Gruselig, gruseliger, Grundsteuer in Herford

Sie sorgen bei vielen Immobilienbesitzern für massiven Ärger: die neuen Grundsteuerbescheide, die pünktlich zur Bundestagswahl das Blut der Steuerbürger zum Kochen bringt. Betroffen sind vor allem die Besitzer von gewerblich genutzten Immobilien. Zu denen zählen nicht nur reine Geschäftshäuser – und jetzt streiten sich wegen der Steuer auch die Herforder Parteien. Die CDU wirft dem Bürgermeister vor, dass die Hebesätze nur deshalb so hoch seien, weil die Stadt zu viel Geld ausgegeben hat. Der Bürgermeister verweist darauf, dass er Rat und Verwaltung davor gewarnt hat, das differenzierte Steuermodell zu wählen. Die Herforder Grünen wiederum verteidigen das differenzierte Steuermodell und verweisen in einer Pressemitteilung darauf, dass es die Eigentümer gewerblicher Immobilien seien, die sich kritisch zur Grundsteuer äußerten und es ja darum gegangen sei, die Kosten für das Wohnen bezahlbar zu halten. Für viele Menschen intransparent Tatsächlich ist bei der Umsetzung der neuen Grundsteuer, die ja nach dem Urteil des Verfassungsgerichts nötig wurde, so ziemlich alles schiefgelaufen, was schieflaufen kann. Für die meisten Bürger ist das Verfahren, nach dem die Daten ermittelt werden, intransparent. Lesen Sie auch: Neue Grundsteuer macht Herforder Hühnerwiese zu Luxusimmobilie Da gibt es den Grundsteuermessbetrag, der vom Finanzamt an Hand der Daten wie Lage, Alter der Immobilie oder Grundstücksgröße ermittelt wird. Der wiederum wird dann an die Stadt oder Gemeinde übermittelt, die wiederum die Hebesätze festlegt. Tatsächlich wurde bereits die Einstufung der Gebäude und Grundstücke durch die Finanzämter vor mehr als zwei Jahren zum digitalen Kraftakt - der Menschen an den Rand des Nervenzusammenbruchs brachte: Die digitale Anmeldung und das Eintragen der Daten war für viele Bürger unverständlich – bis hin zur Kapitulation vor der Fragensammlung. Der einzige Vorteil: Die Verwaltung, die sonst eher auf Papier setzen muss, hat nun erstmals die Daten aller bundesdeutschen Grundstücke in digitaler Form vorliegen. Auch interessant: Grundsteuer für Herforder Verein von 700 auf 11.000 Euro gestiegen Kontrolle nur per Stichprobe Angesichts der puren Zahlen war es für viele Finanzbeamte aber kaum möglich, die Daten tatsächlich zu prüfen. Es blieb bei Stichproben. De facto, so berichtete es ein Beamter, müssten die Daten ob ihrer schieren Masse einfach durchgereicht werden. Immerhin hatte das Finanzamt auch nichts von einer Steuer, die an die Kommunen fließt und für die Mitarbeiter nur Mehrarbeit bedeutete. Die meisten Immobilieneigentümer haben ihre vor zwei Jahren vom Finanzamt zugeschickten Daten einfach hingenommen – nicht wissend, welche Hebesätze auf sie zukommen. Die Bescheide lagerten im Ordner. Dieses Nichtwissen hat jetzt ein Ende und führt in Herford dazu, dass Eigentümer umbauter Grundstücke, aber auch von Gewerbeimmobilien sowie Sportvereine massive Mehrbelastungen verzeichnen. Dazu kommt die Trennung zwischen Wohn- und Gewerbeimmobilien, für die ja mit 1.555 Prozent ein höherer Hebesatz gilt. Hilfe finden: Grundsteuer-Reform in Herford: Was Bürger jetzt noch tun können Nebenkosten steigen Und auch der muss erst mal verdient werden. Wenn ein innerstädtischer Immobilieneigentümer vorrechnet, dass der Anteil an der Grundsteuer, den die Mieter in seinem Gebäude tragen müssen um rund 100 Prozent - auf rund 2,70 Euro pro Quadratmeter und Jahr - in einer Innenstadtrandlage steigt. Ein anderer berichtet, dass er den Anteil der Grundsteuer an den Nebenkosten, so er sie den weitergeben wolle, mindestens verdreifachen müsste. .responsive23-8kDckXIUeSRA8t6D-bar-stacked-vertical-grundsteuer-b-ab-2025 { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-8kDckXIUeSRA8t6D-bar-stacked-vertical-grundsteuer-b-ab-2025 { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-8kDckXIUeSRA8t6D-bar-stacked-vertical-grundsteuer-b-ab-2025 { padding-top: 142.86%; } } Natürlich gibt es schlimmere Schicksale, als ein Wohn- und Geschäftshaus in Herford zu besitzen. Aber angesichts der aktuellen Innenstadtentwicklung stellt sich sehr wohl die Frage, welchen Rückfluss so eine Gewerbeimmobilie angesichts der Leerstände bringt. Bei vielen Objekten liegen die politischen Einschätzungen und die Realität deutlich auseinander. Gleiches gilt im Übrigen auch für die heimischen Unternehmen, die teils extreme Steigerungen hinnehmen sollen. Das Problem mit der Aufkommensneutralität Viele Haus- und Immobilieneigentümer haben auch an den Begriff Aufkommensneutralität geglaubt. Der sagt aber nicht aus, dass alle das Gleiche oder weniger zahlen, sondern nur, dass die Stadt in etwa den gleichen Betrag einnehmen wird wie vor der Grundsteuerreform. Die Gemengelage führt nun dazu, dass das Grundsteuer-Thema pünktlich zur Bundestagswahl für Ärger sorgt. Natürlich ist die Grundsteuer neben der Gewerbesteuer die einzige Steuer, über die Gemeinden per Hebesatz selbst entscheiden können. Der gesamte Prozess, wie er bisher gelaufen ist, ist eine Blaupause dafür, wie Bürokratie Bürger frustet. Die Menschen haben aufgrund gestiegener Energiepreise und anderer Lebenshaltungskosten eh schon das Gefühl, dass sie immer weniger im Portemonnaie haben. Weniger in der Kasse könnten am Ende auch die Städte und Gemeinde haben, denn die Umsetzung der Grundsteuer wird bereits beklagt. Das betrifft sowohl die Grundsteuermessbeträge als auch die Hebesätze. Eine Lösung Letztlich hätte es eine von Experten diskutierte einfachere Lösung gegeben: Der Bund hätte den Städten und Gemeinden etwa einen auskömmlichen Anteil an der Mehrwertsteuer abtreten müssen. Die durch die Grundsteuerreform eingesparten Milliarden hätten in der Finanzverwaltung für deutlich sinnvollere Projekte eingesetzt werden können, als Grundsteuerdaten bearbeiten zu müssen. Zwei Drittel der Weltliteratur zum Steuerrecht sollen ja aus Deutschland stammen. Offensichtlich möchte man diesen Spitzenplatz auf keinen Fall gefährden. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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