Millionenprojekt: Stadt Herford wird Träger des Archäologischen Fensters

Herford. &bdquo;Heute ist ein guter Tag für Herford“, rief Bürgermeister Tim Kähler den zahlreichen Gästen am Münsterkirchplatz zu. Diese waren alle in Feierlaune erschienen, um das Richtfest für das prominenteste Bauprojekt der Stadt zu begehen – das Archäologische Fenster am Münster (AFaM). Die nun auf eine Summe von 5,7 Millionen Euro taxierte Baumaßnahme geht, ungeachtet der jüngsten Debatten um die Kostensteigerung für die Innenausstattung, planmäßig voran, wie bei diesem Termin deutlich wurde. Hinter den Kulissen gibt es Bewegung hinsichtlich der Frage, wer künftig die Trägerschaft für das AFaM übernehmen soll. Hier läuft alles auf die Stadt Herford hinaus. Der Geschichtsverein werde künftig &bdquo;im Beirat stark mitwirken“, wie Pfarrer Johannes Beer, frisch gewählter, neuer Vorsitzender des Vereins für Herforder Geschichte, am Rande des Richtfestes im Gespräch mit der Neuen Westfälischen sagte. Die Trägerschaft soll aber künftig auf die Stadt und ihre Kultur gGmbH übergehen, so war im Schatten des Münsters zu hören. &bdquo;Wenn wir den Auftrag bekommen, ist das so“, sagte Christian Kötter-Lixfeld, Leiter der Kultur gGmbH Herford, auf NW-Nachfrage. Bürgermeister Kähler ergänzte: &bdquo;Die Beschlusslage sagt klar, dass wir das machen können.“ Die Stadt werde sich nicht vor dieser Verantwortung drücken. &bdquo;Absolut gelungen“ Archäologe Matthias Wemhoff war eigens aus Berlin zum Richtfest nach Herford angereist. &bdquo;Ich finde es total klasse“, nickte der Professor und Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin beim Anblick des stark in die Höhe gewachsenen Hauses eins. Das Gebäude entspreche mit seinem Aussehen genau der Funktion, die man einem romanischen Gebäude zuschreibe. &bdquo;Städtebaulich absolut gelungen“ sei das ganze Ensemble aus seiner Sicht. Lesen Sie auch: Mehr als eine halbe Million Euro fehlt: Kostenexplosion beim Archäologischen Fenster in Herford Das AFaM sei kein Museum, erläutert Wemhoff. Es solle Archäologie sichtbar und begreifbar machen. Herford habe das älteste Kloster in Westfalen vorzuweisen, noch älter als Corvey bei Höxter, das immerhin den Welterbestatus der UNESCO besitze. Das jetzt neu errichtete Gebäude erinnere an ein Bauwerk aus dem Jahr 926 an gleicher Stelle. Man schreite hier zurück zum ältesten besiedelten Punkt der Stadt. Heutzutage zunehmend weniger Kultur &bdquo;Ich wünsche mir, dass Herforder und Herforderinnen das künftig auf jedem Stadtspaziergang mitnehmen“, sagt Wemhoff. Der heutige Professor leitete vor rund 35 Jahren als Student die Ausgrabungen am früheren Herforder Damenstift. Man realisiere das Archäologische Fenster, &bdquo;weil wir einen sehr wichtigen Teil der Kirchen- und Stadtgeschichte erzählen wollen“, sagte Bürgermeister Kähler in einer Rede. Man lebe heute in einer Zeit, in der zunehmend weniger Reflexion und Kultur da sei. Kähler erinnerte daran, dass die Zehn Gebote aus dem Alten Testament schon Werte wie Toleranz, Vergeben, Mitmenschlichkeit, Teilen oder Sozialkompetenz vertreten hätten. Dies heute wieder in Erinnerung zu bringen, sei wichtig &bdquo;in einer Zeit, in der wir glauben, mit drei Sätzen die Welt erklären zu können“. &bdquo;Kein leichter Ritt bis hierher“ Gleichzeitig räumte der Bürgermeister ein: &bdquo;Es war kein leichter Ritt bis hier.“ Aber der steinige Weg führe zum Erfolg. Die Innenausstattung, die nun wegen ihrer Kostensteigerung debattiert werde, müsse modern und innovativ sein. &bdquo;Künftige Generationen sollen es verstehen.“ Nachdem Handwerker die Richtkrone per Kran nach oben aufs Dach des Hauses eins gezogen hatten und auf eine gute Zukunft des Projektes angestoßen hatten, dankte Kähler den vielen beteiligten Menschen und Institutionen, die dem AFaM zum Erfolg verholfen haben. Lesen Sie auch: Archäologisches Fenster in Herford: Bauprojekt stößt auf unerwartete Hindernisse Kähler nannte unter anderem insbesondere die Ernstmeier-Stiftung. &bdquo;Ohne diese Stiftung hätte es nicht die Beharrlichkeit gegeben, das zu machen.“ Ebenso lobte das Stadtoberhaupt den Geschichtsverein. &bdquo;Er leistet viel Gutes ehrenamtlich.“ Ebenso lobte Kähler die Förderung der Sparkassen-Stiftung, den Bund und das Land, die Kirche als Grundstückseigentümerin sowie die zahlreichen beteiligten Baufirmen, Planer und Architekten sowie die Expertise des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Bereich der Archäologie und das Büro Dr. Hermanns aus Münster, das die Schau entwickelt hat. Nicht zuletzt dankte Kähler dem Architekturbüro Oehme und Partner aus Bielefeld. &bdquo;Natürlich freue ich mich auf die weiteren Arbeiten“, sagte Kähler. Als Eröffnungstermin sei das Ende des Monats August weiter fest im Visier. Das Stadtoberhaupt lobte auch den Rat für seinen Mut, das Projekt auf den Weg gebracht und konstruktiv begleitet zu haben. &bdquo;Wer selber mal komplizierte Gebäude gebaut hat, der weiß, worum es geht.“

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