Zu alt, zu marode

Markantes Gebäude in Güterslohs Innenstadt: Alte Feuerwache soll abgerissen werden

„Die baulichen Zustände sind in Teilen mangelhaft“, heißt es. Der Gütersloher Löschzug soll künftig an der gleichen Stelle einen Neubau bekommen.

Die jetzigen Gebäude sind nicht mehr sanierungsreif. Sie sollen einem Neubau weichen. | © Andreas Frücht

Ludger Osterkamp
22.08.2025 | 22.08.2025, 15:25

Gütersloh. Für den Standort des Löschzuges Gütersloh zeichnet sich ein klarer Favorit ab. Er soll an Ort und Stelle bleiben. Dort, an der Friedrich-Ebert-Straße, zwischen Amtsgericht und Rathaus, sollen die rund 75 aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr auch künftig ihre Heimat haben. Sie bekommen demnach einen Neubau. Darauf hat sich der Arbeitskreis aus Politik, Verwaltung und Feuerwehr verständigt.

Mit diesem Vorschlag geht die Stadt nun in die Ratsgremien. Lange Zeit war in dem Arbeitskreis um die Frage gerungen worden, ob nicht ein Neubau an anderer Stelle, vorzugsweise neben oder nahe der Berufsfeuerwehr, sinnvoller wäre.

Nun lautet die Antwort: Nein. Sie kommt sowohl von Feuerwehrchef Hans-Joachim Koch als auch vom Baudezernenten Albrecht Pförtner. Beide drängen auf eine zügige Entscheidung noch vor den Kommunalwahlen. „Ich wünsche mir ein klares politisches Commitment“, sagt Pförtner.

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Neubau dürfte einen zweistelligen Millionenbetrag kosten

Konsens ist, dass die derzeitigen Gebäude nicht mehr sanierungsreif sind. Zu alt, zu marode. Der Neubau soll in zwei Bauabschnitten erfolgen. Das hat den Vorteil, dass die Feuerwehr während der Bauphase einsatzbereit bleibt.

Schon sechs Jahre her: Damals, im August 2019, freute sich Feuerwehrchef Hans-Joachim Koch über den Neubau der Berufsfeuerwehr auf einem Teil des Marktplatzes an der Friedrich-Ebert-Straße. Dass es derart lange dauert, auch eine Lösung für die Freiwillige Feuerwehr zu finden, hätte er wohl kaum für möglich gehalten. - © Andreas Frücht
Schon sechs Jahre her: Damals, im August 2019, freute sich Feuerwehrchef Hans-Joachim Koch über den Neubau der Berufsfeuerwehr auf einem Teil des Marktplatzes an der Friedrich-Ebert-Straße. Dass es derart lange dauert, auch eine Lösung für die Freiwillige Feuerwehr zu finden, hätte er wohl kaum für möglich gehalten. | © Andreas Frücht

Das Grundstück ist mit seiner Fläche von rund 6.500 Quadratmetern groß genug, um diese Option zu ermöglichen, groß genug auch, um das erforderliche Raumprogramm der Feuerwehr abzudecken. Eingerechnet ist die Fläche des leer stehenden, ehemaligen Verwaltungs- und Wohngebäudes vorne an der Friedrich-Ebert-Straße; es wird ebenfalls abgerissen.

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Was der Neubau kosten wird, steht noch nicht fest, auf jeden Fall aber einen zweistelligen Millionenbetrag. Sollte sich die Politik rasch entscheiden, könnten die Mittel womöglich auf drei Haushaltsjahre verteilt werden: Planungskosten 2026, Baukosten 2027 und 2028. Weiter hinaus schieben wollen Stadt und Politik das Vorhaben ungern: Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, etwa zehn Frauen und 65 Männer, haben schon allzu lang mit widrigen Umständen zu kämpfen.

Jetziges Feuerwehrhaus ist vor rund 40 Jahren bezogen worden

„Die baulichen Zustände sind in Teilen mangelhaft“, berichtet Feuerwehrchef Koch, „es gibt energetische Defizite und Feuchtigkeitsschäden, und die Elektroinstallation entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Hinzu kommen unzureichende Parkmöglichkeiten für anrückende Kräfte und eine Gefährdung durch den entstehenden Begegnungsverkehr im Einsatzfall.“

Das Gerätehaus etwa stammt aus dem Jahre 1936. Zuletzt wurde es 1983 grundlegend renoviert, ist aber für schwere Fahrzeuge nicht mehr geeignet und wird seit einigen Jahren im Keller abgestützt. Andere Gebäudeteile stammen aus den 1980er oder aus späteren Jahren. Schon vor drei Jahren hatte Koch erklärt, das Abstellen der Löschwagen in noch nutzbaren Hallen „das hat etwas von Tetris, was wir da spielen müssen.“

Koch sagt, das jetzige Feuerwehrhaus sei vor rund 40 Jahren bezogen worden. „Zu der Zeit gab es keine Jugendfeuerwehr am Standort und es gab keine weiblichen Feuerwehrangehörigen im Löschzug. Insofern gibt es heute keine geschlechtergetrennten Umkleiden oder speziell für die Jugendarbeit vorgesehenen Flächen. Das Thema Schwarz-Weiß-Trennung als hygienische Trennung zwischen Einsatz- und Privatkleidung spielte damals keine Rolle. Daher gibt es keine heute üblichen separaten Spindräume.“

Altstandort war zuletzt auf der Agenda nach hinten gerückt

Von all diesen Mängeln weiß auch die Politik. Bereits 2019 richtete sie einen ersten Arbeitskreis ein, gebildet, kurz nachdem die Berufsfeuerwehr einige hundert Meter weiter in ihren Neubau umgezogen war. Doch danach rückte der Problemfall Altstandort auf der Agenda immer wieder nach hinten – die Haushaltslage, die enormen Anstrengungen im Schulbau. Nun aber scheint die Sache konkret zu werden.

Koch sagt, man habe mehrere Standortvarianten geprüft. Im Ergebnis habe sich gezeigt, dass das Bestandsgrundstück geeignet ist. „Im Erdgeschoss werden im Wesentlichen die Fahrzeugstellplätze, Spindräume, Sanitärbereiche sowie Lager- und Werkstattflächen vorgesehen. Im Obergeschoss sind überwiegend Büro-, Ausbildungs- und Unterrichtsräume für den Löschzug, die Jugendfeuerwehr und die Feuerwehrmusik geplant.“

Durch die Aufteilung in zwei Bauabschnitte erspart sich die Stadt, vorübergehend Ausweichcontainer aufstellen zu müssen. Der Verbleib am Standort hätte zudem den Vorteil, dass die Stadt den Bebauungsplan nicht anfassen muss. Das erleichtert die Planung, forciert sie womöglich auch.