Herford. 1989 beging die alte Reichsstadt Herford mit aufwendigem Festprogramm ihre 1200-Jahr-Feier. Von der großen mittelalterlichen Vergangenheit war im Stadtbild nicht viel übrig geblieben. Dieser Mangel wurde beim Stadtjubiläum umso schmerzlicher empfunden. Zudem begann der Archäologe Matthias Wemhoff gerade, auf dem früheren Gelände des Damenstiftes Spektakuläres zu entdecken.
Es entstand die Idee dreier Lokalpatrioten, an Orten des Geschehens künstlerisch gestaltete Denkmäler aus Bronzeguss aufzustellen. An ihnen sollte sich die Auseinandersetzung mit Geschichte entzünden. Tatsächlich werden sie für Stadtführungen gern als Anlaufpunkt genutzt. Im Jahr nach dem Jubiläum, am morgigen Samstag, 4. April, vor 25 Jahren, wurde das Fürstenau-Denkmal enthüllt. Die Abtei-stele am Münster war schon seit dem 25. März zu bewundern, der Hansebrunnen folgte Ende des Monats.
Anton Fürstenau
- Der 1593 geborene Anton Fürstenau stammt aus einem seit 1414 in Herford nachgewiesenen Theologen-, Juristen- Kaufmanns- und Ratsherrengeschlecht.
- Er lernte im Ausland den Kaufmannsberuf und handelte seit 1617 erfolgreich mit englischem Tuch.
- Fürstenau wurde 1636 Ehrenbürger, weil es ihm während des Dreißigjährigen Krieges gelungen war, durch Verhandlungen einen zerstörerischen Kampf um die Stadt zwischen kaiserlichem und schwedischem Heer abzuwenden.
- Er organisierte, letztlich erfolglos, im Kampf um überlieferte bürgerliche Freiheiten den Widerstand gegen den Kurfürsten von Brandenburg.
- Dieser hatte als Graf von Ravensberg die zuvor reichunmittelbare Stadt Herford besetzt.
Abteistele
Für die Verwirklichung eines Denkmals, das an das "segensreiche Wirken der Stiftsdamen für die Menschen der Stadt" erinnern sollte, fühlte sich Unternehmer Dieter Ernstmeier verantwortlich. Er wählte einen Standort auf Kirchengelände zwischen Münster und Kantorenhaus und entzog sich damit leidiger Diskussion, wie es sie bei den anderen beiden Werken gab.
Als Künstler wurde der international bekannte Bildhauer Ulrich Henn gewonnen, der schon das große Kreuz in der Münsterkirche geschaffen hatte. Am stilisierten Baum steigen sieben einander umschlingende Wurzelstränge zu einer in sieben Fächer unterteilten Krone empor, beschreibt Stadtführer Mathias Polster das Werk. Die sechs Bilder im Astwerk zeigen christliche Taten wie Nackte kleiden, Kranke pflegen, Hungrige speisen und Kinder den Glauben lehren.
Fürstenau-Denkmal
Das Denkmal für den Verteidiger der Reichsfreiheit der Stadt gegen den Brandenburger Kurfürsten im 17. Jahrhundert, Anton Fürstenau, (siehe Info-Kasten) finanzierte der Unternehmer und spätere Ehrenbürger Heinrich Wemhöner. Die Idee hatte ursprünglich ein Nachfahre Fürstenaus gehabt. Wemhöner beauftragte den Künstler Wolfgang Knorr mit dem Werk. Er formte eine Figur, die die Hand abwehrend Richtung Bielefeld erhebt.
Über die Ausrichtung des Denkmals habe es damals Streit zwischen Wemhöner und Historikern gegeben, berichtet Polster. Es habe auch zunächst nach seiner Aufstellung in Richtung Brandenburg gewiesen. Heinrich Wemhöner aber sah den Feind in Bielefeld. Denn der Große Kurfürst hatte als Graf von Ravensberg von dort aus Herford angreifen lassen.
Wemhöner erwies sich als ebenso tatkräftig wie Fürstenau und ließ, so hat er es Polster erzählt, das Denkmal später an einem Wochenende auf eigene Faust wieder drehen. Und so blieb es stehen.
Ein Merkmal von Knorrs Interpretation Fürstenaus ist das in mehrere Charaktere aufgefächerte Gesicht. Fürstenau sei schon zu Lebzeiten eine umstrittene Figur gewesen, die polarisiert habe, erklärt Polster.
Hansebrunnen
Die Realisierung des Hansebrunnens betrieb der in der Bürgerinitiative zur Erhaltung des charakteristischen Stadtbildes engagierte Arzt Hans Steinhäuser, der auch Spenden einwarb. Er gewann den aus Elverdissen stammenden Bildhauer Hans Spilker als Künstler. Es entstand in einem umlaufenden Band auf einem Granitsockel in Form einer Kogge eine plastische Darstellung der zur Hansezeit mit Pferd und Wagen fahrenden westfälischen Kaufleute und einer norddeutschen Hafenszene. Steinhäuser hatte sich den Alten Markt als Standort gewünscht. Nach überlanger Diskussion im politischen Raum einigte man sich auf den Platz an der Ecke Lübberstraße/Berliner Straße.