Igel in Gefahr: Hilfe für die bedrohten Stacheltiere

Kreis Herford. Dass man sich um Bienen kümmern müsse, sei mittlerweile fast bei jedem angekommen. Aber dass mit dem drastischen Rückgang der Insekten auch eine Notsituation für die Tiere entstehe, denen die Natur mit Fliegen, Käfern und Schnecken den Tisch decke - soweit denken nur die Wenigsten. Verena Falk weiß, wovon sie spricht. Seit sie gemeinsam mit Angela Krieger und einigen weiteren Ehrenamtliche begonnen hat, sich um verletzte, schwache und kranke Igel zu kümmern, hat sie eine Menge zu tun. Genau aus diesem Grund ist aus dem lockeren Zusammenschluss der Igel-Helferinnen auch bereits im Februar dieses Jahres ein eingetragener Verein, die Igelhilfe Herford-OWL, geworden. "Allein im vergangenen Jahr haben wir rund 180 Igel bekommen", erzählt Angela Krieger. Und es seien Tierarzt-Kosten von 4.500 Euro angefallen. Auch in diesem Jahr haben Krieger und Falk bereits 67 Igel aufgenommen. Beide haben eine Art Igelzimmer bei sich zu Hause eingerichtet - Angela Krieger auf ihrem ausgebauten Dachboden, Verena Falk im Keller. In Boxen und kleinen Holzställen sind die meist verletzten oder schwachen Tiere dort untergebracht und werden aufgepäppelt. "Die Situation der Igel ist katastrophal" "Derzeit muss man sagen, dass die Situation der Igel mit dem Wort traurig gar nicht mehr zu beschreiben ist", sagt Verena Falk. "Es ist katastrophal. Mir sind in diesem Jahr schon einige Tiere mit Vergiftungen sozusagen unter den Händen weg gestorben." Rattengift, Stickstoff aus Düngemitteln oder das bei Gärtnern bekannte Schneckenkorn würden den Stacheltieren vermehrt zum Verhängnis. "Dazu kommen noch die Unfälle - neben Autos sind das auch häufig Mäh-Roboter", erklärt Falk, die vor allem für die vermehrten Unfälle mit Mäh-Robotern kein Verständnis hat. "Ist es denn wirklich nötig, den Roboter unbeaufsichtigt abends oder gar nachts, wenn die Igel aktiv sind, fahren zu lassen?", fragt sie. Viele Fabrikate stoppen eben nicht, wenn sie auf ein so kleines "Hindernis" träfen wie auf einen Igel. Die Ergebnisse dieses "verantwortungslosen Verhaltens", wie Falk sagt, kommen dann bei ihr und ihrer Mitstreiterin an. Tiere mit zertrümmerten Hüften, Beinbrüchen oder offenen Wunden bringen die Igel-Helferinnen zu einem Tierarzt in Herford, mit dem sie zusammenarbeiten. "Aber die Kosten für OPs müssen natürlich bezahlt werden", so Angela Krieger. Deshalb hatten sich die Frauen, die ja nun als Verein agieren können, vorgenommen, auf Sommerfesten in Tierheimen oder auch auf Weihnachtsmärkten mit Ständen um Spenden und Mithilfe bei ihrer Arbeit zu werben. Doch dann kam Corona dazwischen. "Die Pandemie macht es nicht gerade einfacher, Unterstützung zu bekommen und die Igelhilfe bekannter zu machen", sagt Angela Krieger. Ab August ist bei Igeln mit Nachwuchs zu rechnen, dann beginnt die stressigste Zeit für die Igelhilfe Zu tun hat man als Igel-Helferin übrigens das ganze Jahr über. Derzeit mit hilfebedürftigen, verunfallten Tieren. Dann, ab August, bekommen die Igel Junge und die Hochzeit beginnt. "Die kleinen Igel müssen es dann innerhalb kurzer Zeit schaffen, sich so viel Nahrung zu beschaffen, dass sie stark und vor allem schwer genug für den Winterschlaf werden", erklärt Krieger. Oftmals kommen die Igelbabys dann auch zur Igelhilfe, die mit der Befreiung von Parasiten, die den kleinen schwachen Igeln zu schaffen machen, und Spezialfutter nachhelfen und die Kleinen dann auch bei sich zu Hause durch den Winter bringen. "Dafür brauchen wir dringend immer wieder Plätze, gerne Kellerräume oder Verschläge im Garten bei Menschen, die etwas für die Wildtiere tun wollen", sagt Verena Falk. Igel gehören zu den ältesten noch lebenden Säugetieren Nach dem überwachten Winterschlaf gilt es dann nur noch, die Tiere so weit zu stabilisieren, um sie wieder auswildern zu können. "Ich finde es wichtig, dass wir Menschen uns um Tiere wie die Igel kümmern", erklärt Falk ihre Motivation für die Igelhilfe. Schließlich gehörten die kleinen Stacheltiere zu den ältesten noch lebenden Säugetieren überhaupt. Seine Vorfahren gab es schon vor 65 Millionen Jahren, in seiner jetzigen Form existiert der Igel seit 15 Millionen Jahren. "Und wenn wir nicht aufpassen, schaffen wir es innerhalb relativ kurzer Zeit, den Igel auszurotten. Dabei teilen wir uns mit den Wildtieren eine Welt und sollten Verantwortung übernehmen." In einigen Bundesländern, zum Beispiel in Bayern, stehe der Igel bereits jetzt auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Wer sich ehrenamtlich bei der Igelhilfe Herford-OWL engagieren oder den Verein mit einer Spende unterstützen möchte kann sich melden unter Tel. (01 51) 21 38 62 10 oder unter info@igelhilfe-herford.de. Auch wer einen kranken, verletzten oder schwachen Igel findet und sich unsicher ist, was damit zu tun ist, kann sich unter diesen Kontaktdaten melden.

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