Stadt Herford verteilt Knöllchen - Anwohner: „Wir parken hier seit 50 Jahren“

Herford. Die Anwohner der Hardenbergstraße sind stinksauer. Seit 50 Jahren und mehr parken sie unbehelligt auf dem Schotterstreifen in ihrer Siedlung. Jetzt hat die Stadt Herford teure Knöllchen verteilt. &bdquo;Schon mein Vater hat an genau dieser Stelle seinen Wagen abgestellt. Nie gab es Probleme“, sagt Ernst-August Tilker (69). Schilder, die auf ein Halteverbot hinweisen? Fehlanzeige in der Hardenbergstraße. Tilkers Sohn Christian weiß: &bdquo;Erst vor einigen Jahren hat die Stadt Poller auf den sogenannten Pflanzstreifen aufgebaut. Wir Anwohner wurden darauf hingewiesen, dass diese zum Schutz der Bäume vor parkenden Autos installiert wurden.“ Warum also sollte das Parken hier nun plötzlich verboten sein? Und vor allem: Wenn das Abstellen von Fahrzeugen nach Jahrzehnten plötzlich untersagt werden solle, dann sei doch wohl eine Vorabinformation der Anwohner das Mindeste, was man von der Stadt erwarten könne, ärgert sich der 41-Jährige. Ordnungsamt in der Hardenbergstraße unterwegs Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes ist am Mittwoch, 2. Juli, in der Straße unterwegs, steckt an alle Fahrzeuge, die zwischen den hohen Bäumen auf dem Schotter parken, ein Knöllchen. Das Schreiben weist darauf hin, dass hier falsch geparkt wurde und die Halter in den kommenden Tagen mit einer schriftlichen Verwarnung kontaktiert würden. Die Anlieger sprechen den städtischen Mitarbeiter an. So erfahren sie, was das Knöllchen kosten soll. Satte 55 Euro. An der Haustür der Tilkers versammeln sich schnell rund zehn Anwohner während des Gesprächs mit der Neuen Westfälischen. Eins haben alle gemeinsam – ob mit oder ohne Knöllchen: Sie sind stinksauer. Familie Tilker selber hatte Glück, hat kein Knöllchen bekommen. Jobst Schermeiers (54) Frau hingegen schon. Die, die auf dem Schotterstreifen parkten, haben ihre Wagen so abgestellt, dass sie weder die Fahrbahn einengen, noch auf dem Gehweg stehen. &bdquo;Wir nehmen das nicht einfach so hin. Wir werden Einspruch erheben,“ so Schermeier. Und da dürften sich einige anschließen. Hinzu kommt: Schermeier hat es sogar schriftlich, dass auf dem Schotter geparkt werden darf. Seine Mutter hat ein Schreiben der Stadt Herford mit Datum vom 4. Juli 1974 aus ihrer sorgfältigen Ablage hervorgeholt. Darin heißt es, dass die Familie als Anwohner für &bdquo;Straßenbauliche Maßnahmen“ in Verbindung dem NRW-Kommunalabgabengesetz &bdquo;zu einem Beitrag für die Erstbefestigung von Gehwegflächen und die Anlegung von Parkstreifen in der Hardenbergstraße (nördlicher Straßenabschnitt) herangezogen werden“. Kostenpunkt damals: 1620,23 DM. Hintergrund: Ähnliche Park-Geschichte im Viehtriftenweg Ärger über Elterntaxis und vollgestellte Fahrbahn Die Parksituation in der Gegend sei so schon schwierig, meinen die Anlieger. Elterntaxis, die zur Geschwister-Scholl-Realschule wollen, stehen hier, es parken aber auch Mitarbeiter und Besucher des Mathildenhospitals oder von Arztpraxen in der Straße. Auch diese Autofahrer haben am Mittwoch den Schrieb der Stadt unter dem Scheibenwischer gehabt. Wenn man nun nicht mehr auf dem Schotter parken dürfe, würde in der Hardenbergstraße alles noch enger. &bdquo;Viele stellen ihre Wagen bereits jetzt auf der Fahrbahn ab – direkt vor der Kreuzung mit der Wiesestraße. Man kann die Straße beim Einfahren dann kaum einsehen. Das ist richtig gefährlich, selbst, wenn man langsam unterwegs ist“, hat Anwohner Gerrit Wissmann selber unzählige Male erlebt. Dass hier noch nichts Schlimmeres passiert ist, gleiche einem Wunder. Die Stadt sei darüber mehrfach informiert worden. Mehr zum Thema Knöllchen: Wieder Ärger mit kameraüberwachtem Parkplatz in Herford So reagiert die Stadt Herford auf die NW-Anfrage Die Neue Westfälische hatte sich bereits am 3. Juli bei der Stadt erkundigt, warum nach all den Jahren hier plötzlich Knöllchen verteilt würden. Am Mittwoch, 9. Juli, erklärt Christian Forner, Büro des Bürgermeisters, auf die Frage nach der Höhe des Knöllchens: &bdquo;Ein Verwarngeld wird hier ausnahmsweise nicht festgesetzt. Die Halter können die Zettel als Hinweis auf die rechtliche Situation betrachten.“ Im Klartext: Alle Betroffenen haben dieses Mal Glück gehabt. Kontrolliert worden sei in der Hardenbergstraße, weil es immer mal wieder Anwohnerbeschwerden über zugeparkte Einfahrten gebe, heißt es aus dem Rathaus. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Im Bereich der Straße weisen keine Schilder auf ein Parkverbot hin. Das heißt aber nicht, so die Kommune, dass das Parken damit automatisch gestattet ist. Forner: &bdquo;Das Parken auf dem Gehweg/Seitenstreifen ist nur dann gestattet, wenn es ausdrücklich erlaubt ist mit einem entsprechenden Zusatzschild.“ Und wo sollen die Anwohner ihre Pkw abstellen? Auch hier hat die Stadt Herford eine klare Antwort: &bdquo;Auf ihren Grundstücken oder zugelassenen Parkflächen.“ Kommentar

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