Wer mit wem? Das ist die Frage für die Herforder Ratsfraktionen

Herford. Die Kommunalwahl hat zu einer veränderten Zusammensetzung des Herforder Rates geführt. Wir haben bei den Parteien nachgefragt, in welchen Konstellationen sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen können und wer Führungsaufgaben übernimmt. CDU Größte Fraktion im neuen Rat bleibt die CDU, die aber von 17 auf 15 Ratssitze abgefallen ist. Sie kann auch deswegen nicht triumphieren, weil die Spitzenkandidatin um das Bürgermeisteramt, Anke Theisen, dem Amtsinhaber Tim Kähler von der SPD deutlich unterlegen war. &bdquo;Das alles war enttäuschend, entsprechend war die Stimmung gedrückt und niedergeschlagen", räumt der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Klaus Oehler ein. Die Christdemokraten hatten sich zur Wahlparty auf zwei Orte verteilt. Im &bdquo;Henkelmann" an der Engerstraße trafen sich die Ratskandidaten, im Bootshaus an der Werre die Unterstützer der Bürgermeisterkandidatin. Das sei der Corona-Pandemie geschuldet gewesen, sagt Oehler. Er habe mit Anke Theisen beide Lokalitäten aufgesucht. Theisen wird dem neuen Rat nicht angehören, sei aber ermuntert worden, in anderen politischen Gremien mitzuwirken. Eine Wahlanalyse möchte Oehler einer Vorsitzendenkonferenz am Mittwochabend überlassen. Dem Parteigremium gehören Vorstandsmitglieder von Stadtverband, Ortsunion und anderen Vereinigungen an. Wer die CDU-Fraktion in Zukunft führen wird, nachdem sich Wolfgang Russkamp aus der Ratsarbeit verabschiedet hat, werde in einer ersten Sitzung der neuen Fraktion am kommenden Dienstagabend entscheiden, sagt Oehler. Oehler vermutet, dass die CDU nicht der erste Ansprechpartner für SPD und SPD-Bürgermeister in Fragen einer Zusammenarbeit sei, da es mit FDP und Grünen für eine Mehrheit reiche. Ein konstruktive Zusammenarbeit hält er im Rat aber für möglich. WERNER SEEGER RAGT HERAUS Über ein herausragendes und in Herford einzigartiges Wahlergebnis von 50,70 Prozent in seinem Wahlbezirk Falkendiek-Schwarzenmoor kann sich abermals Werner Seeger von der CDU freuen. Seeger wird am 2. Oktober 72 Jahre alt und ist damit der Senior im neuen Rat. Ein Ergebnis von etwas mehr als 40 Prozent haben nur zwei anderen – Alexander Frohloff (SPD) und Oliver Galling (CDU) – erzielt. &bdquo;Ich habe einen guten Draht in die Ortsteile", so erklärt Seeger seinen Erfolg. &bdquo;Um den weitgehend ländlichen Wahlbezirk habe ich mich immer sehr gekümmert und hier schon viele Probleme mitgemacht." Seeger möchte wieder Vorsitzender des Bauausschusses werden und im Haupt- und Finanzausschuss und im Gremium des HVV bleiben. Er war bisher zudem stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender. &bdquo;Darüber müssen wir noch sprechen", sagt er. Fraktionsvorsitzender möchte er aber nicht werden. Wie sich die Mehrheitsverhältnisse im Rat zukünftig gestalten werden, müsse abgewartet werden. &bdquo;Da werden sich alle Fraktionen bemühen müssen und bedarf es viel Durchhaltevermögen", sagt er. SPD Die 14 SPD-Ratsleute wollen nächste Woche &bdquo;in Ruhe besprechen", wer die Fraktion in Zukunft führen wird, nachdem Horst Heining zur Wahl nicht mehr angetreten ist. Es gebe mehrere geeignete Kandidaten. Das sagt auf Nachfrage der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Thomas Besler, der selbst dem neuen Rat angehört. Zusammen mit anderen Ratskandidaten hat er in der Knolle den durchschlagenden Erfolg von Tim Kähler in der Stadt und von Jürgen Müller im Kreis gefeiert. &bdquo;Die Stimmung war sehr gut, als sich abzeichnete, dass Tim ohne Stichwahl durchkommt", sagt er. Davon sei bei sieben Kandidaten nicht auszugehen gewesen. Die Herforder SPD habe sich gegen den Landesstrend durchgesetzt. 