Einkünfte-Einbuße bei Herforder Klinikum: Vorstand nimmt Stellung

Kreis Herford. In der letzten Sitzung des Verwaltungsrates der Kreiskliniken Herford-Bünde im vergangenen Jahr hat das Gremium die früheren Vorstände, Peter Hutmacher und Maren Thäter, einstimmig bei zwei Enthaltungen entlastet. Zudem war die strukturelle Unterfinanzierung der Kliniken ein Thema. Wie berichtet, hat der Kreistag bereits beschlossen, auf 15 Millionen Euro zu verzichten, die ihm die Kreiskliniken eigentlich zurückzahlen müssten. Damit ist die strukturelle Unterfinanzierung aber nicht beseitigt. Deren Gründe sind sinkende Einnahmen, höhere Kosten und die ausbleibende Refinanzierung von Investitionen durch das Land. Geringere Einnahmen, höhere Ausgaben Thomas Breidenbach, der neue Vorstand der Kreiskliniken, beschreibt es mit einer Analogie: &bdquo;Für jeden Stuhl, den wir produzieren, bekommen wir 250 Euro weniger, als wir an Kosten haben.“ In der Summe fehlen so sieben bis acht Millionen Euro im Jahr. Die Stühle sind – übertragen auf die Verhältnisse in den Krankenhäusern – die Diagnosegruppen (DRG: Diagnosis Relation Groups). Dabei handelt es sich um diagnosebezogene Fallgruppen, in denen Patienten mit ähnlichen Kosten zusammenfasst sind: Je nach Schweregrad der Erkrankung werden die verschiedenen DRGs mit einem landesweiten Basisfallwert multipliziert. Den bezahlen dann die Krankenkassen den Kliniken. Dabei bleibt den Häusern allerdings ein Minus von durchschnittlich eben jenen 250 Euro je Fall. Grund sind zum Beispiel gestiegene Tarife und gestiegene Materialkosten. Zwar steigen auch die Einnahmen, so Breidenbach, aber langsamer als die Ausgaben. Hintergrund: Kreiskliniken Herford-Bünde fehlen pro Jahr rund 7,7 Millionen Euro Mehr ambulante Behandlungen Das liegt auch daran, dass Behandlungen zunehmend ambulantisiert werden: Statt Patienten während eines stationären Aufenthalts zu behandeln, erfolgt die Behandlung in der Ambulanz. Der Patient geht also gegebenenfalls direkt nach der Operation nach Hause. Damit brechen den Kliniken weitere Einnahmen weg. Die Patientenzahlen machen die Größenordnung sichtbar: In den insgesamt 28 Kliniken, Fachabteilungen und Instituten mit zusammen mehr als 1.000 Planbetten der Kreiskliniken Herford-Bünde wurden noch 2019 jährlich mehr als 40.000 Patientinnen und Patienten stationär behandelt. Inzwischen sind es rund 10.000 weniger. Weniger stationäre Patienten bedeuten eben auch weniger Einnahmen. .responsive23-2PSKgVQlrBf8Vv4D-map-kreiskliniken-herford-buende { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-2PSKgVQlrBf8Vv4D-map-kreiskliniken-herford-buende { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-2PSKgVQlrBf8Vv4D-map-kreiskliniken-herford-buende { padding-top: 142.86%; } } Kommunen zahlen fürs Land Zudem scheuen die Länder die Investitionskosten: Gesetzlich sind sie zwar verpflichtet, die Investitionen ihrer Krankenhäuser zu finanzieren. De facto ist die Investitionsquote der Länder aber von 25 Prozent im Jahr 1972 auf nur noch rund 3 Prozent im Jahr 2021 gesunken. Und jeder Euro, der nicht gefördert wird, belastet die Bilanz der Kliniken. Was das bedeutet, zeigt sich am Neubau der Kinderklinik: Der kostet rund 40 Millionen Euro. Die Förderung liegt aber bei nur 16 Millionen Euro. Das heißt: 24 Millionen Euro müssen woanders herkommen. In der Regel nehmen die Kreiskliniken in solchen Fällen neue Kredite auf – und müssen dann neben den Tilgungsraten auch die Zinsen bezahlen. Als Anstalt des Öffentlichen Rechts ist letztlich aber der Kreis der Eigentümer. Er wird das Defizit im Zweifel ausgleichen müssen. Welche Überlegungen es gibt Breidenbach will nun das Finanzloch analysieren und dann mit allen Beschäftigten im Haus Lösungen entwickeln. &bdquo;Wo und warum verlieren wir Geld? Und wo können wir gegensteuern?“: Das seien die beiden Fragen. Vorlegen will er dem Verwaltungsrat erste Vorschläge bereits in dessen nächster Sitzung im Februar. Lesen Sie auch: Zweiter Vorstand für Kreiskliniken Herford-Bünde gefunden Es handele sich um die früheste Möglichkeit. Denn gerade erst haben die Kreiskliniken den Bewilligungsbescheid in der Klinikreform erhalten, der klar definiert, welche Leistungsgruppen sie in Zukunft anbieten dürfen. Die müssten sie – auch vor dem Hintergrund künftiger Patientenströme – bewerten. &bdquo;Wo können wir auf mehr Patienten setzen, wo müssen wir mit weniger rechnen“, sagt der Klinikvorstand. Breidenbach fasst das Problem mit einer weiteren Analogie zusammen: &bdquo;Wir backen Brötchen, die 10 Cent kosten, erhalten dafür im Verkauf aber nur 8 Cent. Und den neuen Ofen müssen wir auch noch bezahlen.“ Die Stadt Köln unterstütze ihre Kliniken, indem sie diese mit 500 Millionen Euro entlaste. Aber: &bdquo;Das Geld wird der öffentlichen Hand entzogen.“ Eigentlich müssten es die Krankenkassen und die Länder aufbringen. Im Kreis Herford angekommen Nach einigen Wochen an den Kreiskliniken äußert sich Breidenbach über seinen neuen Arbeitsplatz begeistert: Er habe tolle, engagierte Menschen und gut strukturierte Abläufe kennengelernt, sagt der Vorstand. Mit dem 1. Januar ist der neue Klinikchef, der seine Arbeit am 1. Oktober im Kreis aufgenommen hat, dann auch zu 100 Prozent für die Kreiskliniken Herford-Bünde da: Bis Ende des Jahres war er noch verantwortlicher Geschäftsführer an seinem vorherigen Arbeitsplatz, dem St.-Georg-Klinikum in Eisenach. News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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