Sex mit Maske in Bordellen: Wie die Kundschaft damit umgeht

Herford. Seit März haben die Bordelle wegen der Corona-Pandemie geschlossen - das bedeutete sowohl für die Sexarbeiterinnen als auch die Bordellbesitzer und -besitzerinnen hohe finanzielle Einbußen. Doch seit dem 16. September dürfen auch die sieben Prostitutionsstätten, die es insgesamt in Herford gibt, wieder offiziell öffnen. Nur eines hat derzeit noch Probleme. Eigentlich wollte auch das Moonlight den Betrieb wieder hochfahren - drei Frauen waren wegen der Neuigkeiten bereits zurückgekehrt. Doch dann die Kehrtwende: Wegen Baumängeln, unter anderem beim Brandschutz, dürfe das Bordell doch noch nicht öffnen. Besitzer Salahattin Koc ist geknickt. "Nach dem Vorfall wollte ich alles hinschmeißen", sagt er. Er hatte die Corona-Zeit genutzt, um zu investieren und den Laden umzubauen. Dabei sei er offenbar schlecht beraten worden. Wann er wieder öffnen dürfe, könne er nicht sagen. Er habe die Mängel behoben und warte auf eine Rückmeldung vom Bauamt. Das sind die Corona-Regeln der Bordelle Dabei hat Koc schon Corona-Maßnahmen umgesetzt: An jeder Zimmertür ist ein Sticker angebracht, der an die Maskenpflicht erinnert. Auch an der Eingangstür hängt ein Zettel mit den Hinweisen zu den neuen Regeln. Die besagen unter anderem, dass im ganzen Gebäude Mund-Nasen-Schutz getragen werden soll. So steht es auch in der Corona-Schutzverordnung des Landes: Freier und Prostituierte sollen stets einen Abstand von 1,5 Meter beibehalten – von dieser Regel ausgenommen ist selbstverständlich die sexuelle Dienstleistung selbst. Dabei sollen beide die Maske die ganze Zeit tragen. Bevor die Freier in die Prostitutionsstätten dürfen, müssen sie ihre Kontaktdaten abgeben. Nach jedem Kontakt zwischen dem Freier und der Prostituierten sollen die Räume für 15 Minuten gelüftet und die Betten abgezogen werden. Außerdem sollen die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter nach jedem Geschlechtsverkehr die Kleidung wechseln. Natürlich sollen auch Hände und Kontaktflächen desinfiziert werden. Doch wird sich in der Realität auch daran gehalten? Wie kommen die neuen Bestimmungen an? Gerade das Abgeben der Daten ist im Rotlich-Milieu eine heikle Sache: Natürlich gebe es auch immer diejenigen, die falsche Angaben machen würden, bestätigt Koc: "Bei offensichtlich falschen Angaben schreiben wir uns das Kennzeichen auf und sagen das unseren Gästen auch." Auf dem Zimmer könne er allerdings nicht kontrollieren, inwiefern sich die Prostituierten an die Regeln halten. Wenn dem nicht so sei, spräche sich das aber herum. "Unsere Kunden haben kein Problem damit", sagt die Betreiberin des S-Royals in Herford, die namentlich nicht genannt werden möchte. Sie betreibt noch vier weitere Bordelle in der Region. 90 Prozent der Kunden kämen sogar mit eigenem Mundschutz vorbei, berichtet die Betreiberin, "In diesen Zeiten eine Maske bei sich zu haben, ist wie unser Handy, das wir ständig mit uns tragen." Bordell ruft Spenden-Aktion ins Leben Das gelte auch für die Frauen im Club, die eine zweite Schließung vermeiden wollten. "Der Lockdown war der reinste Albtraum", erinnert sich die Chefin des Clubs. Neben der Existenzangst und der Ungewissheit gerieten viele tatsächlich in finanzielle Not. "Die meisten Damen sind Ausländerinnen und sorgen mit dem Job für die ganze Familie und nicht nur für sich", weiß die Betreiberin zu berichten. Aus diesem Grund hätte ihr Bordell eine Aktion gestartet: "Wir haben zu Spenden für unsere Sexarbeiterinnen aufgerufen." Und das mit großem Erfolg: Eine Summe zwischen 5.000 und 6.000 Euro soll nach Angaben der Betreiberin zusammengekommen sein. "Das mussten wir aber knapp zwischen 100 Damen teilen", sagt sie. Einige Freier hätten sogar größere Spenden im Wert von 200 bis 400 Euro getätigt. Auch die Psychologin und Sozialarbeiterin Diane Dimitrova von der Anlaufstelle "Theodora" berichtet, dass wegen der finanziellen Not der Beratungsbedarf zugenommen habe. Vor Corona führten sie am Tag etwa fünf bis sechs Gespräche mit Sexarbeiterinnen, derzeit seien es 20 bis 25. Viele hätten sich wegen der Einbußen um einen neuen langfristigen Job bemüht. "Wir haben über 20 Bewerbungen geschrieben, aber keine Frau hat eine Anstellung bekommen", sagt Dimitrova.

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