Ein schwerer Abschied: Die „Kaffeemühle“ in Bünde macht nach 30 Jahren dicht

Bünde. Felice Molinario blättert in zwei dicken Fotoalben. Fotos, Geschenkkarten und Zeitungsartikel erzählen darin die knapp 30-jährige Geschichte der &bdquo;Kaffeemühle“. Von der Kernsanierung des Lokals, in dem vorher eine Eisdiele zu Hause war, über die Einweihung im März 1996 bis hin zu den ersten Geburtstagen des Cafés. Auf fast allen Fotos sind Gäste zu sehen. Stammkunden, die über die Jahre mit der &bdquo;Kaffeemühle“ alt geworden sind. &bdquo;Der kommt heute immer noch“, sagt Felice Molinario und zeigt auf einen Mann auf einem Foto, aufgenommen Anfang der 2000er-Jahre. Felice und Kerstin Molinario haben die &bdquo;Kaffeemühle“ vor knapp 30 Jahren aufgebaut. Seitdem ist das rund 70 Quadratmeter große Lokal zu ihrem zweiten Zuhause geworden. Jeden Tag sind sie für ihre Gäste da, servieren Frühstück, verschiedene selbst gebackene Kuchen, Waffeln, Eis und natürlich Kaffee. &bdquo;Wir leben von unserer Stammkundschaft“, erzählt Felice Molinario im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Schließung im Dezember Ihre treuen Gäste müssen sich nun allerdings verabschieden. Am Samstag, 6. Dezember, mahlt die &bdquo;Kaffeemühle“ an der Bahnhofstraße 37 ein letztes Mal. Dann ist Schluss. Nach 30 Jahren geben die Molinarios ihr Café auf. Grund dafür ist der Verkauf des Gebäudes, in dem neben der &bdquo;Kaffeemühle“ auch der &bdquo;Salida Weltladen“ und die &bdquo;Scotch Corner Guinness & Whisky Bar“ bisher ansässig waren. Der Käufer plant etwas Neues für die Immobilie, weshalb alle Mieter im Oktober mit einer sechsmonatigen Frist gekündigt worden sind (die NW berichtete). Weil die &bdquo;Kaffeemühle“ ohnehin ab Mitte Dezember in die Winterpause gehen würde, biete sich der Zeitpunkt für die Schließung jetzt an, erklärt Felice Molinario, der von vielen Gästen &bdquo;Felix“ genannt wird. Nach einem neuen Standort für ihre &bdquo;Kaffeemühle“ wollen die Molinarios nicht suchen. Zwar hätten sie noch Lust, weiterzumachen, doch mit 77 und 62 Jahren möchte das Ehepaar nun seinen wohlverdienten Ruhestand antreten. Mehr zum Thema: Gebäude in Bünder Innenstadt verkauft: Traditionscafé, Kneipe und Weltladen müssen raus Viele Leerstände in der Bahnhofstraße Und damit blicken beide auf ein Leben in der Gastronomie zurück. Nachdem er 1968 aus Italien nach Deutschland gekommen war, half Felice Molinario seinem Vater in der Pizzeria in einer Herforder Diskothek (heute als &bdquo;GoParc“ bekannt). Später eröffnete sein Vater mit &bdquo;Riverboat“ eine Diskothek in Bünde, wo er ebenfalls aushalf. Gemeinsam mit seiner Frau Kerstin war Felice Molinario dann für das &bdquo;Flugzeugcafé“ in Preußisch Oldendorf verantwortlich. Mitte der 90er-Jahre wurde schließlich das Lokal an der Bahnhofstraße 37 in Bünde frei. &bdquo;Das war super für uns, weil wir damals schon in Holsen gewohnt haben“, erzählt der Gastronom. Und so begann die Geschichte der &bdquo;Kaffeemühle“. In den vergangenen 30 Jahren hat das Ehepaar viel erlebt, nicht nur in ihrem Café. Seit Eröffnung der &bdquo;Kaffeemühle“ hat sich die Bahnhofstraße merklich verändert. &bdquo;Früher gab es mehr Läden hier und dadurch natürlich auch mehr Kunden“, erinnert sich der Gastronom. Aufgrund vieler Leerstände an der Bahnhofstraße sei auch die Laufkundschaft deutlich weniger