13 Direktmandate seien ein starkes Ergebnis. Ein Grund sei sicher, dass Tim Kähler viel angepackt habe. &bdquo;Aber wir haben auch einen guten Wahlkampf gemacht, denn nicht jeder, der den Bürgermeister wählt, wählt auch seine Partei", meint Besler. Insbesondere die Kandidatenvideos seien gut angekommen. Wo die SPD sich eine Ratsmehrheit holen will, werde sie sehen müssen. Sie wollten mit CDU, Grünen und FDP sprechen und schauen, wo sich Schnittmengen ergeben. Dafür sei noch Zeit, denn die konstituierende Sitzung des Rates sei erst im November. BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Irene Broßeit sagt, Bündnis 90/ Die Grünen würden mit allen Parteien sprechen und sachorientiert über eine Zusammenarbeit entscheiden. Es sei schon bisher die Linie gewesen, ohne feste Koalitionen zu arbeiten. Sieben Grüne werden in den Rat einziehen, zwei mehr als bisher. &bdquo;Über das Ergebnis haben wir uns sehr gefreut", sagt Broßeit. &bdquo;Wir haben lange im Bitter ausgeharrt, weil die Ergebnisse so spät kamen." Schon am Montagabend kam die Fraktion zusammen, auch um über den Fraktionsvorsitz zu sprechen. BÜRGER FÜR HERFORD Udo Gieselmann und Marc Kohrs von den Bürgern für Herford erklären in einem Statement: &bdquo;Als unabhängige Wählergemeinschaft können wir in den nächsten Jahren mit Kompetenz und Engagement in gleicher Stärke wie bisher die Interessen der Bürgerinnen und Bürger vertreten." LISTE 2004 / Bürger Bündnis Heinz-Günther Scheffer zieht für die Liste 2004 in den Rat ein, Andreas Jotzo für das Herforder Bürger Bündnis. Beide haben keinen Fraktionsstatus, erwägen aber, eine sogenannte Zählgemeinschaft zu bilden, die ihnen einen ähnlichen Status verleiht, so dass sie in Ausschüssen mitstimmen könnten. Ein Stolperstein könnte die noch ungelöste Frage sein, welche Rolle der Vorsitzende und Bürgermeisterkandidat Richard Adriaans bei der Liste 2004 in Zukunft spielen wird. Er will Ende des Monats die Vertrauensfrage stellen, nachdem er mit seiner Einstellung zur Corona-Pandemie in die Schlagzeilen geraten war. Scheffer will in den nächsten Jahren Nina Reupke als?seine?Nachfolgerin?aufbauen. FDP Günther Klempnauer von der FDP freut sich darüber, dass die Partei mit zwei Sitzen wieder Fraktionsstatus erreicht hat. Er gratuliert Bürgermeister Kähler ausdrücklich, den seine Partei unterstützt hat, und der nun weiter fünf Jahre &bdquo;die Stadt beleben" könne. Man werde sich freuen, wenn die SPD für eine Zusammenarbeit auf die FDP zukomme. DIE LINKE Bürgermeisterkandidatin Inez Maria Déjà ist zufrieden mit ihrem persönlichen Wahlergebnis von 2,43 Prozent, auch wenn sie gern um die 3 Prozent gehabt hätte. Zufrieden ist sie auch darüber, dass es gelungen ist, zwei Ratssitze zu verteidigen. Für Gespräche mit anderen Parteien werde ihre Fraktion offen sein. Déjà glaubt aber, dass die Verhandlungen in dieser Legislaturperiode schwieriger sein werden, als beim letzten Mal.

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