Christinen-Brunnen nicht mehr an Erweiterung in Bielefeld interessiert

Bielefeld. Jahrelang gab es für den großen Bielefelder Getränkehersteller Christinen-Brunnen nur eine einzige Option: die Erweiterung seines Betriebes in einem Landschafts- und Wasserschutzgebiet entlang der Gütersloher Straße samt Bau einer Mineralwasserpipeline quer durch Bielefeld-Ummeln. Elf Jahre der Planung hat es gebraucht, bis im Mai 2023 Baurecht vorlag, vehemente Demonstrationen und Proteste von Naturschutzverbänden inklusive. Jetzt mag Christinen-Brunnen nicht mehr, die Familien Gehring-Bunte haben das vor langer Zeit gesicherte Grundstück weiterverkauft. Was wird jetzt aus dem eigens geschaffenen Gewerbegebiet Gütersloher Straße? Ein Filetstück in dem an Gewerbegrundstücken armem Bielefeld. Finn Abraham ist seit April 2024 Geschäftsführer von Christinen-Brunnen, das in den vergangenen Jahren häufige Wechsel in der Führungsspitze des Unternehmens erlebt hat. Das Grundstück an der Gütersloher Straße sei Privatbesitz, das nichts mit der Unternehmensgruppe zu tun habe, sagt der 39-Jährige auf Anfrage der NW. Er bestätigt indes, dass eine Erweiterung für Christinen nicht mehr in Frage kommt. &bdquo;Wir sind am Standort mit allen Anlagen gut aufgestellt.“ Lesen Sie auch: Bielefelder Unternehmen trauert um Christinen-Brunnen-Gründer Christinen verzichtet auf Tetrapacks nach neuer EU-Verpackungsverordnung Dass der Mineralbrunnen, der doch nach eigenem Bekunden in der Vergangenheit so große Platznot hatte, keinen Bedarf mehr verspürt, habe auch mit Brüssel zu tun, sagt Geschäftsführer Abraham. Nach der Verabschiedung der neuen Verpackungsverordnung habe sich Christinen-Brunnen im Juli 2024 von den Tetra-Verpackungen komplett verabschiedet. Auch die Kundenstruktur habe sich im Laufe der Jahre verändert, sowohl in Deutschland als auch in den Nachbarländern. .responsive23-EbyCJcdqyQNUl3qW-map-gewerbegebiet-guetersloher { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-EbyCJcdqyQNUl3qW-map-gewerbegebiet-guetersloher { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-EbyCJcdqyQNUl3qW-map-gewerbegebiet-guetersloher { padding-top: 142.86%; } } Lebensmittelketten hätten mittlerweile eigene Mineralbrunnen und Betriebe. &bdquo;Da verändern sich auch die Volumen“, erklärt Abraham. Wie genau sich die Volumen bei Christinen verändert haben, mag der Geschäftsführer nicht sagen. Auf schriftliche Nachfrage von nw.de hatte der Getränkehersteller vor zwei Jahren zuletzt erklärt, die genehmigte Fördermenge an Mineralwasser liege unverändert bei 400.000 Kubikmeter pro Jahr in Quelle und 210.000 Kubikmeter in Ummeln. Diese Erlaubnis gelte bis 2036. Aktuell beschäftigt das Bielefelder Unternehmen rund 134 Mitarbeitende und Auszubildende. Zu guter Letzt räumt Finn Abraham doch ein, dass er &bdquo;Kenntnis habe, dass das Grundstück veräußert worden sei“. Eine Anfrage bei den Familien Gehring-Bunte diesbezüglich blieb unbeantwortet. Eine Nachfrage bei der Stadt Bielefeld, besser gesagt bei deren zuständigen Beteiligungs- und Vermögensverwaltungsgesellschaft BBVG, bringt Klarheit. Zum Thema: Darum sind die Naturschutzverbände gegen den Standort Gütersloher Straße Städtische BBVG hat gekauft und wird Land für zügige Gewerbenutzung vorbereiten Die Tochtergesellschaft der Stadt Bielefeld, die für die Umsetzung der &bdquo;Bielefelder Baulandstrategie“ zuständig ist und die aktiv Wohn- und Gewerbebauland entwickelt, hat Ende Januar die Fläche &bdquo;Gütersloher Straße“ mit einer Größe von rund neun Hektar gekauft. Im Verfahren war das Gebiet bereits neben Christinen auch für anderes Gewerbe geöffnet worden. Die BBVG will es jetzt zügig für die künftige Nutzung vorbereiten. &bdquo;Die Zielsetzung ist es, schnellstmöglich ein zukunftsfähiges Gewerbegebiet zu erschließen, das dem beschlossenen Bielefelder Leitbild zur Bauleitplanung entspricht“, schreibt Ilona Hannemann, Chefin der BBVG, auf Anfrage von nw.de. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Wege soll insbesondere die Nachfrage von in Bielefeld ansässigen Unternehmen bedient werden. Die Planungen dafür sollen von September bis Frühjahr 2026 durchgeführt werden, ab Juni kommenden Jahres soll an der Gütersloher Straße gebaut werden. In Bielefeld gibt es seit Jahren nahezu keine freien Gewerbeflächen, aber rund 100 Unternehmen, die ebensolche suchen. Ein Umstand, den die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld seit Langem kritisiert. Bielefeld gilt seit Jahren als &bdquo;ausverkauft“. Zeithorizont fehlt: Ortsumgehung Ummeln hängt unendlich in der Warteschleife Stadt Bielefeld braucht theoretisch jedes Jahr mindestens zehn Hektar neue Gewerbefläche Die Stadt selbst hat die Bedarfe auf 285 Hektar hochgerechnet. Und diese Summe gibt der neue Regionalplan (2024) der Stadt Bielefeld für die kommenden Jahrzehnte als Bruttobauland für Wirtschaftsflächen vor. Die IHK geht in der Folge von &bdquo;einem ungefähren Entwicklungsbedarf von zehn Hektar plus x an neuen Gewerbeflächen für jedes Jahr aus“. Das Baugebiet Gütersloher Straße würde die Größe nahezu erfüllen. Dazu gibt es in Bielefeld Projekte, bestehende Gebiete zu vergrößern: In Ummeln sollen fast elf Hektar zum Gewerbegebiet &bdquo;Ummelner Straße/Bohlenweg“ hinzukommen. Dort wollen das Bauunternehmen Goldbeck und die Sportboden-Firma Heiler ihre Unternehmen erweitern. In Jöllenbeck soll das Gebiet Heidsieker Heide mit ebenfalls 10,5 Hektar dazukommen. Beides Entwicklungen, die noch einige Zeit dauern werden. Schneller könnte es hingegen an der Senner Straße gehen, wo auf dem ehemaligen Hof Herbermann 7,5 Hektar Gewerbefläche entstehen sollen. Allerdings fehlt dort nach vier Jahren Planung auch immer noch der endgültige Satzungsbeschluss.

Meistgelesen