Kleine Stacheltiere in Not: Retterinnen wollen Igelstation aufbauen

Kreis Herford. Verena Falk und Angela Krieger sehen müde aus. Kein Wunder, denn sie haben - neben ihrem normalen Beruf - noch einen weiteren 24-Stunden-Job. Sie helfen Igeln. Im Februar dieses Jahres haben sie den Verein Igelhilfe Herford-OWL gegründet. Und dass es dafür einen großen Bedarf gibt, beweist die Zahl der Igel, die sie in diesem Herbst versorgen. Derzeit sind es um die 60. So viele Tiere hatten sie im Oktober noch nie in ihrer Obhut. Der Herbst ist eine schwierige Zeit für Igel. Sie müssen sich beeilen, um sich schnell genügend Fett anzufressen, damit sie den Winterschlaf überstehen. "Und Fressen zu finden wird in den Zeiten des Insektensterbens für die Igel nicht gerade einfacher", so Verena Falk. Dazu kommt, dass gerade die Jungtiere schnell zulegen müssen. Tun sie dies nicht, haben sie keine Chance, durch den Winter zu kommen. Schwache Tiere leiden zudem häufig unter Parasitenbefall, der ihnen stark zusetzen kann - mitunter mit tödlichen Folgen. Jeder Igel bekommt hier einen Namen In kleinen, selbst gebauten Boxen haben Angela Krieger und Verena Falk ihre Schützlinge, die derzeit fast täglich bei ihnen abgegeben werden, auf dem Dachboden oder in einem Kellerraum untergebracht. Bei Angela Krieger sind es derzeit 20 Igel, bei Verena Falk 40. Bei ihnen bekommt jeder Igel einen Namen. Und jedes Tier hat seine eigene tragische Geschichte. Da ist zum Beispiel der kleine Igel-Junge Stanley. "Als er zu mir kam, wog er gerade mal 74 Gramm. Und ich hätte nicht gedacht, dass er sich erholt", erinnert sich Verena Falk. Gefunden worden war Stanley von einem Mädchen in einer Siedlung. "Der kleine lief immer um seine Igelmutter herum, die tödlich verletzt war - offenbar ist das bei Baggerarbeiten auf dem Nachbargrundstück passiert. Die Mama war nicht mehr zu retten", so Falk. Stanley aber sei ein echter Kämpfer. Mittlerweile hat er sich bis auf 230 Gramm gefuttert und es geht ihm gut. Angela Krieger erzählt von Igel-Mädchen Tweety: "Die Kleine lief über eine Straße in Hiddenhausen und schrie regelrecht nach ihrer Mama." Bei Igeln erinnerten diese Laute an Vogelgezwitscher und auf dieses waren Anwohner in der Straße aufmerksam geworden und hatten die Igelhilfe verständigt. "Ich habe Tweety, die bei mir sofort diesen passenden Namen bekam, nach meiner Spätschicht noch eingesammelt. Und sie hat noch im Auto weiter gezwitschert. Erst als sie bei mir zu Hause etwas zu Fressen bekommen hatte, war sie still." Das kleine Igel-Mädchen Tweety kämpft weiter Im Gegensatz zu Stanley stellet sich bei Tweety kurze Zeit später noch ein Parasiten-Befall heraus, der schlimmere Folgen hatte. Nach einer Woche stationärer Aufnahme beim Tierarzt schien alles überwunden. "Aber jetzt scheint das kleine Igel-Mädchen auch noch eine Lungenentzündung zu entwickeln. Aber Tweety kämpft weiter. Ich hoffe, sie kommt durch", so Krieger. Die beiden Igelretterinnen können zu jedem ihrer Schützlinge eine Geschichte erzählen. Seit mehreren Jahren haben die Herforderinnen sich nun schon den stacheligen Tieren verschrieben. Seit Februar ist dei Igelhilfe Herford-OWL ein eingetragener Verein und wurde immer bekannter. "Das ist einerseits gut", sagt Verena Falk, "da wir jetzt mehr Tieren helfen können, weil die Menschen einfach wissen, wo sie Ansprechpartner haben, wenn sie ein schwaches oder verletztes Tier finden." Andererseits stoßen die beiden Igel-Freundinnen langsam an ihre Grenzen, was die Unterbringung der Patienten und die Zeit, die sie für ihre Pflege aufbringen müssen angeht. "An Privatleben ist fast gar nicht mehr zu denken", so Angela Krieger. Die Igel-Freundinnen träumen von einer richtigen Station für die Stacheltiere Deshalb haben die beiden Frauen einen Traum: "Ein Ort für eine echte Igelstation wäre super. Dort könnten wir dann mit Hilfe von Sponsoren feste Igel-Boxen einrichten und uns mit Hilfe von Ehrenamtlichen wechselweise um die Tiere kümmern", so Falk. Freiwillige, die gerne man zwei Stunden pro Woche helfen wollen, gebe es genug. Aber das sei eben in den Privathäusern schwer umsetzbar. "Eine kleine Halle, ein Haus in einem Schrebergarten oder ein kleiner Anbau - vielleicht sogar mit kleinem Außenbereich - wäre super. Wir bräuchten nur fließendes Wasser und Strom." Tiere, die eine schwierige Intensivbetreuung - zum Beispiel aufgrund einer Verletzung - bräuchten, würden die Frauen dann trotzdem noch mit nach Hause nehmen. "Aber um die Regelpatienten könnten sich Ehrenamtliche kümmern - zum Beispiel Boxen sauber machen, Füttern oder so." Wer helfen oder spenden möchte oder wer tatsächlich eine Idee hat, wie der Traum für eine Igelstation - am besten in Herford - umgesetzt werden könnte, kann sich an dei Igelhilfe Herford-OWL wenden unter Tel. 0151 - 21386210 oder per E-Mail: info@igelhilfe-herford.de. www.igelhilfe-herford.de

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