Wie die Kreiskliniken Herford-Bünde 10 Millionen Euro im Jahr sparen wollen

Kreis Herford. Die Kreiskliniken Herford-Bünde (KKHB) arbeiten defizitär. Trotzdem gehen sie Einsparungen nicht mit einem großen Wurf, sondern in kleineren Schritten an. Das hat der Verwaltungsrat am Dienstag, 7. Oktober, entschieden. Vorausgegangen war eine umfassende Untersuchung durch externe Beratungsbüros. In fünf bis acht Jahren wollen die KKHB so weit sein, dass sie mit den jetzt beschlossenen Maßnahmen 10 Millionen Euro im Jahr weniger ausgeben als heute. Sofern Personalabbau geplant ist, soll er ohne Entlassungen erfolgen, stattdessen durch Fluktuation und Verrentung. Küche Eine Ausgliederung des Küchenpersonals in eine eigene Gesellschaft, die nach den schlechteren Dehoga-Tarifen bezahlt, hat der Verwaltungsrat mehrheitlich abgelehnt. Das Personal – 47 Vollzeitstellen in Herford und 36 in Bünde – soll aber bis 2030 um 15 Vollzeitkräfte reduziert werden. Das wollen die Kreiskliniken erreichen, indem sie die Speisepläne vereinheitlichen. Gleiche Mahlzeiten am gleichen Tag sollen wegen der größeren Mengen beim Einkauf und des geringeren Planungsaufwands zu Einsparungen führen. So erklärte es Vorstandssprecher Thomas Breidenbach jetzt im Pressegespräch. Den Prozess soll ein externes Küchenmanagement-Unternehmen begleiten. Besserstellungen gibt es für das Küchenpersonal der Lukra Service GmbH in Bünde, die bereits seit der Fusion zu den Kreiskliniken Herford-Bünde Anfang 2023 die Tarife für den öffentlichen Dienst zahlt: Es wird – bei gleichen Tarifen – in die KKHB-Belegschaft überführt und erhält zusätzlich eine Altersversorgung. Wann dieser Insourcing-Prozess stattfindet, ist noch unklar. Investieren müssen die Kreiskliniken in die Ausstattung der Küchen. Lesen Sie auch: Mehrere Abteilungen der Kreiskliniken Herford-Bünde stehen auf dem Prüfstand Reinigung Mit den Beschäftigten aus dem Bereich Reinigung in der Lukra Service GmbH verfahren die Kreiskliniken so wie mit dem Küchenpersonal: Sie werden in Zukunft direkt an den KKHB angestellt sein – mit den Vorteilen, wie sie auch die Beschäftigten aus dem Küchenbereich erhalten. Aber sie müssen effizienter arbeiten, sprich: Es wird Vorgaben zu den Quadratmeterzahlen geben, die sie in einer bestimmten Zeit zu reinigen haben. Das Einsparpotenzial sehen die Fachleute bei 5,5 Vollzeitkräften. Derzeit gibt es in Herford in Bereich Reinigung 60 Vollzeitstellen, in Bünde 32. Eine Auslagerung in eine Gesellschaft, die nach dem Tarif für Reinigungskräfte bezahlt, hat der Verwaltungsrat auch in diesem Fall mehrheitlich nicht gewollt. Es handele sich um die ärmsten Mitarbeiter, denen wollten sie nicht auch noch etwas wegnehmen, so die Argumentation. Die Tarife für Reinigungspersonal liegen rund 20 Prozent unter denen für den öffentlichen Dienst. Cafeteria/Garten Weiterhin von der Lukra Service GmbH werden die Cafeterien in Herford und Bünde betrieben. Außerdem bleiben die Beschäftigten für die Bereiche Haus, Hof und Garten, die am Bünder Standort tätig sind, bei der Lukra. Sie arbeiteten effizient, sagten Breidenbach und der medizinische Vorstand, Andreas Schroeder. Pflegepersonal Die Kreiskliniken halten in Bünde zu viel Pflegepersonal vor. Gleichzeitig kaufen sie für den Herforder Standort bei Vakanzen Pflegepersonal nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz ein. Das kostet sie 2,2 Millionen Euro im Jahr. Dem wollen die KKHB entgegenwirken, indem sie alle 22 geriatrischen Betten zum 1. Januar 2027 von Herford nach Bünde verlegen, sodass sie dort dann 30 geriatrische Betten vorhalten. Die Verlagerung erfolgt in Abstimmung mit dem Evangelische Krankenhaus Enger, einer Fachklinik für Geriatrie. Sowieso ist die Nachfrage groß: &bdquo;Wir müssen derzeit sogar Patienten abweisen“, sagt Schroeder. Dabei spielt möglicherweise auch eine Rolle, dass das Mathilden-Hospital die Leistungsgruppe Geriatrie bei der jüngsten Krankenhaus-Reform abgeben musste. Bis zur Verlagerung der geriatrischen Betten wollen die Kreiskliniken bis zu 15 Pflege-Beschäftigte nach Herford holen. Das erfordert allerdings wegen der Arbeitsverträge das Einverständnis der Betroffenen. Entlassungen sind nicht geplant, weil das Bünder Personal dringend gebraucht wird, sobald sich die geriatrischen Betten in Bünde befinden. Lesen Sie auch: Steuergeldverschwendung? Kreiskliniken Herford-Bünde zahlen für teures Not-Labor Verwaltung In den nächsten fünf bis acht Jahren wollen die Kreiskliniken 20 Verwaltungsstellen einsparen – durch Synergien und eine zunehmende Digitalisierung, und das allein durch eine natürliche Fluktuation. Ersparnis: 2,25 Millionen Euro. Technik Mehr Patienten als früher werden an den Kreiskliniken ambulant behandelt. Zudem werden Patienten weniger lange stationär aufgenommen. Dadurch haben die Kreiskliniken rund 6.000 Patienten weniger als noch 2019. Das hat zu einem Überhang an Infrastruktur, beispielsweise an technischen Geräten, geführt. Breidenbach erklärt es so: Ein Gerät, das 100.000 Euro gekostet hat und acht Jahre in Betrieb ist, verursacht über diesen Zeitraum Wartungskosten von noch einmal 100.000 Euro. Werden Geräte auf bestimmten Stationen wenig genutzt, könnten sich auch zwei Stationen ein Gerät teilen. Gleiches gelte für Computer, die von einzelnen Mitarbeitern nicht jeden Tag genutzt werden. Nach Breidenbachs Schätzung werden an den Kreiskliniken jedes Jahr 200 bis 250 Rechner gegen neue ausgetauscht. Ihre Anzahl zu reduzieren, könnte sechsstellige Beträge einsparen. Sondervermögen Auch wenn die Kreiskliniken in fünf bis acht Jahren Einsparungen in Höhe von rund 10 Millionen Euro gegenüber heute erzielt haben, sind sie damit noch nicht im grünen Bereich. 2024 lag das Defizit bei 20 Millionen Euro. Gründe sind die Unterfinanzierung von Investitionen durch das Land, nicht refinanzierte Tarifsteigerungen und inflationsbedingte Mehrkosten. Die Kreiskliniken hoffen auf das Sondervermögen des Bundes, insbesondere Transformationsfonds. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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