Böse Überraschung: Autohaus Mattern darf nicht an Bielefelder Straße bauen

Herford. Es war eine böse Überraschung vor Weihnachten. Die Firma Mattern darf nicht wie geplant die Standorte ihrer Hiddenhauser und Herforder Autohäuser in einem Neubau an der Bielefelder Straße zusammenziehen. 2017 hatte das Familienunternehmen das Gelände zwischen Briefverteilzentrum und dem von Karlchens Backstube übernommenen Ahlers-Logistikzentrum gekauft. 2022, so die ursprüngliche Planung, sollte die neue Zentrale auf dem 50.000 Quadratmeter großen Gelände fertiggestellt sein. Gegen den Neubau stehen nun die Bestimmungen des neuen Regionalplans OWL, in dem die Bezirksregierung Detmold Autohäuser in Gewerbegebieten nicht mehr zulässt. Der Bau- und Umweltausschuss beschäftigte sich am vergangenen Donnerstag zunächst kurz mit weiteren Herford betreffenden Inhalten des Plans. "Haben kein anderes Grundstück an der Hand" "Man hat uns gesagt, dass man in Gewerbegebieten keinen großflächigen Einzelhandel und keine Autohäuser mehr bauen dürfe", sagt Geschäftsführer Jürgen Mattern auf Anfrage. "Wir versuchen, das Verbot im Zuge des Planverfahrens abzuwenden. Wir werden unterstützt von der Herforder Wirtschaftsförderung und von der IHK." Gibt es einen Plan B? "Wir haben kein anderes Grundstück an der Hand", sagt Mattern. Es werde auch schwierig, eines außerhalb eines Gewerbegebietes zu finden. Geplant war, die historisch gewachsenen Autohäuser in Hiddenhausen-Sundern, in Herford an der Bismarckstraße, an der Werrestraße sowie das Haus Rosenhäger-Mattern an der Oststraße an einem Standort zusammenzufassen und die alten Standorte aufzugeben. Rund 130 Mitarbeiter sollten hier beschäftigt werden und es sollten mehr werden. Das Unternehmen hätte dann auch seinen Sitz von Bünde nach Herford verlagert. Weitere Mattern-Autohäuser gibt es in Bielefeld, Minden, im Kreis Gütersloh, in Melle und Lippe. Eine Werkstatt für alle Marken Im Portfolio des Unternehmens sind zu verschiedenen Konzernen gehörende Automarken wie Renault, Dacia, Nissan, Fiat, Jeep, Citroen, Alfa-Romeo, Mazda sowie neuerdings MG. Die britische Traditionsmarke MG wurde von einem großen chinesischen Konzern aufgekauft und produziert in China nur noch elektrifizierte Autos. Für jeden Konzern sollte es ein eigenes Gebäude geben, das die Marken repräsentiert. Eine große Werkstatt wäre für alle Marken zuständig. Mehr Möglichkeiten für E-Mobilität Knapp ein Drittel der bei Mattern verkauften Autos sind bereits elektrisch betrieben. "Die Kunden sind damit hochgradig zufrieden, selbst jetzt im Winter", sagt Mattern. Entscheidend sei der Einsatzzweck. Für einen Außendienstler mit vielen Kilometern habe der Verbrennungsmotor noch Vorteile. "An unseren bisherigen Standorten haben wir noch Probleme, die Fahrzeuge alle aufzuladen", sagt Jürgen Mattern. Am neuen Standort sollten ausreichend Ladesäulen geschaffen werden. Der Beigeordnete Peter Böhm sieht eine Chance, das Projekt tatsächlich noch zu retten, nur dann, wenn der Regionalplan entsprechend grundsätzlich geändert werde. Er sehe aber keine Anzeichen dafür. Das Verbot für Autohäuser in Gewerbegebieten ab Ende 2020 habe eine Vorgeschichte in Bielefeld. Die Stadt Herford sei von dieser Einschränkung auch überrascht worden, werde aber grundsätzlich in diesem Punkt nicht widersprechen. Stadtplanerin Maike Wöhler stellte im Ausschuss die grundsätzlichen Ziele des Regionalplans vor und die Einwände, die die Stadtverwaltung im Detail dagegen erheben möchte. Herford kann sich seit November und bis Ende März äußern. Der Plan wird seit 2017 bei der Bezirksregierung erarbeitet und vom Regionalrat beschlossen. Es gab Arbeitsgruppen, an denen die Kommunen mitwirken konnten. Keine zusätzliche Gewerbefläche an Bielefelder Straße Der Plan soll ein zentrales Steuerungsinstrument für die kommunale Bauleitplanung sein und 2023 rechtskräftig werden. So werden neben Schutzgebieten erstmals Flächenkontingente für zukünftige Siedlungs- und Gewerbeflächen zugewiesen. Für Herford sind das 199 Hektar Wohnbauflächen und 125 Hektar Wirtschaftsflächen. Die in Frage kommenden Flächen sind im Plan gekennzeichnet. "Viel zu viel", beklagte Herbert Even von den Grünen. "Das ist eine Einladung zum Flächenverbrauch." Der Beigeordnete Peter Böhm sieht das anders: "Der Regionalplan ist ein großer Mantel für Flächenausweisungen. In der Realität sind weniger als 30 Prozent umzusetzen, weil die Grundstückseigentümer gar nicht verkaufen." Eine der gravierendsten, von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Änderungen im Plan: Die Stadt verzichtet auf die Ausweisung einer 18 Hektar großen Ackerfläche an der Bielefelder Straße zwischen Briefverteilzentrum und Stedefreund als Industrie- oder Gewerbegebiet. Nur eine mögliche Erweiterungsfläche für die Post soll bestehen bleiben. Die Fraktionen werden über den Regionalplan bis zur nächsten Bau- und Umweltausschuss-Sitzung beraten. Die von der Bezirksregierung vorgegebene Zeit sei angesichts der Fülle von Unterlagen und der Coronalage eine Zumutung, sagte Herbert Even.

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