geworden. Auch Personalprobleme machten dem Ehepaar seit der Corona-Pandemie zu schaffen. Lesen Sie auch: Diese Geschäfte und Restaurants haben in Bünde 2025 eröffnet oder geschlossen Gäste reagieren traurig Dank ihrer Stammkunden seien die Umsätze des Traditionscafés in Bünde in den vergangenen drei Jahrzehnten aber konstant geblieben, sagt Molinario. Zu einigen Gästen haben sie eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut. Leicht fällt den Molinarios der Abschied deshalb keineswegs. &bdquo;Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Felice Molinario. &bdquo;Die Stammgäste sind meiner Frau und mir sehr ans Herz gewachsen – fast wie eine zweite Familie.“ Auch auf der anderen Seite fällt der Abschied schwer. &bdquo;Manche Gäste hatten sogar Tränen in den Augen“, sagt der 77-Jährige. Dass die Schließung bei vielen Kunden für betrübte Stimmung sorgt, wird auch beim Termin mit der NW-Redaktion deutlich. &bdquo;Das ist wirklich traurig, wo sollen wir denn jetzt hingehen?“, fragt einer der Gäste. Überraschend sind diese Reaktionen nicht. Für einige Gäste war der Besuch der Kaffeemühle ein fester Termin in der Woche. Auch viele Gruppen, Jung und Alt, kamen regelmäßig in dem Café zusammen. Das wird in Zukunft fehlen. &bdquo;Die fragen schon, ob sie zu mir nach Hause kommen können zum Kaffeetrinken“, erzählt der gebürtige Italiener und lacht. Lesen Sie auch: Bekannter Bünder Gastronom startet neu durch: So sieht sein Konzept aus Gast will Kaffeemühle stehlen Neben vielen schönen, gab es in 30 Jahren allerdings auch kuriose Geschichten mit Gästen der &bdquo;Kaffeemühle“. Einmal habe ein Mann eine Kaffeemühle stehlen wollen. &bdquo;Als der gehen wollte, hatte er auf einmal so einen dicken Bauch“, erinnert sich Molinario und lacht. &bdquo;Das kam mir komisch vor – so viel hatte er gar nicht gegessen.“ Wie sich herausstellte, war die Beule unter der Jacke des Mannes nicht auf zu viel Kuchen zurückzuführen – stattdessen versteckte er dort eine der rund 300 Kaffeemühlen, die zur Dekoration in dem Café stehen. Nicht verhindern konnte das Ehepaar stattdessen den Diebstahl einer meterhohen Deko-Eistüte, die jahrelang vor ihrem Café stand. Vor circa fünf Jahren bauten Unbekannte die rund 60 Kilo schwere Eiswaffel ab. &bdquo;Wir haben sie nie wiedergefunden“, berichtet Felice Molinario. Für diejenigen, die ohne kriminelle Energie ein Erinnerungsstück an die &bdquo;Kaffeemühle“ ergattern wollen, veranstaltet das Ehepaar am 12. und 13. Dezember ein Trödelcafé, wo sie Teile des Inventars verkaufen wollen – beispielsweise die vielen verschiedenen Kaffeemühlen, aber auch Tische und Stühle. Lesen Sie auch: Stoffladen in Kirchlengern schließt: Inhaberin geht andere Wege Pläne für die Rente Kaffee, Kuchen und andere Leckereien gibt es bei dem Abverkauf aber nicht mehr. Wer also noch einen Gutschein von der &bdquo;Kaffeemühle“ hat, sollte den bis zum 6. Dezember einlösen. Für die Molinarios wird es auch nach dem Ende der &bdquo;Kaffeemühle“ genug zu tun geben. &bdquo;Wer rastet, der rostet“, scherzt Felice Molinario. Er freut sich, künftig mehr Zeit mit seinen Enkelkindern verbringen zu können. &bdquo;Vielleicht machen wir auch gemeinsam eine Reise in meine alte Heimat“, sagt der gebürtige Italiener. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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