Mehr als eine halbe Million Euro fehlt: Kostenexplosion beim Archäologischen Fenster in Herford

Herford. Moderne LED-Displays statt herkömmlicher Beamer, LED-Bildschirme auf dem Gelände und das Erleben digitaler Inhalte unmittelbar vor Ort durch Augmented-Reality-Anwendungen - das Archäologische Fenster am Münster (AFaM) soll ab dem 23. August kommenden Jahres zu einem hochmodernen Anziehungspunkt in Herford werden. Die Sache hat allerdings einen Haken: Statt wie geplant 710.000 Euro soll der Innenausbau nun 1,35 Millionen Euro, also 640.000 Euro mehr kosten. Der städtische Anteil am AFaM würde damit auf 2,4 Millionen Euro steigen. Laut der Stadt handele es sich um investive, unabweisbare Kosten, um die Geschichte des archäologischen Erbes Herfords mithilfe neuer, interaktiver Darstellungsformen entsprechend seiner Bedeutung präsentieren zu können. &bdquo;Das AFaM wird topmodern und virtuell, so wie es im Jahr 2024 sein soll“, sagt Bürgermeister Tim Kähler. &bdquo;Wir wollen Stadtgeschichte und die kirchliche Geschichte so erzählen, dass junge Leute Spaß daran haben und einen Ort schaffen, wo Veranstaltungen stattfinden können“, beschreibt Kähler die Zielsetzung. Deutschlandweit einzigartige Geschichte &bdquo;Wir haben die Gelegenheit, einen wichtigen Teil der Geschichte der gesamten Region zu erzählen, die die Christianisierung und die intellektuelle Entwicklung umfasst“, betont der Bürgermeister und ergänzt: &bdquo;Wer vom Kloster Corvey spricht, muss auch Herford erwähnen.“ In Abstimmungsgesprächen und Workshops sei das Konzept zur Ausstellungsgestaltung nach den Vorstellungen der Prozessbeteiligten wie Professor Wemhoff, der Stadt Herford, dem Verein für Herforder Geschichte und der Dieter-Ernstmeier-Stiftung angepasst worden. Ziel sei es gewesen, moderne und innovative Technologien einfließen zu lassen, um das AFaM zukunftsfähig zu gestalten. Lesen Sie auch: Mit Video und Fotos: So geht es an Herfords prominentester Baustelle voran Durch den Einsatz von QR-Codes und Augmented-Reality-Anwendungen wollen die Verantwortlichen vor allem junge Menschen erreichen und die Attraktivität und Zugänglichkeit der Ausstellung erhöhen. Mit Augmented Reality, zu deutsch &bdquo;erweiterte Realität“, können digitale Inhalte wie Grafiken, 3D-Objekte oder Informationen in die reale Umgebung eingeblendet werden, wenn man sie zum Beispiel durch ein Smartphone betrachtet. Keine Originale, sondern Kopien Neben der technologischen Modernisierung ist die Erstellung von Replikaten der archäologischen Funde, die im AFaM zu sehen sein werden, ein weiterer Grund für die erhöhten Kosten. Die Erstellung von Replikaten der Ausstellungsobjekte gehört zu den Vorgaben des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Die Liste umfasst rund 150 Objekte, die Herstellung eines Replikats kostet je nach Objekt zwischen 100 und 900 Euro. Mit den Replikaten könne die Stadt laut Kähler die Betriebskosten aber deutlich senken, da die Original-Fundstücke bewacht, beziehungsweise strenger gesichert werden müssten. Kostentechnisch ins Gewicht fällt auch die vorgesehene Ausstattung. Diese soll es ermöglichen, die Gebäude auch für Events, Wechselausstellungen und weitere kulturelle Veranstaltungen, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Marta Herford zu nutzen. Lesen Sie auch: Trotz 1,8 Millionen Euro mehr: Archäologisches Fenster sollte gebaut werden Um die Mehrkosten stemmen zu können, ruft die Stadt in einer Bürgerfinanzierungskampagne zur Mithilfe auf. So kann jeder Bürger oder Organisation bei einem oder auch mehreren Replikaten die Kosten für die Erstellung übernehmen und seinen Namen auf einem Schild neben dem Objekt verewigen lassen. &bdquo;Auch fünf Euro helfen“ Ebenfalls möglich ist eine direkte Geldspende durch Bürger oder lokale Unternehmen. &bdquo;Auch fünf Euro sind willkommen“, unterstreicht Kähler. Zudem will die Stadt zusätzliche Fördermittel beim LWL beantragen und einen Aufstockungsantrag beim Land NRW für das Programm &bdquo;Heimat-Zeugnis“ stellen. Lesen Sie auch: Archäologen mit neuen Erkenntnissen zu Herfords Vergangenheit Laut Johannes Beer vom Herforder Verein für Geschichte sind auch Einsparmöglichkeiten genutzt worden. So seien zwei ursprünglich geplante Bodenfenster vor den Häusern Münsterkirchplatz 5 und 7 weggefallen. &bdquo;Das eingesparte Geld stecken wir lieber in den Hauptteil“, so Beer. Ziel der Spendenaktion sei es, im besten Fall die kompletten 640.000 Euro zusammenzubekommen. Insgesamt wird das Archäologische Fenster, 5,7 Millionen Euro kosten. Auch Beer spricht sich für eine intensivere Zusammenarbeit der Kulturstätten aus. &bdquo;Die Kooperation zwischen Marta, dem Pöppelmann-Haus und dem AFaM muss gestärkt werden“, betont Beer. &bdquo;Wenn diese Möglichkeit da ist, sollten wir sie nutzen.“ Das Vorstandsmitglied des Geschichtsvereins freut sich, dass die Arbeiten im Zeitplan liegen. &bdquo;Es ist eine Freude zu sehen, wie es vorangeht.“ Das Ausstellungskonzept des AFaM wird in der nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstag, 5. November, ab 17 Uhr durch das Büro Dr. Hermanns ausführlich vorgestellt.

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