Herford

Viele Prostituierte nutzen die Hilfsangebote in der Corona-Pandemie

Die Bordelle mussten im vergangenen Jahr gleich zwei Mal schließen. Finanzielle Unterstützung für die Frauen fehlte. So konnte die Beratungsstelle Theodora helfen.

Viele Prostituierte nutzten während der Pandemie das Beratungsangebot der Beratungsstelle Theoroda. | © Symbolbild: Pixabay

05.03.2021 | 05.03.2021, 04:00

Herford. Die kirchliche Prostituierten- und Ausstiegsberatung Theodora in Herford berät Mädchen und Frauen, die in Clubs, Bars, Appartements oder Wohnwagen sexuelle Dienstleistungen anbieten. Neben der Möglichkeit zum Ausstieg werden die Prostituierten auch bei Problemen mit Partnern und Kindern, bei Suchtmittelabhängigkeit, Schuldenregulierung sowie Behördengängen oder einer Wohnungssuche unterstützt. Auch in der Pandemie verzeichnet die Beratungsstelle einen großen Bedarf von hilfesuchenden Frauen. Im Jahr 2020 wurden 146 Frauen psychosozial und rechtlich begleitet und beraten. Zusätzlich wurden 33 Kinder der Klientinnen in der Altersgruppe bis sieben Jahre mitbetreut.

Trotz der Kontaktbeschränkungen habe die Beratungsstelle versucht, den Normalbetrieb weitestgehend aufrecht zu erhalten. So habe es neben telefonischen Beratungen auch persönlichen Kontakt gegeben - unter Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen. Aufsuchende Arbeite habe allerdings nur in drei Monaten des gesamten Jahres stattfinden können. "Wir haben in den Clubs und Bordellen weniger Prostituierte angetroffen - viele sind kurz vor dem Lockdown in ihre Heimatländer gereist", beschreibt eine der Beraterinnen die Situation.

Hoher Anstieg von Internetanzeigen von sexuellen Dienstleistungen im Lockdown

Mitte März 2020 wurden alle Prostitutionsstätten geschlossen. Erst ein halbes Jahr später durften die Betriebe in Nordrhein-Westfalen wieder öffnen. Im November schlossen die Betriebe wieder wegen steigender Infektionszahlen. „Im Corona-Lockdown haben wir trotz Ansteckungsgefahr einen hohen Anstieg der Internetanzeigen von sexuellen Dienstleistungen beobachtet", berichtet eine Beraterin. Insbesondere die Schließung der Prostitutionsstätten in der Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass sich einige Bundestagsabgeordnete gegen die Rechtslage der Prostitution in Deutschland ausgesprochen haben.

Während des ersten Lockdowns konnten die Behörden keine angemessenen Informationen bezüglich der Corona-Soforthilfe für Prostituierte geben. Durch bewilligte Anträge aus dem Nothilfe-Fonds des Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. (BesD) konnten über 40 Frauen im ersten Lockdown finanziell unterstützt werden. Einige Frauen wurden saisonale Arbeitsangebote vermittelt, andere wurden in den regionalen Arbeitsmarkt integriert.