Herford. Im Ravensberger Hügelland, zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Land, liegt eine über 1000 Jahre alte Stadt: Herivurth. Kaiser, Könige und Heilige wandelten auf den Straßen dieses Ortes, den wir heute unter dem Namen Herford kennen. Obermuseumsrat, Doktorand und Autor Rainer Pape fasst nach 70 Jahren Recherche die Geschichte Herfords in seinem neuen Buch "Herivurth - Herforder Geschichte aus 1200 Jahren" zusammen. In seinem Werk veröffentlicht er erstmals die Übersetzung der in lateinischer Sprache verfassten karolingischen Urkunden über die Gründung der Stadt und erzählt, wie Herford fast zu einer Autostadt geworden wäre.
"Ich möchte meiner Vaterstadt etwas zurück geben"
Der 94-jährige Historiker Rainer Pape widmete den Großteil seines Lebens der Erforschung Herfords und seiner Geschichte, obwohl er selber in Thüringen geboren wurde. "Meine Eltern kamen aus Herford und im Laufe der Recherche bin ich immer wieder auf Namen gestoßen, die mit meiner Herkunft zu tun hatten. Ich konnte meine Vorfahren bis ins 13 Jahrhundert nachverfolgen, die Handwerker in Herford waren. Das hat auch unter anderem mein Interesse vorangetrieben", erklärt Pape. Der ehemalige Leiter des Städtischen Museums und Stadtarchiv, der bereits 30 historische Bücher veröffentlichte, präsentiert in "Herivurth" Dokumente, Fotografien, Daten und Fakten, die er in 70 Jahren Arbeit angesammelt hat, für die reine Verschriftlichung hingegen hat er nur ein Jahr gebraucht. Wie auch seine letzten Bücher veröffentlicht Pape in seinem Eigenverlag, was günstiger ist, jedoch verdiene er nichts daran, was er aber auch nicht möchte: "Ich lebe seit 1936 in Herford und möchte mit diesem Buch meiner Vaterstadt etwas zurück geben".
Hanse- und Autostadt Herford
Das Buch beginnt mit der ersten, noch erhaltenen Erwähnung Herfords im Jahre 883. Pape übersetzt hier erstmals die westfälischen Urkunden von Kaiser Ludwig dem Frommen. Auch weist er die Zerstörung der Stadt durch Ungarn im Jahr 926 nach und dokumentiert ausführlich die Entstehung der Stadtgemeinde. Dabei zählte Herivurth zu einer der führenden Städte in ganz Westfalen bei der Einführung des Bürgermeisteramtes und eines Stadtrates. Mit der Werre, Weser und Aa war Herford eine aufstrebende Hansestadt, über 500 Jahre lang wurde geplant, die Werre zu kanalisieren und eine Schiffsverbindung nach Bremen zu schaffen. Jedoch wurde dem Vorhaben immer wieder Steine ins "Wasser" geworfen, die letzten Hinweise finden sich in den Akten von 1933. Im 11. Kapitel des historischen Buches "Als der "NUG" durch Herford knatterte", erzählt Rainer Pape von der spannenden Geschichte einer Autoproduktion in Herford, von der Firma Niebaum und Gutenberg. Der NUG sollte 1921 der erste Kleinwagen Deutschlands werden. Bis 1924 wurden einige 100 Wagen produziert, doch leider fiel auch dieses aufstrebende Unternehmen der Inflation zum Opfer.
Die literarische Stadtchronik "Herivurth" dringt tief in die gewichtige mittelalterliche Geschichte Herfords und bildet eine spannende Ergänzung zu Rainer Papes bisherigen Bücher über die Stadt, so wie "Sancta Herfordia" von 1979 oder "...bis fünf nach zwölf. Herforder Kriegstagebuch" von 1987. Für 17,60 Euro ist "Herivurth - Herforder Geschichte aus 1200 Jahren" in allen städtischen Buchhandlungen erhältlich.