinerzeit habe man Löschfahrzeuge noch mit einem Führerschein der Klasse 3 fahren können, sie wogen maximal sieben Tonnen. &bdquo;Heute wiegt unser schwerstes Fahrzeug 26 Tonnen“, erläutert Kölling. Die Standard-Fahrzeuge der Feuerwehr bringen zwischen 15 und 18 Tonnen auf die Waage. Das Ende vom Lied: Die Garageneinfahrten sind heute zu klein. Denn aktuelle Vorschriften besagen, dass an der Toreinfahrt zu jeder Seite 50 Zentimeter Platz sein müssen. Schon mit dem bloßen Auge lässt sich feststellen, dass diese Anforderungen heute nicht mehr erfüllt werden. Ergo: Die Feuerwehrleute können sich hier mit ihrer schweren Kluft kaum einen Weg bahnen. Lesen Sie auch: Stadtrat stimmt Neubau zu: Herford bekommt eine neue Feuerwache Auch die geforderte Durchfahrtshöhe, die schon heute eigentlich 4,50 Meter betragen müsste, werde nicht erreicht. &bdquo;Wir haben anstelle von 2,80 Meter heute eine Fahrzeughöhe von 3,30 bis 3,50 Meter, teilweise auch 4 Meter.“ Natürlich wäre theoretisch ein Umbau des Garagentraktes möglich. Doch ein Blick in die Garagenhalle zeigt: Das wäre ein sehr aufwändiges Unterfangen, ist diese doch gespickt mit einer Vielzahl von tragenden Säulen. Nach einem Umbau wären diese mitten in der Durchfahrt, erklärt Kölling. Es gibt weitere Defizite Und es gibt weitere Defizite der jetzigen Wache. &bdquo;Was uns hier komplett fehlt, sind Lagermöglichkeiten.“ Man bräuchte zum Beispiel deutlich mehr Platz für Ölbindemittel oder Sandsäcke, die natürlich nicht gefüllt eingelagert werden müssten. Auch bei anderen Räumlichkeiten stoßen die Abmessungen der jetzigen Wache an ihre Grenzen. Aktuell gebe es 17 Auszubildende im Rettungsdienst, schildert Kölling. &bdquo;Künftig gibt es drei neue Azubis im Brandschutz.“ Alle diese Kräfte bräuchten Spinde und Sozialräume. Doch die sind schon jetzt voll ausgebucht. Hierfür wurden eigens neue Container errichtet. Ein weiterer Punkt ist die Lage der Feuerwache an der Werre. &bdquo;Wenn man Hochwassergefahren anschaut, kann es sein, dass wir hier einen Meter unter Wasser stehen“, führt Kölling aus. Die schon jetzt völlig ausgelasteten Räume vertragen sich auch nicht mit den Plänen der Stadt Herford, den Löschzug Mitte, der aktuell rund 60 Mann umfasst, bis zum Jahr 2033 auf rund 100 Kräfte aufzustocken. &bdquo;Wir rechnen damit, dass rund 70 Prozent gleichzeitig kommen.“ Rund 70 Parkplätze wären also nötig, um die Anfahrt dieser Kräfte mit Pkws gewährleisten zu können. Doch die Parkplätze, die aktuell im Innenhof der Wache zur Verfügung stehen, sind schon jetzt ausgelastet. Nachwuchs soll gestärkt werden Hinzu kommt, dass die Ausbildung dieser Kräfte nicht selten an Samstagen stattfindet. Da gebe es schon jetzt Probleme durch den Umstand, dass an diesen Tagen auch Sportler, die den benachbarten Fußballplatz nutzen wollten, ebenfalls oft auf Parkplatzsuche seien. Die Zu- und Abfahrt sei hierdurch schon jetzt oft eingeschränkt. Auch die Kinder- und Jugendfeuerwehr soll in den kommenden Jahren gestärkt werden, nicht nur an der Werrestraße, sondern auch in Diebrock, wo es das Ziel ist, eine Jugendfeuerwehr zu gründen. Denn das schaffe die Grundlage der angestrebten Aufstockung der Zahl der Gesamtkräfte. &bdquo;50 bis 60 Prozent der Jugendlichen gehen hinterher in die Einsatzabteilung“, erläutert Kölling. Keinen Zweifel lässt der 58-Jährige jedoch daran, dass zunächst einmal das Gerätehaus in Elverdissen neu gebaut werden soll. Dann sei die Feuerwache an der Werrestraße dran. &bdquo;Ich rechne mit dem Spatenstich für 2028/29.“ Die Bauzeit wird mit vier bis fünf Jahren veranschlagt. So werden brutto noch rund zehn Jahre vergehen, bis die neue, dringend benötigte Wache am Schnatweg stehen könnte. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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