Herford. Klimaschutz und Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) – diese Themen stehen für die Bündnis-Grünen zur Kommunalwahl am 13. September auf einer „Muss-Liste". Dass die Partei wieder mit einer Doppelspitze in den Rat der Stadt Herford einziehen will, ist nicht ungewöhnlich.
Und wenn zum dritten Mal in Folge Herbert Even als lokale Sturmspitze zur Bürgermeisterwahl seinen Hut in den Ring wirft, ist das eher logisch, als überraschend. Bemerkenswert aber ist, dass der Herausforderer bei seiner Vorstellung am Freitag Amtsinhaber Tim Kähler persönlich in die Pflicht nimmt.
Grundsätzlich ist Herbert Even mit der Arbeit des Stadtoberhaupts zufrieden: „Der jetzige Bürgermeister hat eine ganze Menge Dynamik hervorgerufen." Allerdings vermisse der Kandidat der Bündnis-Grünen den Respekt vor anderen Meinungen. Im Rat ist vermehrt darauf zu achten, dass unnötige Konflikte vermieden werden. Ein Bürgermeister muss integrieren", sagt Herbert Even.
Bei Misserfolgen sind nicht nur einzelne Abteilungen verantwortlich
Der Geschäftsführer eines Engeraner Unternehmens (Comuna-Metall) fordert zudem eine höhere Wertschätzung des Rathaus-Personals. „Wenn Erfolge verzeichnet werden, dann sind das nicht nur Erfolge des Bürgermeisters. Und bei Misserfolgen sind nicht nur einzelne Abteilungen verantwortlich zu machen", sagt Herbert Even.
Als dritten Kernpunkt stellt der 64-Jährige die Kostenentwicklung in den Fokus. „Dem Rat sind in der Vergangenheit sehr häufig Projekte unterbreitet worden, bei denen die Kosten später höher, als vorher prognostiziert waren. Das kann nicht alles auf steigende Baupreise zurückgeführt werden. Das Management bei städtischen Großprojekten muss verbessert werden", sagt der Bürgermeister-Kandidat.
Das Wahlprogramm der Grünen beinhaltet die Stärkung des Klimaschutzes, die Verkehrswende in Herford mit einem Viertelstunden-Takt für Busse sowie eine Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, für den etwa Treffpunkte geschaffen werden sollen. Auf wirtschaftlichen Erfolg setzt die Partei ebenfalls. „Das geht aber nur, wenn er ökologisch sinnvoll ist", sagt Herbert Even.
Bündnis-Grüne können sich an der Bundespartei orientieren
Ins Rennen ums Rathaus gehen die Bündnis-Grünen erneut mit einer Doppelspitze. Sie könnten sich an der Bundespartei orientieren, der Annalena Baerbock und Robert Habeck vorstehen. In Herford ist diese Variante erprobt. In der jetzigen Legislaturperiode steht Angela Schmalhorst als Fraktionsvorsitzende Herbert Even zur Seite. Künftig soll das Irene Broßeit sein.
Die Pfarr-Sekretärin der katholischen Kirche gehört dem Rat seit 16 Jahren an und findet sich auf Listenplatz 1 wieder. Als ihren politischen Schwerpunkt nennt sie „den Sozialbereich". Im künftigen Rat hofft sie auf Unterstützung einer verjüngten Fraktion. „Allein unter den ersten sechs Listenplätze haben wir zwei Kandidaten, die um die 30 Jahre sind", sagt Irene Broßeit. Die 57-Jährige erwartet, dass der Anteil von derzeit fünf Grünen-Ratsmitgliedern anwachsen wird.
Angela Schmalhorst tritt unterdessen nach 36 Jahren im Herforder Stadtrat nicht wieder an. Herbert Even kommt auf dieselbe Jahreszahl, will aber weiter mitmischen. „Wenn Politik gestalten kann, dann macht das auch Spaß. Wir haben gezeigt, dass wir halbwegs gekonnt das Schmieden von Allianzen beherrschen und Dinge in Bewegung gebracht haben", sagt der Bündnis-Grüne, der nach Tim Kähler (SPD) der zweite – bislang bekannte – Bewerber um das Amt des Bürgermeisters ist. Ins Gespräch gebracht hatte sich ebenfalls der Innenstadtbewohner Jürgen Josting als Einzelkandidat.
Erfahrungsgemäß positionieren sich auch die Christdemokraten. Auf die Vorstellung eines geeigneten Kandidaten aber wird gewartet. Klaus Oehler als Stadtverbandsvorsitzender: „Die CDU führt aussichtsreiche Gespräche. Mit einer Person sind wir in enger Abstimmung."