
Herford. Eine volle Markthalle zur Eröffnung, viel Musik an vielen Orten, Lesungen und eine auch spätabends belebte Innenstadt machen die 17. Herforder Kulturnacht für Bartosz Losik, den Vorsitzenden des ausrichtenden Vereins Kulturanker Herford, zum Erfolg. Rückmeldungen der Beteiligten, seien durchaus positiv, sagte er am Sonntagmorgen.
Zur Eröffnung in der Markthalle sorgten die Big Band des Friedrichs-Gymnasiums und die vor etwas mehr als einem Jahr daraus hervorgegangene Band „Project9“ mit ihrem Crossover aus Klassik, Pop und Rock mit Piano, Geige, Schlagzeug oder E-Gitarre für ein volles Haus.
Bürgermeister Tim Kähler lobte das ehrenamtliche Engagement des ausrichtenden Vereins, der mit der Kulturnacht die Vielfalt des Herforder Kulturlebens sichtbar mache. Er betonte die wichtige Rolle von Kultur, die die Menschen erst zum gemeinsamen Tun und dann zum Austausch über das Gesehene oder Gehörte zusammenbringe und so zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitrage.
Gemeinsame Projekte
Mit dem Marta-Viertel sowie Alt- und Neustadt hatte die Kulturnacht diesmal zwei Schwerpunkte, aber auch im Melvin im Quartier in der Radewig fand das Jazz-Duo „Apoyando“ ein dankbares Publikum. Im Elsbach-Haus präsentierten der Chor Rodnik, der bei allen Kulturnächten dabei war, und Tänzerinnen der Ballettschule Iris Witte ein gemeinsames Programm mit Choreografien zu Liedern wie „Donauwelle“ und getrennten Auftritten beider Ensembles, die mit reichlich Applaus belohnt wurden.
Über ein reges Kommen und Gehen in der gerade eröffneten Ausstellung „Zwischen Ekstase und Selbstbestimmung“ freute sich das Team in der Stiftung Ahlers Pro Arte gegenüber. Im Marta zogen die Darstellerinnen und Darsteller des Stücks „Selling Democracy“ durch die Ausstellung von Mohamed Bourouissa und brachten so Migrationsgeschichte und das Eintreten für Demokratie eindrucksvoll zusammen.
Seit längerer Zeit lud auch die Musikschule zur Kulturnacht mal wieder in ihre Räume ein. Gleich sechs Bands präsentierten hier unterschiedliche Spielarten des Rock. Mit „Reddish“ stellte sich eine junge Mädchenband mit ausschließlich selbst geschriebenen Songs vor und sorgte damit für eine Überraschung.
Bilanz von 2024: Kulturnacht in Herford mit positiver Bilanz trotz kritischer Töne
Lesungen laden zum Einkehren ein
Auch wenn vielerorts die Musik dominierte, gab es doch auch Raum für Literatur. Im Frühherrenhaus lasen Hans-Jürgen Buder aus seinem Buch „In Herford – 1941 bis 1968“ und Elisabeth M. Rothfeld Gedichte und Auszüge aus ihrem Roman „Rückkehr nach Utopia“.
In der Stadtbibliothek nahm sich die Hiddenhauser Autorin Laura Trappmann vier Stunden Zeit, um ihren Debüt-Fantasyroman „Das Wüstenmädchen“ vorzustellen. Das Format – eine Mischung aus Lesung und Gespräch – war wie gemacht für die Idee der Kulturnacht, die die Menschen zum Flanieren, Kommen und Gehen und zum Entdecken von Neuem animieren möchte.
Lesen Sie auch: Was der Kulturanker in zehn Jahren erreicht hat
Die Kulturnacht bietet aber nicht nur lokalen Akteuren eine Bühne, sondern sie ermöglicht auch einen anderen Blick auf die Innenstadt. Besonders auffällig in diesem Jahr, in dem vor allem über Leerstand und Geschäftsaufgaben geredet wurde, war die Zahl neuer Locations wie New Orleans 2.0, Hämelinger Bar oder das Wirtshaus Föge, die alle in den vergangenen 15 Monaten eröffnet hatten. Egal ob harter Rock in der Hämelinger Bar, Rock’n’Roll und Rockabilly im New Orleans 2.0 oder Folk im neuen Saal über dem Gastraum im neuen Föge mit dem Folk-Quartett „Another Train“ – überall war es voll.
Welche Änderungen es geben soll
„Viele der Gastronomen haben uns auf eine Beteiligung an der Kulturnacht angesprochen. In anderen Fällen organisieren sich Bands auch selbst“, sagte Losik. Gerade im Bandbereich habe auch sein Vorstandskollege Paul Lamprecht, der als Drummer bei „Fall Out“ in der Hämelinger Bar auch selbst auf der Bühne stand, gute Kontakte.
Dass mit den Chören „Tonart 19“ im Münster, dem neuen Ensemble „en Canto“ und dem Chor Rodnik nur drei Chöre dabei waren, bedauert Losik ebenso wie das Fehlen bildender Künstlerinnen und Künstler. Das soll sich in Zukunft aber wieder ändern.
„Wir wollen in absehbarer Zeit zu Treffen der Sparten Musik, bildende Kunst und Literatur einladen, um in Zukunft eine noch größere Bandbreite kultureller Aktivitäten abbilden zu können“, kündigt er an. Nach der Kulturnacht ist für den Verein also vor der Kulturnacht.
📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford