Anwohner verärgert: Geänderte Park-Regelung in Herford sorgt für Aufruhr

Herford. Ab Mitte August hagelte es plötzlich Knöllchen am Viehtriftenweg, und zwar gleich in Höhe von 55 Euro. Grund: Ein geschotterter Randstreifen, der sich zwischen Bürgersteig und Fahrbahn befindet, galt nicht mehr als der Parkstreifen, für den die Anwohner ihn hielten. Bis dahin hatten die Anlieger immer halb auf der Straße, halb auf dem Randstreifen geparkt. Nun hieß es, sie parkten auf dem Gehweg. Ansicht der Anlieger &bdquo;Auch wenn rechtlich der Bordstein als Grenze zum Gehweg gelten soll, können wir als Anwohner diese Maßnahme absolut nicht nachvollziehen“, so Anlieger Volker Werner in einem Bürgerantrag, der darauf abzielt, die Beschilderung an der Straße zu ändern. Werner begründete seinen Antrag im Verkehrsausschuss auch selbst. Seit mehr als 60 Jahren gebe es am Viehtriftenweg diesen Randstreifen, sagte Werner in der Sitzung. Seit Jahrzehnten würden die Fahrzeuge mit ihren rechten Rädern auf dem Streifen parken – auch aufgrund der geringen Fahrbahnbreite. Zudem fahre die Buslinie S2 über die Straße, und die habe auch ohne die neue Parkregelung schon oft genug Probleme. Die Neuregelung sieht vor, dass die Autos nun vollständig auf der Fahrbahn – neben dem Seitenstreifen – parken. &bdquo;Eine absolut nicht nachvollziehbare, unvernünftige und zudem gefährliche Entscheidung“, so Werner. Denn nicht nur dann, wenn ihnen Busse, Müllfahrzeuge oder Lastwagen entgegenkämen, würden Autofahrer auf den Bürgersteig ausweichen. Für Werner ist das ein &bdquo;unhaltbarer Zustand“, insbesondere da tagsüber gerade in dem Bereich viele Kinder unterwegs seien: Denn der Seitenstreifen befindet sich zwischen der Grundschule Falkstraße und der evangelischen Kita Oberlin. Werner, der nach eigenen Angaben seit 34 Jahren bei den Verkehrsbetrieben &bdquo;MoBiel“ beschäftigt ist, schilderte auch kritische Situationen. Unter anderem erzählte er von einem Rollstuhlfahrer, der mitsamt Rollstuhl auf die Seite gekippt sei. &bdquo;Heute ist ein Gelenkbus über den Viehtriftenweg gefahren“, sagte Werner. &bdquo;Das hätten Sie sehen sollen.“ Alle Anwohner, die Eltern der Schul- und Kita-Kinder sowie die Busfahrer der BVO forderten, zeitnah das Parken auf dem Gehweg zu erlauben (Verkehrszeichen 315-55), so Werner. Die Unterschriften könne er nachreichen. Die Örtlichkeiten ließen auch eine schnelle Umsetzung zu. Sachverhalt Bis 2006 war das Parken auf dem Gehweg des Viehtriftenwegs tatsächlich erlaubt, wie die Verwaltung mitteilte. Das entsprechende Verkehrszeichen wurde jedoch nach einer Verkehrsschau der Kreispolizeibehörde, der Tiefbauabteilung und der Straßenverkehrsbehörde versuchsweise entfernt. Seither sei das &bdquo;verkehrsordnungswidrige Parken auf dem Schotterstreifen“, der rechtlich zum Gehweg gehört, &bdquo;nicht kontrolliert und angezeigt“ worden. Hintergrund: Knöllchen-Ärger an Herforder Viehtriftenweg Haltung der Stadt Die Stadt vertritt die Auffassung, dass parkende Fahrzeuge in Tempo-30-Zonen zur Entschleunigung des Verkehrs beitragen. Das sei auch so gewollt gewesen, als 2006 die Erlaubnis zum Parken auf dem Seitenstreifen zurückgenommen wurde, wie Baubeigeordneter Peter Maria Böhm erklärte. Schließlich gebe es kein Recht auf freie Fahrt im Begegnungsverkehr. Autofahrer müssten entgegenkommenden Autos die Vorfahrt lassen, wenn auf ihrer Fahrbahn parkende Fahrzeuge stehen. Zudem müssten sie vorausschauend fahren, was bedeute, eine riskante oder ungünstige Situation im Straßenverkehr frühzeitig zu erkennen und angemessen zu reagieren, heißt es in der Verwaltungsvorlage. &bdquo;Hält man sich an die Vorschriften der Straßenverkehrsordnung, nötigt man andere Verkehrsteilnehmer nicht dazu, im Begegnungsverkehr auf den Gehweg auszuweichen und damit Fußgänger zu gefährden“, so die Stadt. Zudem habe das Busunternehmen auf Nachfrage keinen Hinweis auf eine nachteilige Entwicklung seit August gegeben. Und schließlich weist die Stadt darauf hin, dass unter dem Schotterstreifen Wasserleitungen der Stadtwerke Herford verlegt sind, deren Hydrantenkappen bis an die Oberfläche reichen. Beim Parken auf dem Gehweg könne das zu Schäden an Reifen und Fahrzeugen führen, dafür müsste dann möglicherweise die Stadt haften. Außerdem müssten die Hydrantenkappen im Notfall jederzeit frei zugänglich sein. Im Verkehrsausschuss war auch der gestiegene Parkdruck durch die abzweigende Falkstraße ein Thema: Sie ist im Verkehrsversuch zur Schulstraße geworden und darf deshalb zu bestimmten Zeiten nicht befahren werden. Dadurch steigt allerdings der Verkehrsdruck durch Elterntaxis auch auf dem Viehtriftenweg. Mögliche Lösungen Die Stadt beabsichtigt, die Ausweichmöglichkeit für Fahrzeuge vor der Einfahrt zum Haus Nummer 10a/10b um rund fünf Meter zu verlängern. Die Verkehrspolitiker wollten es dabei aber nicht belassen. Sie vereinbarten, sich die Situation bei einem Ortstermin anzusehen. Böhm kündigte an, dass die Stadt bis dahin erst einmal nichts unternehmen werde.

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