Zweiter Interessent könnte Preis für Döring-Immobilie in die Höhe treiben

Herford. Der Janup gilt als ein möglicher Standort für ein OWL-Forum. Dafür benötigt die Stadt aber das Gebäude des Elektrofachmarktes Expert-Döring, für das sie ihr Vorkaufsrecht geltend machen kann. Davon hat sie bisher aber keinen Gebrauch gemacht. Und die Volksbank Bad Oeynhausen-Herford hat noch einen anderen Interessenten, sagt Frank Katzberg, Filialleiter in Herford. Es handele sich um "einen Profi aus dem Immobilienbereich". Döring und die Verwaltung hätten Gespräche geführt, sagte Katzberg. Die Volksbank habe aber kein Signal bekommen, dass die Stadt das Gebäude kaufen wolle. Den Auftrag zum Verkauf habe sie vor fünf, sechs Wochen erhalten. Mit dem neuen Interessenten, der bundesweit Immobilien erwerbe und vermiete, seien sie sich einig. Der Vertrag müsse nur noch abgewickelt werden. Rainer Döring, dem die Immobilie gehört, hält sich bedeckt: "Mehr als das, was die Volksbank gesagt hat, will ich dazu nicht sagen", erklärt er, auch nicht dazu, ob er weiterhin Gespräche mit der Stadt führe. Zurzeit befindet er sich aber sowieso im Urlaub. Die Verwaltung teilt auf Nachfrage mit: "Für einen Kauf braucht die Stadt einen politischen Beschluss, und der liegt (noch) nicht vor." Die drei Mieter im Gebäude am Janup haben langfristige Verträge Verkauft Döring an den neuen Interessenten, wird sich für die drei Mieter - den Elektronikfachmarkt Expert-Döring, den Non-Food-Discounter Action und das Sanitärhaus Westerholt - nichts ändern, sagt Katzberg. Für die drei Geschäfte gebe es langfristige Mietverträge. Genau das dürfte, neben dem Kaufpreis, eine Hürde für die Stadt bei ihrer Kaufentscheidung sein. Den Preis für das ehemalige C&A-Gebäude am Janup hatte die Volksbank bei 2,1 Millionen Euro angesetzt. Hinzu kommen sollten 3,57 Prozent Provision, also 75.000 Euro. Vor sieben Jahren hätte die Stadt die Immobilie nach NW-Informationen für etwas mehr als 750.000 Euro kaufen können. Die städtische Wohnbau WWS hatte damals schon das Vorkaufsrecht. Der Stadtrat lehnte 2013 jedoch ab - und beschloss in einer umstrittenen Entscheidung, Döring langfristig Parkplätze auf dem Janup zu überlassen. Diesen Winter beauftragte er die Verwaltung dann, mit Döring über den Kaufpreis zu verhandeln. Solche Verhandlungen sind allerdings erfahrungsgemäß wenig erfolgreich, falls es tatsächlich weitere Interessenten gibt. Das Janup-Gelände eröffnet Chancen für die Entwicklung der Radewig Rund 2,2 Millionen Euro, etwas mehr als die Gutachter errechnet hatten, musste die Stadt nach NW-Informationen kürzlich schon für die Zaky-Immobilien in Janup-Nähe zahlen. Zu ihnen gehören unter anderem Gebäude an der Kirchgasse sowie das Hotel und das Carl-Severing-Haus an der Löhrstraße. Der Eigentümer hatte jahrelang nichts investiert. Dem Verfall wollten die Herforder nicht länger zusehen. Zudem eröffnet der Kauf des Areals Chancen für die Entwicklung der Radewig: Seit dem Bau der Berliner Straße Mitte des vergangenen Jahrhunderts grenzen Hinterhöfe an die Straße. Diese offenen Flanken sind städtebaulich nie geschlossen worden. Eine Option wäre, auf dem Janup das OWL-Forum zu bauen, ein Veranstaltungshaus mit Sälen für Stadttheater und Philharmonie. Diese Idee verfolgen die ISG Radewig (neu: Quartier Radewig) und die FDP. Die benötigten Parkplätze würden die Liberalen auf dem Gelände der Sparkassen-Hauptstelle an der Berliner Straße errichten. Über eine Fußgängerbrücke über die Aa wäre das OWL-Forum gut zu erreichen, argumentiert sie. Das Döring-Gebäude müsste für das OWL-Forum abgerissen werden Für das Veranstaltungshaus brauchte die Stadt aber die Fläche des Elektromarktes am Janup, so Baubeigeordneter Peter Böhm kürzlich. Das Döring-Gebäude müsste sie abreißen. Das wäre ein kostspieliges Unterfangen. Bürgermeister Tim Kähler hält den Standort aber sowieso nicht für geeignet. Er fürchtet, dass der Neubau ein Klotz wird, der die Atmosphäre des Gänsemarkts mit seiner architektonischen Kleinteiligkeit beeinträchtigte. Stattdessen hat er das Gelände neben dem Güterbahnhof im Visier. Auch ein Neubau am Theater-Standort Mindener Straße/Hansastraße steht zur Diskussion. Vorher müsste das denkmalgeschützte Gebäude abgerissen werden. Würde es saniert, müsste die Stadt geschätzte elf Millionen Euro investieren. Und ihr blieben noch die Sanierungskosten für den Schützenhof. In der Ratssitzung im März sollen die Politiker über die Kosten für mehrere Gutachten zum OWL-Forum entscheiden. Dass die Stadt das Projekt überhaupt weiter verfolgen kann, haben SPD, Grüne, FDP und Liste 2004 entschieden. Die CDU-Fraktion stellte sich dagegen. Ihr frühes Nein kritisiert aber ein Teil ihrer Mitglieder. Eine Minderheit in der CDU-Fraktion will nach Vorlage der Fakten abwägen.

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