Herford. Am 31. Oktober ist Halloween. Das Gruselfest, welches ursprünglich aus Irland stammt, erfreut sich auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit. In den letzten Jahren wurde in der Nacht der Monster, Gespenster und Hexen auf Kostümpartys gefeiert, getanzt und getrunken.
Dieses Jahr jedoch schockt das Coronavirus die Menschen und neben dem Ausfall vieler Veranstaltungen beginnt ab dem 2. November der zweite Lockdown. Wer trotzdem nicht auf ein wenig Grusel und Spuk verzichten möchte, hat die Möglichkeit am Freitag, den 30. Oktober bei der abendlichen Stadtführung „Schauergeschichte(n)" durch die dunklen Gassen der Herforder Innenstadt zu spazieren und dabei schaurig-spannenden Geschichten zu lauschen.
Die beliebteste Führung der Stadt
Mit der Eröffnung des Marta Museums im Jahr 2005, plante Pro Herford mit sechs Stadtführern eine Führung, die bei der neuen Sehenswürdigkeit der Stadt starten sollte. Dabei entstand eine der meist gebuchten Führungen Herfords. „Bei den Schauergeschichten werden auch historische Fakten genannt, aber es geht dabei mehr um eine unterhaltsame Führung", erklärt Angelika Bielefeld vom Stadtmarketing. Sie selber führt am Freitag eine Gruppe von zehn Personen durch die dunklen Gassen der Innenstadt, ein Kollege übernimmt die zweite Gruppe.
„Eigentlich sind pro Gruppe immer 20 Personen dabei, aufgrund der momentanen Situation haben wir sie lieber geteilt. Natürlich sind auch alle verpflichtet sich anzumelden und eine Maske zu tragen", sagt Stadtführerin Bielefeld. Jeder der Erzähler hat dabei seine Lieblingsgeschichten und Orte, so unterscheiden sich die Führungen auch ein wenig. Alle aber starten den Rundgang am Marta Museum. Laut Angelika Bielefeld gibt es auch hierzu eine schaurige Anekdote : „Nun ja, die hohen Kosten für dieses Gebäude waren schon gruselig."
Hexenverfolgung und Dämonenvertreibung
Vom Marta Museum geht es weiter zum alten Steintor. Im 17. Jahrhundert wurde der Steintorführer ermordet, hingerichtet und geköpft von Stadtscharfrichter. Dieser lebte nur einen Steinwurf entfernt im Radewig. Auch ein Folterturm soll in dem einst düsteren und ältesten Stadtteil gestanden haben. Spannende Fragen, wie ein Scharfrichter ausgebildet wurde, wann es die letzte Hinrichtung in Herford gab und wie die Radewig beim Stadtbrand 1638 zerstört wurde, werden am Gruselabend auch gelöst. Zur Bruchbude, dem Werksverkauf der Weinrich Schokolade, gibt es amüsante Gruselfakten, die nicht ganz ernst gemeint sind.
Beim Deichtor erfahren die Teilnehmer, wie Herford im Jahre 1350 auch von der Pest heimgesucht wurde. „Hier ziehen einige Personen in letzter Zeit Parallelen zu heute, dass sich die Leute isolieren und Angst haben, auf die Straße zu gehen", erzählt Angelika Bielefeld.
Angst hatten die Menschen im Mittelalter auch vor Magie und Hexerei. Vom Wall aus blickt die Gruppe auf den Mühlenkolk an der Aa, wo vor hunderten Jahren vor allem Frauen einer Wasserprobe unterzogen wurden, um zu beweisen, dass sie keine Hexen waren.
Auch die Kinder im Waisenhaus, das der Waisenhausstraße ihren Namen gab, wurden nicht verschont und der Zauberei bezichtigt. Weiter beim Rathaus erfahren die Teilnehmer der Stadtführung etwas über die mysteriöse Ermordung des Herforder Bürgermeisters Wilhelm Busse im Jahr 1921, der bei einer Reise nach Heidelberg umgebracht wurde.
Um gegen böse Geister und Dämonen in der Dunkelheit der Nacht anzukämpfen, wurden die Glocken der Münsterkirche, direkt neben dem Rathaus, mit Gebeten verziert und läuteten zur Vertreibung der bösen Mächte besonders laut. Nach 90 schreckhaften Minuten endet der Schauerrundgang auf dem Münsterkirchplatz. Wer Lust hat, sich bei den Schauergeschichten beim Stadtrundgang zu gruseln, hat am letzten Freitag jeden Monats die Gelegenheit, an der Stadtführung teilzunehmen.Die nächste Führung findet am 27. November 2020 statt. Eine Anmeldung ist über die Tourist-Information erforderlich.